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girl singing in a church in Tanzania
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„Wir hoffen und erwarten, dass die Ergebnisse dieser Konsultationen die Grundlage für weitere Reflexionen, Erlebnisse und Erkenntnisse für das zukünftige Engagement der Kirchen, ökumenischen Organisationen und aller Menschen guten Willens für Gerechtigkeit und Frieden darstellen werden“, sagte Abuom. „Wie Sie wissen, findet diese Konsultation in einer kritischen Phase der COVID-19-Pandemie in Afrika statt, die zuweilen als dritte Welle bezeichnet wird.“

Die vom Ökumenischen Rat der Kirchen und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz organisierte Konsultation ist die erste einer ganzen Reihe von Regionalkonsultationen, bei denen die Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens erörtert werden sollen – unter besonderer Beachtung von wirtschaftlichen Themen und Fragen der Existenzsicherung, Frieden und Sicherheit, Gesundheit, geschlechtsspezifischer Gewalt und humanitärer Hilfe.

Die Erklärung der 10. ÖRK-Vollversammlung zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens werde durch COVID-19 ernsthaft erschüttert, so Abuom. „Der Aufruf ging davon aus, dass wir weiterhin gemeinsam unterwegs sein würden, gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden arbeiten und beten würden in einer Welt, die so ungerecht und von Gewalt geprägt ist“, sagte sie. „Die Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, wie eng die ungerechten globalen Strukturen und Systeme miteinander verwoben sind, und sie hat uns gezeigt, wie schlecht Governance- und wirtschaftliche Paradigmen in unseren aktuellen Kontexten funktionieren.“

Vor allem aber, fügte sie hinzu, beeindrucke uns alle immer wieder, „wie resilient das Volk Gottes auch trotz all der Widrigkeiten ist“.

Die Vorstellung von ökologischer Gerechtigkeit – von einer Ökonomie des Lebens – sei gefährdet, so Abuom. „Ein wirklich gerechter Zugang zu Impfstoffen sei schon schwierig und von der zögerlichen Reaktion der Bevölkerung aufgrund mangelhafter Information brauchen wir gar nicht sprechen“, sagte sie. „Diese Konsultation ist eine gemeinsame Reise, auf der wir persönliche Geschichten ernten, über unsere Erfahrungen berichten und die gewonnen Erkenntnisse vom Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens und den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Mission der Kirche zusammentragen wollen.“

Paska Nyaboth Alfred, Friedensaktivistin und Koordinatorin der Advocacy-Arbeit beim Südsudanesischen Kirchenrat, sprach über geschlechtsspezifische Gewalt im Südsudan im Kontext der COVID-19-Pandemie. „Junge Menschen haben ihre Jobs verloren, die Schulen sind geschlossen und infolgedessen sind viele junge Mädchen schwanger geworden“, erklärte Alfred. „Die Zahl der Zwangsverheiratungen hat stark zugenommen und es war ein Anstieg der häuslichen Gewalt zu verzeichnen, insbesondere zwischen Eheleuten.“

Die COVID-19-Pandemie habe Gemeinwesen, die schon vorher mit Konflikten konfrontiert waren, weiter traumatisiert, sagt Alfred. „Sexuelle Gewalt, Vergewaltigungen und Schändungen in den Gemeinwesen haben stark zugenommen“, berichtet Alfred weiter. „Der Südsudanesische Kirchenrat hat daher Kampagnen im Radio gestartet, um geschlechtsspezifischer Gewalt entgegenzutreten.“

Der Südsudanesische Kirchenrat habe zudem Zentren für eine psychosoziale Unterstützung von Opfern und Überlebenden von geschlechtsspezifischer Gewalt eingerichtet. „Das funktioniert bisher sehr gut, weil es vielen Menschen leichter fällt, in einem virtuellen Raum über diese Themen zu sprechen und Hilfe von einem Therapeuten oder einer Therapeutin in Anspruch zu nehmen“, berichtet Alfred. „Wir müssen noch mehr solcher Zentren für psychosoziale Unterstützung einrichten und betreiben, um den Opfern und Überlebenden von geschlechtsspezifischer Gewalt auch in Zeiten der COVID-19-Pandemie zu helfen.“

Pastorin Dr. Felicidade Naume Chirinda, Pastorin im Ruhestand der Presbyterianischen Kirche von Mosambik und Präsidentin des Kirchenrates von Mosambik, sprach über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen in Mosambik und insbesondere in der Provinz Cabo Delgado.

Mosambik hatte den ersten COVID-19-Fall im März 2020 verzeichnet und schon am 1. April hatte der Präsident des Landes den Notstand ausgerufen.

„Vielleicht sind die Habgier und der Ungehorsam der Menschen die wahren Krisen unserer Zeit“, sagte Chirinda. „Die Provinz Cabo Delgado ist ein Fall für neue Untersuchungen, die unser theologisches und prophetisches Engagement für Gerechtigkeit und Frieden fordern.“

Moderiert wurde die Konsultation von Dr. Lesmore Ezekiel, dem Programmdirektor der Gesamtafrikanische Kirchenkonferenz.

Lesen Sie die Eröffnungsansprache von Dr. Agnes Abuom im vollständigen Wortlaut (in englischer Sprache)

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