Unter dem Thema „Leading in the Age of Misleading: The Role of Churches in Countering Disinformation“ (Führung im Zeitalter der Irreführung: Die Rolle der Kirchen im Kampf gegen Desinformationen) haben sich in Tallinn kirchliche Medien- und Kommunikationsfachleute aus zwölf europäischen Ländern versammelt. An den drei Konferenztagen gab es Keynotes, Workshops, Diskussionen und einen regen Gedankenaustausch zwischen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen über beste Praktiken.
Die Konferenz wurde ausgerichtet von der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK). Auf der Grundlage der in Estland gesammelten Erfahrungen sprach Most Rev. Urmas Viilma, Erzbischof der EELK und Präsident des Estländischen Kirchenrates, auf der Konferenz über Sicherheit und Religionsfreiheit an der Grenze zwischen Ost und West.
„Die Kirche sollte ein Ort des geistlichen Wohlbefindens sein, aber wenn die Kanzel zu einem Sprachrohr der politischen Propaganda wird, dann werden die Menschen gezwungen, sich zwischen ihrem Glauben und ihrer Loyalität als Bürger und Bürgerinnen zu entscheiden“, sagte Erzbischof Urmas Viilma. „Wie kann ein demokratischer Staat sich selbst vor einer Bedrohung seiner Sicherheit schützen und dabei das Gebot der Religionsfreiheit beachten?“
Der Erzbischof fügte hinzu, dass die Antwort Estlands in der Ausgewogenheit bestehe; dies beinhalte die Herausforderung, „unsere Freiheit ohne Naivität zu verteidigen und unsere Sicherheit zu schützen, ohne Menschenrechte zu kompromittieren.“
Most Rev. Urmas Viilma, Erzbischof der EELK und Präsident des Estländischen Kirchenrates, sprach auf der Konferenz ECIC 2025 über Sicherheit und Religionsfreiheit an der Grenze zwischen Ost und West.
Die Konferenzteilnehmer und -teilnehmerinnen konnten sich über die Erfahrungen der estländischen Nichtregierungsorganisation Propastop informieren, deren Delegierter über die wichtigste feindselige, gegen Estland gerichtete Propaganda berichtete. Gleichzeitig stellte er effektive und ethisch unbedenkliche Gegenmaßnahmen vor, die sich an Nachrichtenredaktionen und Kommunikationsfachleute richten.
Die Investigativjournalistin Inga Spriņģe, Gründerin des Baltic Center for Investigative Journalism (Re:Baltica), referierte darüber, warum das Publikum heute mehr an reißerischen Geschichten als an Tatsachen interessiert ist, und berichtete über aktuelle Desinformationstrends in den Baltenrepubliken und über die Psychologie, die diese irreführenden Erzählungen so effektiv macht.
Desinformationen sind aber nicht allein das Werk feindlicher Akteure – sie können auch aus vertrauenswürdigen Institutionen kommen, sogar aus den Kirchen. Matthew Batten, Kommunikationsdirektor der Kirche in Wales, UK, berichtete in seiner Keynote „Wenn offizielle Nachrichten in die Irre führen: Digitaler Aktivismus und der Kampf für die Wahrheit in der Kirche“ über die Antwort der Kirche von England auf den Untersuchungsbericht ‚Makin Review‘ als ein frappierendes Beispiel dafür, wie eine geschlossene, hierarchische Kommunikation Fehlinformationen befeuern kann, und wie digitaler Aktivismus Autorität neugestalten kann. Die Teilnehmenden der Konferenz konnten sich über praktische Strategien zur Widerlegung irreführender Narrative informieren, über transparentes Handeln und wie man wieder Vertrauen in Kirchen gewinnt, wenn diese versuchen, in einem Zeitalter der Desinformation glaubwürdig die Wahrheit zu bezeugen.
Die Teilnehmenden der ECIC 2025 haben das Briefing Centre in Estland besucht, etwas über die Digitalisierung der estländischen Bevölkerung und die damit verbundenen größten Erfolgsgeschichten erfahren, und konnten sich über das Know-how des Landes und seine Expertise in digitalen Dienstleistungen informieren.
Die Teilnehmenden gingen der Frage nach, warum die Landschaft der sozialen Medien heute fragmentierter und auch fragiler ist als jemals zuvor.
Ein Workshop mit dem Titel „Soziale Medien in Zeiten der Ungewissheit: Umgang mit Fragmentierung, Ethik und Strategien“ unter der Leitung von Lari Lohikoski, Leiter der Abteilung Online-Kommunikation der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands, befasste sich mit den wichtigsten dynamischen Entwicklungen, die das Umfeld der sozialen Medien heute bestimmen.
Die Teilnehmenden tauschten ihre Erfahrungen und Perspektiven aus unterschiedlichen nationalen Kontexten aus und diskutierten darüber, wie Kommunikationsstrategien entwickelt werden könnten, die nicht nur intelligent und effektiv, sondern auch ethisch und resilient in unsicheren Zeiten sind.
Während der Konferenz besuchten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der ECIC 2025 auch das e-Estonia Briefing Centre, das das Konzept e-Estonia umsetzt und das Know-how des Landes und das Fachwissen im Bereich digitaler Dienstleistungen fördert. Kommunikationsfachleute aus zahlreichen europäischen Ländern konnten etwas über die zugrundeliegenden Mechanismen der Digitalisierung der estländischen Bevölkerung und ihre größten Erfolgsgeschichten z. B. in den Bereichen e-Governance, e-Residency und Cybersicherheit erfahren.
Die Europäische Christliche Internetkonferenz (ECIC), die vor 20 Jahren zum ersten Mal stattfand, ist ein Treffpunkt für eine Vielzahl unterschiedlicher digitaler Profis – ob Online-Pastoren, digitale Strategen und Content-Creators oder Web- und Social-Media-Manager usw. Sie repräsentieren ein breites Spektrum von Kirchen und christlichen Organisationen und stehen für die vielfältigen Möglichkeiten, wie sich das Christentum auf dem Kontinent präsentieren kann.
Fotos von der ECIC 2025 in Tallinn, Estland
Mehr Informationen über die Europäische Christliche Internetkonferenz (ECIC) (in englischer Sprache)
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der jährlichen Europäischen Christlichen Internetkonferenz (ECIC) in Tallinn, Estland, kamen aus Finnland, Schweden, Dänemark, Deutschland, Belgien, Österreich, der Schweiz, Italien, dem Vereinigten Königreich, Polen, Lettland und Estland.