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Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen

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Das Ökumenische Seminar für Leitung, Wirtschaft und Management für eine Ökonomie des Lebens—GEM-Seminar—ist ein Programm innerhalb des Projekts Neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur (NIFEA).

„Die Pandemie machte einmal mehr deutlich, wie dringend eine neue Wirtschafts- und Finanzarchitektur vonnöten ist, die den Bedürfnissen aller Menschen unabhängig von Gesellschaftsschicht, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit gerecht wird und die gesamte Welt der Schöpfung versorgt“, sagte Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri, stellvertretende Generalsekretärin des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK).

„Vor allem beleuchten wir feministische Wirtschaftssysteme und ökologische Wirtschaftsweisen, da diese bei der Überlegung, wie wir eine andere Finanz- und Wirtschaftsarchitektur aufbauen können, von besonders entscheidender Bedeutung sind“, sagte die ÖRK-Programmreferentin für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit Athena Peralta.

Bei den 30 Teilnehmenden aus über einem Dutzend Länder handelt es sich um ökumenische und kirchliche Führungspersonen, Fürsprecher*innen für Gerechtigkeit, Wirtschaftsaktivist:innen, Geistliche und Theologiestudierende.

„Das GEM-Seminar verschafft uns eine konkrete Möglichkeit, um gemeinsam voneinander zu lernen—TheologInnen und LaiInnen, WirtschaftsexpertInnen und sozial Engagierte, und das generationsübergreifend“, sagte Sivin Kit, Programmreferent für öffentliche Theologie und interreligiöse Beziehungen beim Lutherischen Weltbund.

„Das GEM-Seminar erkennt, dass unsere Wirtschaftssysteme kontextabhängig sein müssen. Ein Großteil unserer NIFEA-Arbeit konzentriert sich zu Recht darauf, Kritikpunkte für unsere Advocacy-Arbeit zu liefern. Wir müssen auch schauen, wo diese Alternativen Fuß fassen und eine Änderung herbeiführen können“, sagte Pastor Dr. Peter Cruchley, Missionssekretär für Missionsentwicklung beim Weltmissionsrat.

Im Rahmen des kontextuellen Schwerpunkts werden die Studierenden die Büros von Brot für die Welt in Berlin sowie zwei Organisationen für Fraueninteressen, Women in Exile & Friends und Respect Berlin, besuchen.

„Soziale und persönliche Unantastbarkeit müssen zusammengebracht werden, ohne dabei die harte Arbeit auf dem politischen Parkett zu vernachlässigen, damit ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel erfolgt“, sagte Bischöfin Rosemarie Wenner, die Genfer Sekretärin des Weltrats methodistischer Kirchen.

Zu den Unterrichtseinheiten gehören Einführungen in Feministische Ökonomik; Ökologische Ökonomie, einschließlich Denkansätze zu Wachstumsrücknahme und Postwachstum; Grundlagen für einen globalen Finanz- und Wirtschaftswandel sowie Instrumente für Advocacy-Arbeit zu wirtschaftlicher Gerechtigkeit mit der Zachäus-Steuerkampagne als Fallbeispiel.

Beim Bibelstudium während der Woche geht es um "Land, Arbeitskraft, Kapital und Technologie“ sowie um „Neue Schöpfung und Neue Erde“.

„Ich finde es fantastisch, dass wir von so vielen Orten aus der ganzen Welt zusammenkommen und uns persönlich treffen können. Ich bin schon sehr gespannt darauf, etwas aus eurer Sicht und durch euren Kontext zu lernen“, sagte die Seminarteilnehmerin Helena Funk von der evangelisch-lutherischen Kirche in Sachsen.

„Ich freue mich darauf, so viel Wissen aufzusaugen, wie ich nur kann, und es dann daheim anzuwenden. Auch möchte ich mich hier vernetzen, damit ich später auf das Netzwerk zurückgreifen kann, um das Werk Gottes zu verbreiten“, sagte Seminarteilnehmer Westonio Sarien von der Ebenezer Congregational Church in Südafrika.

„In den USA haben wir viel Zeit dafür verwendet, den Schwerpunkt der geistlichen Betreuung auf die Therapie zu legen, nur um Menschen dabei zu helfen, mit dem von einem weltweit kaputten Narrativ verursachten Leid fertig zu werden, anstatt am kaputten Narrativ selbst zu arbeiten. Wir leben in diesem Narrativ, das von einer Handvoll weißer Männer gestaltet wurde, und wir brauchen ein Narrativ, das von Gott gestaltet wurde“, sagte Seminarteilnehmer Russell Meyer von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika.

In seiner Eröffnungsrede bemerkte Peter Jörgensen von Religions for Peace Europe und baptistischer Pastor in Berlin, dass sowohl „ökumenisch“ als auch „ökonomisch“ denselben griechischen Wortstamm—oikos—haben und dass „ökumenisch“ auf Deutsch gemeinsames Haus bedeute. „Sie werden erfahren, wie eine Wirtschaft so gestaltet werden kann, dass sie ein gemeinsames Haus versorgt, damit alle Menschen darin Schutz und Fürsorge finden und gut darin leben können. Anders ausgedrückt: wie sie in diesem Haus gemeinsam mit allen ein gutes Leben führen können“, sagte er.

Das GEM-Seminar begann mit einer Unterrichtseinheit zu „Wirtschaftliche Gerechtigkeit im Zentrum des Glaubens“.

„Gott misst Gesellschaften daran, wie sie die Ärmsten und Ausgegrenzten in einer Gesellschaft behandeln“, sagte Metropolit Geevarghese Mor Coorilos, der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien und dem ganzen Osten, in seinem Vortrag. „Bei einer Ökonomie des Lebens handelt es sich um ein Wirtschaftssystem, das das Wohlergehen der Armen als den Grundindex der Wirtschaft betrachtet. Sie setzt die Herrschaft Gottes über die des Mammons und des Geldes.“

„Umwelt- und Wirtschaftswissenschaft stehen immer miteinander in Verbindung“, sagte Thandi Soko De Jong in ihrem Referat. „Darin muss Gottes Shalom eine zentrale Rolle erhalten. Schamlose Konsumorientierung darf nicht Stolz und Ansehen mit sich bringen. Der Erde muss es gut gehen, wenn es uns gut geht. Das ist die Einstellung, die wir zu Gottes Schöpfung haben sollten.“

Das GEM-Seminar findet vom 4. bis 8. Juli in Berlin, Deutschland statt.

NIFEA ist eine gemeinschaftliche Leistung von Weltmissionsrat, Lutherischem Weltbund, der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Weltrat methodistischer Kirchen. Sie wird durch finanzielle Mittel aus Otto per Mille über die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen unterstützt.

Ökumenisches Seminar für Leitung, Wirtschaft und Management für eine Ökonomie des Lebens

 Neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur