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Teilnehmende der ÖRK-Zentralausschusstagung in Genf.

Teilnehmende der ÖRK-Zentralausschusstagung in Genf.

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Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), das höchste Leitungsgremium der Organisation, hat vom Thema „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ inspiriert die Ausrichtung der Arbeit des ÖRK von 2014 bis 2017 festgelegt.

Der Zentralausschuss, dessen 150 Mitglieder aus allen Regionen der Welt stammen, hat seine Tagung in der Zentrale des ÖRK in Genf (Schweiz) am 8. Juli 2014 beendet.

Das Thema, „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“, gründet auf der Botschaft der 10. Vollversammlung des ÖRK, die im November 2013 in Busan, Republik Korea, stattgefunden hat: „Wir wollen den Weg gemeinsam fortsetzen. Herausgefordert durch unsere Erfahrungen in Busan rufen wir alle Menschen guten Willens dazu auf, ihre von Gott gegebenen Gaben für Handlungen einzusetzen, die verwandeln. Diese Vollversammlung ruft euch auf, euch unserer Pilgerreise anzuschließen.“

Neue Anliegen der weltweiten Kirche

Im Zentrum dieser Tagung standen die Erneuerung des Engagements der Kirchen für die Einheit der Christen und die Solidarität mit Kirchen in Konfliktsituationen. Länder, in denen die Arbeit der Kirchen für Gerechtigkeit und Frieden mit hoher Priorität vorangetrieben wird, sind u. a. die Demokratische Republik Kongo, der Südsudan, Nigeria, Syrien, Israel und Palästina. Auch wurden Strategien entwickelt, um die Arbeit der Kirchen zur Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel zu fördern.

Weitere wichtige Themen während der sechstägigen Tagung waren der Klimawandel, ökologische und wirtschaftliche Gerechtigkeit sowie die gemeinsame Nutzung von Ressourcen unter den Kirchen.

In ihrer Rede am ersten Tag der Tagung betonte die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Dr. Agnes Abuom, die Notwendigkeit einer stärkeren Beteiligung der Jugend in der ökumenischen Bewegung.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit hob in seinem Bericht sowohl die Bedeutung des ökumenischen, interreligiösen und ekklesiologischen Dialogs als auch der christlichen Mission hervor. Er wies auf die Notwendigkeit hin, die Unterstützung für Flüchtlinge und Vertriebene   sowie die Bemühungen der Kirchen im Umgang mit der HIV/AIDS-Problematik auszubauen.

Im Streben nach „Gerechtigkeit und Frieden“ ermutigte Tveit zu einer stärkeren Beteiligung von jungen Menschen, Frauen und Menschen mit Behinderungen in den Kirchen.

Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens trotz Hürden fortsetzen

Pastorin Prof. Dr. Sang Chang, ÖRK-Präsidentin für Asien, unterstrich die Bedeutung der Botschaft der ÖRK-Vollversammlung für die Arbeit des ÖRK und seiner 345 Mitgliedskirchen in aller Welt.

Sie sagte, „Wir Christen sind aufgerufen, friedfertig zu sein (Matthäus 5,9). Als weltweiter Leib der an Jesus Christus Gläubigen hat sich der ÖRK stets für die Stiftung von Frieden eingesetzt.“

„Von der Vollversammlung in Busan ausgehend haben wir uns auf einen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens gemacht. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass es Herausforderungen und Hindernisse auf diesem Weg gibt und geben wird“, fügte sie hinzu.

Pastorin Gloria Ulloa Alvarado, die ÖRK-Präsidentin für Lateinamerika, gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das Motto der Tagung durch die Kirchen in konkrete Taten mit positiven Resultaten umgesetzt wird. „Es gibt nichts, das unsere Flügel stutzen und uns vom Träumen abhalten kann. Wir sollten dauerhaften Frieden erreichen, der unsere Leben als Menschen verbessern wird“, erklärte sie.

Joyanta Adhikari, ein ÖRK-Zentralausschussmitglied aus Bangladesch, nannte die Pilgerreise für Gerechtigkeit und Frieden einen „andauernden Prozess“.

„Wir gehen nicht nur auf ein bestimmtes Ziel zu und wir sind nicht nur als Zentralausschuss, sondern mit vielen anderen Menschen – Freudinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarinnen und Nachbarn – unterwegs. Letztendlich wird uns das zu einem neuen Verständnis führen“, erklärte er.

Vom Zentralausschuss verabschiedete Erklärungen

Der ÖRK-Zentralausschuss hat verschiedene Erklärungen verabschiedet.

Eine Erklärung stellt den Aufbau einer atomfreien Welt in den Mittelpunkt. Kernkraft ermögliche des Erwerb von Atomwaffen heißt es in der Erklärung, in der gleichzeitig auch auf gesundheitliche, humanitäre, ökologische und sicherheitsbezogene Gefahren durch zivile und militärische Nutzungsformen nuklearer Energie hingewiesen wird.

Eine weitere Erklärung bringt die Sorge angesichts der Neuauslegung von Artikel 9 der japanischen Verfassung zum Ausdruck. Der japanischen Premierminister Shinzo Abe hat kürzlich vorgeschlagen, die Verfassung auf eine Art und Weise neu auszulegen, dass die japanischen Selbstverteidigungskräfte zusammen mit anderen nationalen Armeen zur Kriegsführung eingesetzt werden können. In der Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses wird die japanische Regierung mit Nachdruck aufgerufen, den Geist der japanischen Verfassung, welche Gewaltlosigkeit als Mittel zur Lösung von Konflikten empfiehlt, zu respektieren.

Auch die aktuelle Lage in der Stadt Mosul im Irak wurde in einer Erklärung behandelt. Die Erklärung weist darauf hin, dass es aufgrund des jüngsten Konflikts in Mosul keine christliche Bevölkerung mehr dort lebt. Während die Erklärung die Anstrengungen der Kirchen im Irak für humanitäre Hilfe lobt, ruft sie die internationale Gemeinschaft und die Organisationen der Vereinten Nationen dringend auf, sicherzustellen, dass alle verwundbaren Gemeinschaften mit humanitärer Hilfe versorgt werden. Sie bittet die irakische Regierung dringend, einen umfassenden politischen Prozess einzuleiten und die grundlegenden Menschenrechte und insbesondere die Religionsfreiheit zu stärken.

Der Zentralausschuss zeigte sich weiterhin solidarisch mit allen, die sich für Frieden in Israel und Palästina einsetzen und verabschiedet eine Erklärung, die die Kirchen ermutigt, Fürsprachearbeit für wirtschaftliche Maßnahmen zu leisten, die Frieden mit Gerechtigkeit für Israelis und Palästinenser fördern. Um die Vision von Frieden in der Region zu erfüllen, ermutigt die Erklärung die Kirchen, „in einen Dialog mit den palästinensischen Kirchen, den Akteuren der Zivilgesellschaft und mit jüdischen Partnern zu treten“.

Mitgliedschaft im ÖRK

Der Zentralausschuss hat den Antrag der Holländischen Reformierten Kirche  in Südafrika auf erneute Mitgliedschaft im ÖRK angenommen, nachdem sich ihre Wege von denen des ÖRK aufgrund grundlegender Meinungsverschiedenheiten während der Apartheid getrennt hatten. Die Anträge der Zentralafrikanischen Presbyterianischen Kirche, Synode von Blantyre, in Malawi und des Rates der Baptistenkirchen in Nordostindien wurden für eine Interimszeit ebenfalls angenommen. Über diese Mitgliedschaftsanträge wird bei der nächsten Tagung des Zentralausschusses in zwei Jahren endgültig beschlossen.

Lesen Sie die vom Zentralausschuss verabschiedeten Öffentlichen Erklärungen im vollständigen Wortlaut (in englischer Sprache, deutsche Übersetzungen folgen)

Video ansehen: Der Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens

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