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Prof. Dr Jürgen Moltmann speaks with the students at the WCC's Ecumenical Institute

Prof. Dr. Jürgen Moltmann im Austausch mit den Studierenden am Ökumenischen Institut des ÖRK in Bossey, Dezember 2019

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Seit Jahrzehnten veröffentlicht er Bücher, Vorträge, Präsentationen und führt Diskussionen, die bei einem breiten Zielpublikum sehr beliebt sind. Mit Themen, die vom Leben nach dem Tod über Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung reichen, leistet Moltmann unermessliche Beiträge zur aktuellen theologischen Ausbildung.

Bekannt wurde er im Jahr 1964 durch die Veröffentlichung seiner Schrift Theologie der Hoffnung mit einer Botschaft, die in den turbulenten 1960ern den Nerv der Zeit traf und die Suche nach einer besseren Zukunft anfeuerte.

Als Sohn einer unkirchlichen Familie aus Hamburg diente Moltmann in der Hitlerjugend und in der deutschen Armee als „Patriot“ im Zweiten Weltkrieg, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet. Seine Begeisterung für die Theologie wurde in einem britischen Kriegsgefangenenlager geweckt, das Besuche von ökumenischen Würdenträgern erhielt, wie zum Beispiel von Willem Visser 't Hooft, Generalsekretär des ÖRK, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade in der Gründungsphase befand.

Moltmann wandte sich vom Nationalismus und dem Schrecken der Konflikte ab.

Im Jahr 2019 teilte er diesen Aspekt seines Lebens lebhaft mit den Studenten des Ökumenischen Instituts des ÖRK. Er sprach über den Nationalismus und dass dieser ein Rückschlag für die ganze Menschheit ist.

„Die Kirche Christi ist nicht national, sondern eine Kirche aller Nationen und der gesamten Menschheit“, erklärte Moltmann den Studenten. Eines seiner aktuellen Bücher, Hope in These Troubled Times, wurde im Jahr 2019 von WCC Publications und in Nordamerika von Westminster John Knox Press veröffentlicht.

Außerdem veröffentlichte er im Jahr 2016 Der lebendige Gott und die Fülle des Lebens (WCC Publications/Westminster John Knox Press).

Moltmann wurde am 08. April 1926 geboren. Ab 1952 war er sowohl Pastor in Bremen als auch Studentenpfarrer. Nach einer Beschäftigung an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und der Universität Bonn lehrte er von 1967 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1994 als Professor für Systematische Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.

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Book signing by prof. Dr Jürgen Moltmann

Buchvorstellung von „Hope in These Troubled Times“ von Prof. Dr. Jürgen Moltmann im Ökumenischen Zentrum, Dezember 2019.

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Wir wünschen Ihnen einen gesegneten 95. Geburtstag, Prof. Dr. Moltmann…

ÖRK-Vorsitzende Dr. Agnes Abuom gratulierte Moltmann zu seinem Geburtstag. „Wir danken Gott für das Privileg, in der Andacht Ihren 95. Geburtstag mit Ihnen zu feiern“, sagte Abuom. „In diesem Jahr läuft die Feier etwas anders ab, und durch Ihre Schriften und Ihre Spiritualität bleiben Sie ein Geschenk für viele Menschen.“

In dieser historischen Zeit, in der sich der gesamte Globus im Lockdown befindet, sind viele Menschen auf der ganzen Welt verzweifelt und haben nur eine verschwommene Vorstellung von der Zukunft, gibt Abuom zu Bedenken und spricht so Moltmanns Theologie der Hoffnung noch mehr Bedeutung zu. „Wenn wir also Ihren 95. Geburtstag feiern und Ihnen dazu gratulieren, werden wir ermutigt, unsere Pilgerreise für Gerechtigkeit und Frieden inmitten von vielen Herausforderungen fortzusetzen“, fuhr sie fort.

Der geschäftsführende Generalsekretär des ÖRK, Pastor Prof. Dr. Ioan Sauca, verkündete, dass der 95. Geburtstag von Moltmann ein Anlass ist zur Freude und zu einer tiefgründigen Rückschau auf die vielen Beiträge Moltmanns in so vielen Jahrzehnten. „Durch seinen tiefen Einfluss auf die neuen Generationen von Theologen hilft Prof. Dr. Jürgen Moltmann weiterhin dabei, das Christentum in der heutigen Welt umzuformen“, sagte Sauca. „Egal, ob die Menschen seine Theologie durch die persönliche oder politische Brille sehen, es gibt einen leuchtenden Fixpunkt, der uns heute, vielleicht mehr als je zuvor, am Herzen liegt: die Hoffnung.“

S. E. Metropolit Gennadios von Sassima, stellvertretender Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, erinnert sich daran, wie er Moltmann in den 1980ern im Rahmen ihrer gemeinsamen Arbeit mit der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des ÖRK getroffen hatte.

Metropolitan Gennadios reflektierte, wie Moltmann darauf beharrte, dass Theologie eine Vision und ganz bewusst immer einen ökumenischen Charakter haben muss. „Eine weitere Erkenntnis, die sowohl die Form als auch die Inhalte von Moltmanns Arbeiten geprägt hat, ist die Idee, dass die gesamte Theologie politisch ist und der Vorgang des Theologisierens und die daraus entstehende Theologie wesensgemäß politischer Natur sind“, erklärte er. „Er hat ein ganz besonderes Charisma, Menschen zu begeistern, und er hat den Respekt und die Anerkennung anderer konfessioneller Theologien wie der orthodoxen Kirche.“

Pastorin Dr. Susan Durber von der Taunton Vereinigten Reformierten Kirche und Vorsitzende der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK, sinniert über die „leuchtenden Edelsteine“ in Moltmanns Theologie. „In Der gekreuzigte Gott war seine Darstellung des Gottes, der mit uns leidet, gewiss eine richtungsweisende theologische Arbeit des zwanzigsten Jahrhunderts, die er sowohl mit seinem Körper als auch mit seinem Herzen geschrieben hat“, erläuterte Durber. „Und seine späteren Aufsätze über die Zukunft der Schöpfung treffen den Nerv des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Wir danken für diesen treuen Diener Gottes, dessen Stimme so klar im Rahmen seiner jahrzehntelangen Arbeit verlautbar ist.“

Der Dekan des Ökumenischen Instituts in Bossey, Pastor Fr. Dr. Lawrence Iwuamadi, erinnerte sich an den Besuch Moltmanns bei den Studenten in Bossey im Jahr 2019. „Seine Botschaft der Hoffnung, der Bedeutung der Werte unserer menschlichen Gemeinschaft und der gesamten Schöpfung war eine überzeugende Botschaft eines Neunzigjährigen, der allein eine sechsstündige Zugfahrt von Tübingen nach Genf absolvierte“, sagte Iwuamadi. „Gott möge ihn an seinem 95. Geburtstag segnen.“

Dr. Antje Jackelén, Erzbischöfin von Uppsala und Primas der Kirche von Schweden, erkennt die theologische und spirituelle Inspiration Moltmanns in so vielen Teilen der Welt sowohl mit Ehre als auch Freude an. „Seine resolute Entschlossenheit, den theologischen Weg mit Leidenschaft für den Weg des Evangeliums und der Welt zu gehen, ist vorbildlich“, so Jackelén. „Ich habe lebhafte Erinnerungen an sein Seminar über die Theologie der mystischen Erfahrung in den 1970ern!“

Pastor Dr. Odair Pedroso Mateus, kommissarischer stellvertretender Generalsekretär des ÖRK und Direktor der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK, gibt an, dass er Moltmanns Geburtstag in Verbindung mit drei Elementen feiert. „Erstens seine Verbindung zur Befreiungstheologie. Im Nachhinein betrachtet war Moltmanns Debatte mit den lateinamerikanischen Theologen in den 1970ern weniger eine Polarisierung als vielmehr eine freundliche Uneinigkeit im Rahmen einer gemeinsamen Verpflichtung zur menschlichen Emanzipation“, legte er seinen Standpunkt dar. „Zweitens war er als Mitglied der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK entschlossen, ökumenische Erfolge zu sehen.“

Dies führte Moltmann gemeinsam mit Lukas Vischer dazu, ökumenische Konsultationen über den Ausgang des Heiligen Geistes (Filioque) abzuhalten, die ihren Höhepunkt 1979 im Klingenthal-Memorandum fanden, fügte Mateus hinzu. „Und drittens forderte er Ökumeniker heraus, über die Grenzen der Einheit in einer versöhnten Verschiedenheit als Modell einer Union nachzudenken mit dem aufschlussreichen Namen ‘die schlafende Pille der ökumenischen Bewegung’.“

Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, vorsitzender Bischof der norwegischen Kirche und ehemaliger Generalsekretär des ÖRK, ist der Ansicht, dass Moltmann der Arbeit der ökumenischen Bewegung bei ihrer Suche nach Einheit im Glauben, Leben und der Verkündigung eine theologische Bedeutung gegeben hat. „Er hat vielen Kirchen und Christen auf der ganzen Welt den Mut gegeben, zu hoffen und diese Hoffnung weiterzugeben in ihren Bemühungen und ihrem Glauben an den dreieinigen Gott“, erklärte Tveit. „Insbesondere hat er der ökumenischen Bewegung bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit und Frieden als unserem wahrhaften Ausdruck unserer gemeinsamen christlichen Berufung und Mission geholfen.“

Tveit fügte hinzu, dass der ÖRK mit den Werken Moltmanns ein großes Erbe besitzt. „Generationen von Ökumenikern und Theologen wurden von ihm inspiriert, Theologie zu leben, und neue Generationen werden ihnen folgen.“

Bischöfin Petra Bosse-Huber von der Evangelischen Kirche in Deutschland wünschte Moltmann einen gesegneten Geburtstag. „Sie haben sich Ihr gesamtes Leben lang mit ökumenischen Themen beschäftigt und wurden zu einem meiner bevorzugten theologischen Lehrer sowie zu einem inspirierenden Vorbild für meine eigene ökumenische Reise“, führte Bosse-Huber aus. „Wir brauchen Ihre ‘Theologie der Hoffnung’ als Quelle für die spirituelle Kraft in jeder Kirche weltweit und ebenso für die wichtige Arbeit des ÖRK in diesen dramatischen Monaten. Wir danken Gott für Ihre lebenslange Arbeit!“

Pastor Dr. Chris Ferguson, Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, sagte, dass Moltmann eine der wichtigsten theologischen Stimmen bei der Führung der Bekennung und Bezeugung unserer globalen christlichen Familie ist. „In seiner Rede bei unserer Tagung des Allgemeinen Rats 2017 erklärte er: 'Ich sehe, wie weltweit eine umfassende, lebensbejahende Theologie entsteht...' Für seine entscheidende Rolle bei diesem Entstehen danken wir dem Gott des Lebens.“

Der ehemalige Herausgeber im ÖRK J. Michael West erinnerte sich an die Zusammenarbeit mit Moltmann bei vielen Büchern, und zu den beiden Büchern, die er mit WCC Publications veröffentlichte, sagte West, dass sie „so direkt relevant für die Themen und Belange der Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens waren und so fokussiert auf den Gott des Lebens und auf das Umdenken für die Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten. Sie haben ihm auch dabei geholfen, ihn wieder in Verbindung zu bringen mit seiner ökumenischen Heimat beim ÖRK, zu dem er so viele Jahrzehnte seinen Beitrag geleistet hat.“

Auch Bischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, gratulierte Moltmann. „Jürgen Moltmann ist einer der weltweit bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts“, sagte Bedford-Strohm. „Bis heute gibt er seine Ideen und Gedanken an die jüngere Generation weiter.“