Bischof Angaelos der Koptischen Orthodoxen Kirche hat etwas Autoritäres an sich, wenn er über Flüchtlinge und Christen im Nahen Osten spricht.
Er ist in Kairo geboren und gehört zur Diaspora des Nahen Ostens und Afrikas. Heute ist er Generalbischof der Koptischen Orthodoxen Kirche im Vereinigten Königreich.
Am 18. Januar sprach er an der hochrangigen Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Vereinten Nationen über die Flüchtlingskrise in Europa.
„Wir sprechen nicht von Menschen, die einen wenig begüterten Vorort verlassen, um in einen wohlhabenderen Bezirk zu ziehen, weil sie auf der Suche nach einer besseren Lebensqualität sind; es geht hier um Menschen, die kriegsgebeutelte, verarmte und konfliktgeladene quasi anarchische Staaten verlassen, um Schutz und Sicherheit für sich und ihre Familien zu suchen.“
Bischof Angaelos bemerkte: „Dies ist ein Problem, das den Umfang einer Einzelperson, einer Kirche, eines Staates oder einer Organisation übersteigt. Deshalb ist eine Zusammenarbeit unsererseits das Mindeste, das wir tun können und sollten.“
Die Tagung vom 18. und 19. Januar wurde vom ÖRK ausgerichtet, in Zusammenarbeit mit UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNFPA, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, und dem Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, UNHCR.
Als Kind emigrierte Angaelos mit seiner Familie nach Australien, wo er seine Kindheit und seinen ersten Lebensabschnitt verbrachte.
Nach dem Studium kehrte er im Jahr 1990 nach Ägypten zurück, wo er dem Kloster des Heiligen Bishoy in Wadi-El-Natroun beitrat und später von Papst Shenouda III. zum Mönch geweiht wurde.
Nun steht er seiner Kirche im Vereinigten Königreich vor und ist daneben Vorsitzender von Churches Together in Britain and Ireland (CTBI).
„Bei CTBI konzentrieren wir uns in den nächsten drei Jahren auf das Thema Flüchtlinge“, sagte der Bischof.
Er betonte die Wichtigkeit der Rolle der Kirche bei der Flüchtlingshilfe.
„Wir als Kirche sind die größte Nichtregierungsorganisation der Welt, doch sind wir weit mehr als nur das — wir sind der Leib Christi.“
„Es sind nicht gesellschaftliche Konventionen oder internationale Verordnungen, die uns zusammenhalten, sondern eine biblische Weisung; das Gebot, dass wir als Leib Christi leben sollen, als ein Leib mit einem Haupt, und wenn ein Glied leidet, so leiden wir alle mit, und wenn ein Teil in Gefangenschaft ist, so sind wir alle in Gefangenschaft“, sagte Angaelo.
Er schlug eine Lösung vor. „Wir als Ökumenischer Rat der Kirchen vertreten diese Kirchen vor Ort im Nahen Osten. Über die letzten Monate und Jahre hinweg habe ich mit vielen Menschen gesprochen. Ich habe Erbil besucht, war an der griechisch-mazedonischen Grenze und werde bald Flüchtlingslager in Jordanien besuchen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass Christen nicht registriert sind“, sagte Bischof Angaelos.
„Wir müssen unsere kirchlichen Netzwerke vor Ort nutzen, um bei der Registrierung zu helfen.“
„Die Kirchen vor Ort haben seelsorgerische Kenntnisse, Erfahrung, Respekt, Integrität und genießen das Vertrauen ihrer Gemeinschaften. Menschen, die nicht registriert sind, sind doppelt benachteiligt: Sie werden aufgrund ihrer Religion verfolgt, als Christen oder einer anderen Religion angehörend, und haben zudem nicht gleichberechtigten Zugang zu internationalen Programmen.“
Der Bischof sprach den Rückgang der Christen im Nahen Osten an.
„Wo die christliche Bevölkerung im Nahen Osten einst 25 Prozent ausmachte, liegt sie heute bei fünf Prozent, wobei tragischerweise vier dieser fünf Prozent in Ägypten leben.“
„Unser Schweigen als Kirchen, Staaten und als weltweite Gemeinschaft ist ein Faktor, der dazu beigetragen hat. Wir haben die Schwelle der menschlichen Würde herabgesetzt; solange betroffene Menschen nicht sterben, ist eine Situation annehmbar geworden..., doch ist es an uns, für diejenigen einzustehen, deren von Gott gegebenen Rechte und Freiheiten verletzt werden.“
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(ÖRK-Pressemeldung vom 7. Januar 2016)
Fotos der Konferenz und von Flüchtlingen in verschiedenen europäischen Ländern stehen zum kostenlosen Download bereit auf photos.oikoumene.org
Videoaufnahmen der Rede des Bischofs und anderer Redebeiträge finden Sie im YouTube-Kanal des ÖRK
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