Moderiert wurde die Diskussion von Sara Gehlin, Dozentin für Religionswissenschaften und Theologie, Wissenschaften für das Östliche Christentum und Menschenrechte am University College Stockholm. Sie dankte sowohl den jüngeren als auch den erfahreneren Fachpersonen dafür, dass sie ihr Wissen und ihre Erkenntnisse über vergangene und aktuelle Themen weitergaben.

„In meiner Forschungsarbeit als Wissenschaftlerin für ökumenische Friedenstheologie begegne ich Dietrich Bonhoeffer und verschiedenen ökumenischen Verpflichtungen sehr oft“, sagte sie.

Der deutsche lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer wurde 1906 geboren und 1945 aufgrund seines Widerstandes gegen Hitler hingerichtet. Sein Leben und Werk haben seither Generationen von Theologinnen und Theologen inspiriert.

Im September 1931 wurde Bonhoeffer zum Jugendsekretär der Internationalen Vereinigung des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen, einer Vorläuferorganisation des Ökumenischen Rates der Kirchen, ernannt.

Als junger Mann sei Bonhoeffer in den 1920er Jahren kurz an nationalistischen Gruppen beteiligt gewesen, sagte die Rednerin Victoria J. Barnett, Herausgeberin von Dietrich Bonhoeffers Werken auf Englisch, doch seine Sichtweise habe sich nach einem Jahr in New York (1930) und seinem darauffolgenden Engagement für die ökumenische Bewegung grundlegend verändert.

Barnett sagte, für Bonhoeffer seien dies Schlüsselerlebnisse gewesen, dank denen er wichtige Beziehungen pflegen und ein neues Verständnis seines Landes und seiner Kirche entwickeln konnte.

Victoria Turner, Doktorandin für Weltchristentum an der Universität von Edinburgh, ging auf Parallelen und Lehren von Dietrich Bonhoeffer für heutige junge Theologinnen und Theologen ein. Sie erörterte, wie Bonhoeffer sich dafür einsetzte, zu gewährleisten, dass junge Menschen in der ökumenischen Bewegung als gleichwertig galten.

„Für Bonhoeffer besteht der Jugenddienst nicht darin, gesonderte Räume oder Institutionen zu gestalten, sondern vielmehr, junge Menschen zu befähigen und ihnen zu helfen, ein Teil der weiteren Kirchengemeinschaft zu werden“, sagte Turner und fügte hinzu, Bonhoeffer sei der Meinung gewesen, dass junge Menschen auf allen Ebenen, lokal und international, und in vollem Umfang Teil der Kirchengemeinschaft sein sollten.

Samuel E. Murillo Torres, Pastor der Methodistischen Kirche von Mexiko und Doktorand in systematischer Theologie an der theologischen Fakultät der Universität Aberdeen, sprach darüber, was wir heute vom jungen Bonhoeffer über die Konfrontation von Ungerechtigkeit und institutionalisierter systemischer Gewalt lernen können.

Ungerechtigkeiten entgegenzutreten sei für Bonhoeffer wichtig gewesen, sagte Torres: „Es war ihm auch wichtig, zu fragen, unter welcher Autorität die Kirche sprach.“

Zum Schluss sagte Torres, laut Bonhoeffer müsse „der Diskurs der Kirche dem Diskurs von Christus, der gegenwärtig ist, entsprechen.“ Danach betrachtete Torres diese Theologie im Zusammenhang mit den Zwangsverschleppungen und der Gewalt in Mexiko.

Bonhoeffers „Verpflichtung zu Gerechtigkeit und Frieden war ein Ausdruck seines Schwerpunktes auf den Glauben und die Jüngerschaft“, sagte Nadine Hamilton, Dozentin für Systematische Theologie an der Universität Erlangen. „Er selbst machte bewusst den Schritt zur Solidarität mit allen, die unter dem schrecklichen Regime des Nationalsozialismus litten.“

Hassan Musa, Bonhoeffer-Wissenschaftler in Nigeria am ECWA Theological Seminary in Kagoro, sprach über Bonhoeffers Theologie des verantwortungsvollen Handelns sowie über den Begriff der „Andersheit“ in heutigen Kontexten in Afrika. „Die Probleme der Andersheit in afrikanischen Kontexten wurden durch verschiedene Beispiele von sozialen, politischen und religiösen Interessen umfassend und ernsthaft aufgezeigt“, sagte er. „Ich möchte meine Überlegungen auf das Engagement Bonhoeffers für die Berufung zum Frieden und zur Ordnung unter den Kirchen als eine positive christliche Antwort auf Krisen aufbauen.“

Webinar- und Diskussionsteilnehmer Keith Clements ist Autor mehrerer Werke über Bonhoeffer. Er drückte seine Wertschätzung aus für die breitgefächerten Beiträge der Rednerinnen und Redner.

„Dieses Webinar rief in Erinnerung, wie sich der junge Dietrich Bonhoeffer 1931 auf einer Konferenz im englischen Cambridge in die ökumenische Arbeit stürzte, um die Kirchen aufzurütteln, damit sie ihrer wahren Berufung folgten: Eine Kirche ohne nationale Grenzen zu sein und sich im Namen von Jesus Christus gegen Rassismus, Ungerechtigkeit und Krieg auszusprechen“, sagte Clements, ehemaliger Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen. „Gleichzeitig hörten wir von heutigen jüngeren Theologinnen und Theologen, die sich auf Bonhoeffer berufen, um sein Zeugnis in aktuellen Situationen von Ungerechtigkeit weiterzutragen.“

Das Webinar war die erste einer Reihe von geplanten Veranstaltungen zum Thema Bonhoeffer.

„Ich freue mich auf die nächsten zwei Webinare, an denen wir untersuchen wollen, welchen Einfluss Bonhoeffer über die Jahre immer noch auf das ökumenische Leben hat. Wir werden von Theologinnen und Theologen hören, die sich heute auf seine Theologie stützen, um mit Fragen, wie interreligiöse Beziehungen oder Klimawandel umzugehen“, sagte Clements.

Keith Clements ist Autor des Buches Dietrich Bonhoeffer's Ecumenical Quest (ÖRK-Veröffentlichungen, 2015), das für eine beschränkte Zeit gratis heruntergeladen werden kann.

Weitere Informationen über Dietrich Bonhoeffer's Ecumenical Quest (ÖRK-Veröffentlichungen, 2015)

Dietrich Bonhoeffer's Ecumenical Quest (ÖRK-Veröffentlichungen, 2015) hier herunterladen

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