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Journalists interacting with GPS 360

6. September 2022, Karlsruhe, Deutschland: Qingxin Hu und Kar Yan Mak, zwei Journalistinnen der Christian Times, navigieren dank eines „GPS 360°“-Bildschirmterminals durch die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Das Thema der Vollversammlung lautet „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“.

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In beiden Plenarhallen wurde je ein „GPS 360°“-Terminal aufgestellt, damit sich die Teilnehmenden dank eines interaktiven Videos der Vollversammlung virtuell durch den Veranstaltungsort bewegen können und aus erster Hand eine Möglichkeit kennenlernen, wie man zwischen persönlicher Präsenz vor Ort und Online-Teilnahme eine Brücke schlagen kann.

Wer online dabei ist, kann contactGPS.ch/360karlsruhe aufrufen und einen besseren Eindruck des Lebens auf der Vollversammlung und der Räume gewinnen.

Nutzerinnen und Nutzer können so verschiedene Bereiche des Veranstaltungsortes in Karlsruhe sehen. Über Popup-Funktionen können zusätzliche Informationen aufgerufen werden, wie Video-Inhalte, Tonaufnahmen mit Voice-over, Bilder-Diashows und interaktive Fragen. Die Teilnehmenden können ganz einfach klicken und ziehen, um jeden Winkel eines Videos oder eines Bildes auf ihrem Bildschirm genauer betrachten zu können.

Michel Kocher, Journalist und Theologe aus der Schweiz, leitete das Kreativteam des Projekts GPS 360°. Zum Team gehören außerdem der Softwareentwickler Yves Bresson und der Grafiker und Videokünstler Max Idje.

„Ich bin ausgebildeter Journalist und habe die Pflicht, über die Welt in ihrer unglaublichen Komplexität und Diversität zu berichten“, sagte Michel Kocher. „Wir brauchen einen derartigen Ansatz in der digitalen Welt - sie ist die Zukunft.“

„Für mich persönlich und für die Gemeinschaft könnte ich mir vorstellen, dass meine Schwestern, die nicht hier sind, auf diese Weise von einer besseren und persönlicheren Präsentation profitieren könnten“, sagte Schwester Svenja Wichmann, Ordensschwester der Gemeinschaft von Grandchamp in der Schweiz und Beobachterin auf der ÖRK-Vollversammlung. „Über 3500 Menschen sind hier, aber der Rest der Kirche ist zu Hause.“

Erweiterte Online-Möglichkeiten für den kirchlichen Dienst

Der Nutzen einer solchen Technologie für die ökumenische Bewegung ist vielversprechend. Plattformen wie GPS 360° bieten die Möglichkeit, qualitativ hochstehende, farbige und facettenreiche Begegnungen von abgelegenen Orten in belebte Städte zu bringen und umgekehrt.

Während Pandemiezeiten oder für kontinentübergreifende Versammlungen kann diese Plattform den Menschen ermöglichen, bequem auf ihrem Laptop, Tablet oder Mobiltelefon eine Veranstaltung virtuell mitzuerleben, und ihnen etwas mehr als bloß ein Foto oder ein Video bieten.

Vor der COVID-19-Pandemie ging man davon aus, dass es für ein gutes Gelingen von interreligiösem und ökumenischem Dialog nötig sei, sich physisch im selben Raum aufzuhalten.

„Es ist möglich, solche Treffen online abzuhalten“, sagte Pastor Dr. Scott Sharman von der Anglikanischen Kirche von Kanada. Er wies darauf hin, dass Teilnehmende dank 360°-Kameras in der Lage seien, mehr als nur die Rednerin oder den Redner zu sehen. „Wir können die Menschen sehen, wie sie zuhören und interagieren“, sagte er. „Es ist eine persönlichere Begegnung mit einer verbesserten Kommunikationsqualität.“ 

Andere vertraten die Meinung, neben Tagungen und Konferenzen könnte die 360°-Technologie auch für Präsentationen von Besuchen auf der ganzen Welt nützlich sein.

Pastorin Indra Grasekamp des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Deutschland sprach darüber, wie die 360°-Technologie ihr helfen könnte, die Präsentationen von ihren Besuchen bei Partnerkirchen in Südafrika und Brasilien lebendiger zu gestalten.

„Ich könnte sagen: Kommt und seht, wie es im Innern ihrer Kirche aussieht“, sagte sie. „So viel lebendiger für alle!“

Menschen im kirchlichen Dienst und Aktivistinnen und Aktivisten könnten auf diese Weise Spenderinnen und Spendern, Unterstützenden, Behördenmitgliedern und der breiten Öffentlichkeit ihre Anliegen näherbringen und eine greifbare Wirklichkeit zeigen, die sonst von unserem Vorstellungsvermögen abhängig ist.

Doch gibt es auch kritische Stimmen, beispielsweise in Bezug auf den Schutz der Persönlichkeit und den Respekt vor heiligen Räumen, um zwei Probleme zu nennen. Daneben ist das Video-Format auch nicht immer angemessen oder möglich.

„Wir bieten eine vertonte Übersetzung unserer Gebete an, und die Leute hören unsere Gebete im Livestream“, sagte Wichmann. „Videos können wir nicht machen, denn die Menschen beten individuell in ihrer Gebets-Ecke mit ihrer Bibel.“

In seiner Reformierten Kirche in Amerika bietet Pastor Zachary Pearce Menschen, die nicht persönlich an Gottesdiensten teilnehmen können, Video-Übertragungen an. Diese Technologie würde er jedoch nicht benutzen, um ein breiteres Publikum zu erreichen. „Die Menschen, die herkommen, [um Hilfe zu erhalten,] haben ein Recht auf den Schutz ihrer Würde“, sagte er.

Wenn das Tool gezielt und inklusiv genutzt wird, dann kann es eine einmalige Chance darstellen für Klimagerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Advocacy für Frieden und Versöhnung und für andere Aufgaben, dank der Möglichkeit, eine „intensive Wirklichkeit abzubilden, mit der man sich konkret befassen muss, um realen Menschen in realen Situationen zu helfen“, sagte Kocher.

Virtuelles 360°-Entdecken der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe

Livestream der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland

Fotos der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland

Die 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland