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„Die ärmsten Länder haben am meisten mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen.“ Hier: ein Viehzüchter in einem ausgetrockneten Flusslauf. © Sean Hawkey/ÖRK

„Die ärmsten Länder haben am meisten mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen.“ Hier: ein Viehzüchter in einem ausgetrockneten Flusslauf. © Sean Hawkey/ÖRK

Der Klimawandel verursacht ernstzunehmende Umweltprobleme, die es immer schwerer machen, den aktuellen und zukünftigen Nahrungsmittelbedarf zu decken. Die ärmsten Länder mit dem geringsten CO2-Ausstoß spüren die Auswirkungen des Klimawandels am stärksten. Seit vielen Jahren ist das Recht auf Nahrung für viele Parteien, Kirchen und ökumenische Delegationen in Klimaverhandlungen ein wichtiges Thema.

Ernährungssicherheit heißt das Schlagwort, mit dem ausgedrückt wird, dass ausreichende, sichere und nahrhafte Lebensmittel für ein gesundes und aktives Leben vorhanden sind und fair geteilt werden. Aber wir können nicht über Ernährungssicherheit diskutieren, ohne die Landwirtschaft einzubeziehen.

Das Klimaabkommen, das aktuell auf der 21. UN-Klimakonferenz in Paris verhandelt wird, erwähnt Landwirtschaft mit keiner Silbe, und es ist unwahrscheinlich, dass sich dies jetzt noch ändern wird.

„Die Tatsache, dass Ernährungssicherheit in dem Abkommen nicht ausdrücklich erwähnt wird, ist bedauerlich“, sagte Mattias Söderberg, Sprecher des ACT‑Bündnisses auf der Klimakonferenz, und erklärte die aktuelle Lobby-Strategie der religiösen Organisationen in Paris.

„Momentan tun wir hier alles was wir können, um ein Abkommen zu erreichen, das sich vor allem auf Anpassung konzentriert. Das ist die oberste Priorität für die Agenda der Ernährungssicherheit und das Recht auf Nahrung“, sagte er. „Wenn wir nicht lernen, uns an den Klimawandel anzupassen, wird es zu einer gewaltigen Ernährungskrise kommen“, fügte Söderberg hinzu.

Der Klimawandel wirkt sich direkt auf die Lebensgrundlage marginalisierter Gemeinschaften, Bauern und Fischer aus, die für die weltweite Ernährungssicherheit von essentieller Bedeutung sind.

Stephanie McDonald, Strategieberaterin der kanadischen Saatgutbank, findet, dass trotz der fehlenden Erwähnung der Landwirtschaft im Entwurf des Pariser Abkommens gute Anzeichen für die Ernährungssicherheit zu finden seien.

„Wir freuen uns, dass in der Mehrheit der eingereichten nationalen Verpflichtungserklärungen die Landwirtschaft erwähnt wird“, sagte sie. „Somit wird die Landwirtschaft als eine Lösung zur Reduzierung der Emissionen anerkannt.“

Auch wenn sich die Länder um Schadensbegrenzung bemühen, gibt es Menschen, die sich den Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt stellen müssen.

„Es ist eine alarmierende Tatsache, dass wenigstens 70 Prozent der Menschen, die an chronischem Hunger leiden, in ländlichen Gebieten in Entwicklungsländern leben; und die Mehrheit davon sind Kleinbauern“, sagte McDonald.

Außerdem führt der Klimawandel zu häufigeren Wetterextremen, verändertem Regenfall und mehr Dürren. Für die Kleinlandwirtschaft, von der die Mehrheit der Menschen in den bedürftigsten Regionen der Welt lebt, sind diese Veränderungen eine enorme Bedrohung.

Ein deutlicher Rückgang des Ernteertrags wird mit dem Temperaturanstieg in Verbindung gebracht. Nach Schätzungen des UN-Weltklimarates IPCC werden aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels in den nächsten 35 Jahren die Reis-, Weizen- und Maiserträge an manchen Orten um bis zu 50 % abnehmen.

Dr. Manoj Kurian, Koordinator des Globalen Ökumenischen Aktionsbündnisses (EAA) des Ökumenischen Rates der Kirchen, betonte die wichtige Rolle, die eine agrarökologische Landwirtschaft in der Zukunft spielen müsse.

„Diese Art von Landwirtschaft verursacht weit weniger Umweltschäden als industrielle Landwirtschaft. Außerdem führt sie zu höherer Artenvielfalt, was wiederum weniger anfällig für Auswirkungen der Erderwärmung macht“, sagte er.

„Außerdem: Wenn wir den Klimawandel nicht begrenzen, wird der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels zur Überflutung niedriger Küstengebiete und Inseln führen. Die Existenzgrundlage von Siedlungen in niedrig gelegenen Gebieten wäre bedroht, und somit auch der Fischfang. Darüber hinaus ginge durch das Salzwasser landwirtschaftliche Anbaufläche verloren“, fügte er hinzu.

Kirchliche und ökumenische Delegationen auf der Klimakonferenz betonen immer wieder, dass Ernährungssicherheit nicht bei der Sicherung der Nahrungsproduktion und -verteilung aufhöre. Entscheidungen und Maßnahmen dürften sich nicht am Markt orientieren, sondern müssten an politischen Prioritäten, Wissen und Möglichkeiten der Planung und Überwindung des Klimawandels ausgerichtet sein.

Wie auch immer die Klimakonferenz ausgeht, wird EAA weiterhin Lobbyarbeit betreiben, um den Zugang aller Menschen zu ausreichender Nahrung sicherzustellen. Beispielsweise setzt sich die Kampagne „Nahrung für das Leben“ des EAA dafür ein, durch internationale Politik gerechte und nachhaltige Ernährungssysteme zu fördern, ausgehend von einem rechtebasierten Ansatz angemessene Ernährung zu fördern, örtliche Ernährungssysteme zu verbessern und zu Aktionen und Diskussionen zur Nahrungsgerechtigkeit aufzurufen.

Weitere Informationen zur Kampagne „Nahrung für das Leben” (in englischer Sprache)

„Niemand darf auf der Strecke bleiben“ – COP 21 muss sich mit den Klimarisiken für die Ärmsten beschäftigen (ÖRK-Pressemitteilung vom 7. Dezember)

COP 21: „Ein Moment der Wahrheit” (ÖRK-Pressemitteilung vom 1. Dezember)

Ergebnisse des UN-Klimagipfels sind von enormer Wichtigkeit für die Zukunft der Welt (ÖRK-Pressemitteilung vom 26. November, in englischer Sprache)

ÖRK: Bewahrung der Schöpfung und Klimagerechtigkeit