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A volunteer waves a refugee boat ashore

Ein Freiwilliger lotst am 2. November 2015 ein Boot mit Geflüchteten an einen Strand in der Nähe von Molyvos auf der griechischen Insel Lesbos. Das Boot wurde von türkischen Schleppern organisiert, denen die Geflüchteten hohe Geldbeträge für die Passage nach Griechenland gezahlt haben.

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Auf dem „Brunnen“-Workshop auf der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen waren Stimmen von Kirchen in Griechenland, Bayern und der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) zu hören.

Die Veranstaltung bot Einblicke in die Reaktionen der europäischen Kirchen auf die Flüchtlingskrise, in ihre Bemühungen um Integration, und stellte die wichtige Frage, wie die Kirchen den christlichen Wert der Gastfreundschaft praktizieren.

 „Die Kirche von Griechenland spielte eine grundlegende Rolle bei der Begrüßung und Aufnahme von Geflüchteten und der Unterstützung ihrer Integration mit dem Ziel, ein friedliches Zusammenleben zum Nutzen aller und besonders im beiderseitigen Interesse der Geflüchteten und der Aufnahmegemeinschaften zu ermöglichen“, sagte Metropolit Gabriel von Nea Ionia und Filadelfia von der Orthodoxen Kirche von Griechenland.

Griechenland ist für Migrierende und Geflüchtete, die nach Europa wollen, eines der wichtigsten Einreiseländer. Seit Anfang 2015 sind mehr als eine Million Menschen in dem Land angekommen. Der Zustrom von Geflüchteten hat sich in den vergangenen Jahren jedoch deutlich verringert.

Metropolit Gabriel wies darauf hin, dass Projekte zur Unterstützung von Geflüchteten tief in den theologischen Grundlagen der griechisch-orthodoxen Tradition verwurzelt seien. Die Kirche leistet juristische und psychosoziale Unterstützung und stellt Unterkünfte für unbegleitete Minderjährige zur Verfügung.

„Jeder Mensch ist nach dem Abbild Gottes geschaffen. Deshalb ist der oder die Fremde in der christlichen Theologie weder ein Feind noch ein Widersacher, sondern ein Mitmensch, ein Bruder oder eine Schwester ungeachtet der Herkunft oder der Religion“, sagte er. 

„Die Kirche von heute und von morgen ist eine Kirche, die sich ihrer Vielfalt bewusst ist“, sagte Michael Martin vom Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. „Die Konzeption zu Flucht und Migration ist dabei ein wichtiger Baustein, denn sie öffnet den Blick auf Wahrnehmungen, Analysen und Konkretisierungen, die sich konsequent aus Gottes Verheißung des Lebens für alle ergeben.“

„Diese Konzeption erinnert Christinnen und Christen an die allen im Volk Gottes gemeinsam und gleich anvertrauten Gaben Gottes. Sie erinnert uns an Gottes Gnade und daran, dass Gott die gesamte Kirche zu Hoffnung und zum Miteinander aufgerufen hat. Aus eben dieser Erinnerung erwächst die kraftvolle Vision, das kirchliche Leben in der Einwanderungsgesellschaft als inklusive Gemeinschaft zu gestalten", fügte Martin hinzu.

Andrej Jevtic von der Serbisch-Orthodoxen Kirche erläuterte die gemeinsame Ostererklärung der CCME-Organisationen auf dem Workshop, die Europas Verpflichtung gegenüber Geflüchteten hervorhebt.

Er sprach darüber, wie die Erklärung die Antwort der europäischen Kirchen, Organisationen, Einzelpersonen und Gruppen auf den Krieg in der Ukraine untermauert und ein Manifest des Mitleids und der Solidarität mit den Menschen ist, die vor dem Krieg flüchten. Die CCME-Erklärung weist ebenfalls darauf hin, dass die EU Programme und Gesetze auf den Weg gebracht hat und damit den Geflüchteten aus der Ukraine zeigt, dass sie willkommen sind und großzügig aufgenommen werden.

Die Erklärung bedauert allerdings auch, dass einige der Geflüchteten aus der Ukraine aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Religion und ihrer Herkunft diskriminiert wurden.

Jevtic rief die Teilnehmenden an dem Workshop ebenfalls zu einem Dialog über die Frage auf, wie Appelle christlicher Führungspersönlichkeiten in einem säkularisierten Europa Wirkung zeigen können. Die Bedeutung einer interchristlichen Zusammenarbeit auf der Ebene der Gastfreundschaft und Hilfe gegenüber Migrierenden und auch das Thema Rassismus wurden erörtert.

Die Podiumsdiskussion wurde von Nikos Kouremos von der Volos-Akademie für theologische Studien geleitet.

Livestream der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland (in englischer Sprache)

Fotos von der 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland

11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland