Ein paar Tage mit leichtem Regen bedeuteten für die Menschen, die die Buschfeuer im Südosten Australiens bekämpfen, eine kurze Atempause. Feuerwehrleute, die Bevölkerung und andere Einsatzkräfte nutzten diese Unterbrechung, um sich gegen die nächste Feuerwalze in Stellung zu bringen.
Rußschwarzer Regen ging auf die Ostküste zwischen den beiden größten Städten Sydney und Melbourne nieder, und die BBC berichtete über sintflutartige Regenfälle Anfang der Woche in einigen Teilen von New South Wales.
Die Buschfeuer haben laut Berichten der Nachrichtenagentur Reuters vom 6. Januar mehr als 8 Millionen Hektar Land und damit eine Fläche so groß wie Österreich in Schutt und Asche gelegt, 25 Menschen sind bisher ums Leben gekommen.
Die Koordinierungsgruppe für die Einsatzkräfte der Kirchen ist die Australien Volunteer Emergency Chaplaincy Alliance. Sie gehört zum Australischen Rat der Kirchen und arbeitet mit den Bundesstaaten und Bundesbehörden sowie Kirchengruppen zusammen.
Im Australischen Rat der Kirchen sind anglikanische, orthodoxe, reformierte und römisch-katholische Traditionen vertreten, ebenfalls die Heilsarmee, Quäker und andere christliche Traditionen.
Die Buschfeuer haben Tausende von Gebäuden zerstört und hatten zur Folge, dass in einigen Städten die Stromversorgung und die Mobilfunknetze zusammengebrochen sind. Dazu gehören die am schlimmsten betroffenen Gebiete New South Wales, Victoria und Südaustralien sowie das Australian Capital Territory mit der Hauptstadt Canberra.
Eine vom Feuer zerstörte Farm an der Südküste von NSW. Foto: Chris Wright/ Climate Tracker
Neben den bewährten Feuerwehren und Katastrophenschutzkräften, die sich fast ausschließlich aus Freiwilligen rekrutieren, ist das australische Militär im Dauereinsatz, unterstützt durch ungezählte Einsatzkräfte der Kirchen und aus dem Glauben handelnder Organisationen.
Pastorin Anne Hewitt, Geschäftsführerin des Südaustralischen Kirchenrates, berichtete, dass die Seelsorge der zur Heilsarmee gehörenden Katastrophenhilfe erfolgreich im Einsatz sei und alle diejenigen unterstütze, die von den Feuern und den damit einhergehenden Zerstörungen betroffen seien.
„Fürsorge und Gutherzigkeit“
„Wir beten für einen Moment der Ruhe, des Miteinanders und des Innehaltens, um Verluste zu betrauern und tiefgreifende Veränderungen zu verarbeiten. Aber wir sehen inmitten dieser unerwarteten und lang anhaltenden Traumata auch Fürsorge und Gutherzigkeit.“
Natürlich hätten die kirchlichen Nothelfergruppen nicht so schnell einsatzbereit sein können, wenn sie in einem Land, in dem Waldbrände und Naturkatastrophen keine Seltenheit sind, nicht entsprechend vorbereitet wären. Allerdings hat die Urgewalt dieser aktuellen Katastrophe eine bisher einmalige Dimension.
Der Präsident des Australischen Kirchenrates ist Bischof Philip Huggins, ebenfalls Direktor des Zentrums für ökumenische Studien am Australischen Zentrum für Christentum und Kultur.
In einer Botschaft an den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sagte er: „Wir erleben eine furchtbare Zeit. Neben vielen anderen sind es auch Menschen im Glauben, die in vielerlei Weise praktische Hilfe leisten, und viele leben ihren Glauben als Mitglieder der Gemeinschaft.“
Die Australian Volunteer Emergency Chaplaincy Alliance arbeitet mit anderen kirchlichen Gruppen zusammen. Dazu gehören der Katastrophenschutzdienst des Viktorianischen Kirchenrates, das Disaster Recovery-Netzwerk der New South Wales-Chaplaincy, die Disaster and Recovery Ministries in Südaustralien, der Notfalldienst des Tasmanischen Kirchenrates und der Emergency Response Chaplaincy Service des Kirchenrates des Northern Territory.
https://sa.uca.org.au/disaster-and-recovery-ministries/
In Südaustralien sind die Disaster and Recovery Ministries ein Dienst, in dem zahlreiche Glaubensrichtungen vertreten sind und der die seelsorgerische Betreuung der Gemeinschaften übernimmt, die nach Katastrophen wieder in die Normalität zurückfinden müssen.
Dazu gehören Naturkatastrophen (Buschfeuer, Überschwemmungen, schwere Stürme) oder menschengemachte Katastrophen wie große Industrieunfälle, schwere Verkehrsunfälle und Terrorangriffe.
Absichtserklärung mit bundesstaatlicher Regierung
Die Unionskirche koordiniert dieses Netzwerk im gesamten Bundesstaat im Rahmen einer Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) mit der Regierung von Südaustralien und partnerschaftlich mit anderen beteiligten Organisationen.
„Während bestimmte Dienste und Gruppen einen Beitrag dazu leisten, sich um die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse der Menschen zu kümmern, geht es bei der Seelsorge eher um die spirituelle Unterstützung“, heißt es auf der Website.
Das New South Wales Disaster Recovery Chaplaincy-Network ist ebenfalls ein ökumenisches Netzwerk von Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die den Menschen im dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat bei Katastrophen und Notfallsituationen in den Gemeinschaften helfen.
Das Netzwerk wurde 2009 von der Unionskirche (Synode von New South Wales und des Australian Capital Territory) nach Verhandlungen innerhalb des Staatlichen Komitees für Katastrophenhilfe gegründet. Dort wurde erkannt, dass zur Ergänzung anderer Wohlfahrtsdienste auch die seelsorgerische Betreuung innerhalb der Zentren für Evakuierung und Krisenbewältigung nach großen Katastrophen erforderlich sein wird.
Ganzheitliche Fürsorge
Auf der Website des Netzwerks heißt es: „Ein Katastrophenfall betrifft die Menschen in jedem Aspekt ihres Lebens auf der körperlichen, emotionalen, psychologischen und spirituellen Ebene. Eine ganzheitliche Fürsorge muss sämtlichen Erlebnissen und Bedürfnissen einer Person Rechnung tragen.“
Die Australian Volunteer Emergency Chaplaincy Alliance arbeitet ebenfalls mit anderen Gruppen wie Conquerors Congregation Ministries International zusammen, einer in erster Linie evangelikalen Gruppe, die vor acht Jahren als „Ergebnis tiefer Gebete und der Gemeinschaft mit dem allmächtigen Gott“ gegründet wurde.
https://conquerorscmi.org/about-us/
Pastor Tony O. Jegede, der leitende Seelsorger bei Conquerors Congregation Ministries International, sagte in einer Erklärung gegenüber dem ÖRK: „Die Kirche kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur zeitlich begrenzte Lösungen in Form von Notunterkünften und sonstige Hilfe anbieten. Jesus aber bietet die dauerhafte Lösung einer ewigen Heimstatt, die keine Naturkatastrophe zerstören kann, ein Heim, das der Kirche Hoffnung gibt und auch denjenigen, deren Besitz zerstört wurde.
Wir wissen, dass wir alle materiellen Güter verlieren können, aber unsere Hoffnung auf ein Reich Gottes, in dem es keine Katastrophen gibt, verleiht uns die Stärke, unseren Weg in Jesus Christus weiterzugehen und inmitten des Feuers Gott weiterhin Ehre zu erweisen.“
Nach Aussage der Heilsarmee sind Teams ihrer Katastrophenhilfe, örtlich unter der Bezeichnung „the Salvos“ (#salvos) bekannt, aufgrund der extrem hohen Zahl der Buschfeuer im Australien permanent im Einsatz.