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Teilnehmende der Korea-Konsultation beten für Frieden auf der koreanischen Halbinsel.

Teilnehmende der Korea-Konsultation beten für Frieden auf der koreanischen Halbinsel.

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Im Rahmen eines ersten Treffens seit 2009 und seit 2013 ein neuer Vorsitzender des Koreanischen Christenbundes (KCF) in Nordkorea gewählt wurde, traf sich eine internationale Gruppe von Kirchenleitenden aus 34 Kirchen und kirchlichen Organisationen aus 15 Ländern, darunter Nord- und Südkorea, in der Nähe von Genf (Schweiz), um Wege zur Förderung von Versöhnung und Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu suchen.

Zum Konferenzende am Donnerstag einigte sich die Gruppe in einer Erklärung, dass neue friedensfördernde Initiativen angestrebt werden sollen, zum Beispiel die vermehrte Organisation von Besuchen zwischen Kirchen aus Nord- und Südkorea, die Einladung von jungen Menschen aus der ganzen Welt, sich in der koreanischen Friedensarbeit zu engagieren, und der Aufruf zu einem jährlichen Tag des Gebets für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel.

Weiter empfiehlt die Gruppe, im Zusammenhang mit dem Gebetstag jährliche ökumenische Tagungen und Konsultationen zu organisieren, an denen Christinnen und Christen aus beiden Ländern teilnehmen.

An der Tagung in der Nähe von Genf, welche vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) mitorganisiert wurde, nahmen unter anderem Leitende des KCF und des Nationalen Kirchenrates von Korea (NCCK) in Südkorea teil. Das Treffen fand im Ökumenischen Institut in Bossey statt.

Das Treffen war eine Fortsetzung der Diskussionen, die die Kirchen aus Nord- und Südkorea seit 1984 führen und die unter der Bezeichnung Tozanso-Konsultation bekannt geworden ist, und stützt sich auf eine Erklärung der 10. Vollversammlung des ÖRK, die vom 30. Oktober bis 8. November 2013 in Busan, Südkora stattgefunden hat. Diese Erklärung enthält den Aufruf zu einer neuen Ära von ökumenischem Engagement im Streben nach Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel.

„Um der Tragödie der Teilung der koreanischen Halbinsel zu begegnen, braucht es eine menschliche und spirituelle Gemeinschaft sowie Neuorientierung“, sagte Pastor Dr. Olav Fykse Tveit. „Die Konsultation in Bossey hat gezeigt, dass die Gemeinschaft von Kirchen, der ÖRK, dies bieten kann.“

„Wir sind bereit, den Auftrag der 10. Vollversammlung in Angriff zu nehmen, um gemeinsam für Frieden und Versöhnung zu arbeiten“, erklärte er weiter.

Die Veranstaltung vom 17. bis 19. Juni, welche unter der Titel „Internationale Konsultation über Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel“ stand, wurde zum 30. Jahrestag der Tozanso-Konsultation einberufen und umfasste Gottesdienste, Präsentationen und Diskussionen zu vielfältigen Themen im Zusammenhang mit der Teilung der beiden Länder und der Trennung von Kirchen sowie einen gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst.

„Ich glaube, dass diese Versammlung von Brüdern und Schwestern aus Kirchen aus zahlreichen Ländern ein Zeichen ist für den starken Wunsch und Willen, unsere Anstrengungen zu vereinigen und aktiv zum Frieden und der Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel beizutragen“, erklärte Pastor Kang Myong Chol, Vorsitzender des KCF an die Gruppe gewandt.

„Seit jeher ist Gott mit uns und wird uns immer auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens führen. Das Ziel der Ökumene [...] wird unter dem besonderen göttlichen Schutz und der Gnade unseres Herrn sicher erreicht werden“, sagte Kang.

In der Erklärung werden der ÖRK und die Kirchen weltweit aufgerufen, bei der Friedensförderung auf der koreanischen Halbinsel eine wichtigere Rolle zu spielen. 2015 soll eine größere internationale ökumenische Konsultation organisiert werden, um dem 70. Jahrestag der Teilung von Korea zu gedenken.

Ein weiteres Element der Erklärung ist die Empfehlung, der ÖRK solle seine weltweit fast 350 Mitgliedskirchen ermutigen, ab diesem Jahr immer den Sonntag vor dem 15. August, also in diesem Jahr den 10. August, als einen „Sonntag des Gebets für die friedliche Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel“ zu feiern.

KCF und NCCK werden gemeinsam ein Gebet für den Frieden und die Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel formulieren, welches der ÖRK in zahlreichen Sprachen veröffentlichen wird, damit es für den Sonntag des Gebets gebraucht werden kann. In Verbindung mit dem Tag des Gebets wird der ÖRK auch jährliche ökumenische Konferenzen und Konsultation fördern.

Weiter verlangt die Erklärung nach der Schaffung von Gelegenheiten, damit junge Menschen, Frauen, sowie Leitende und Entscheidungstragende aus allen Teilen der Welt beide Teile Koreas besuchen können.

„Wir versammeln uns heute hier, weil wir dieses Jahr den 30. Jahrestag der Tozanso-Konsultation begehen“, erklärte der Generalsekretär des NCCK, Pastor Kim Young Ju. „Das bedeutet, dass bereits die Zeit einer Generation vergangen ist seit dem Beginn der Tozanso-Konsultation, welche für die Bewegung zur friedlichen Wiedervereinigung eine Pionierrolle spielte“.

„Nun muss eine neue Generation von Koreanerinnen und Koreanern aus Nord und Süd als Nachfolger in dieser Bewegung ihre Vision der Zukunft darlegen“, fuhr er fort. „Wir müssen der jungen Generation dafür den theologischen Hintergrund, Ausbildungsprogramme und spirituelle Ressourcen zur Verfügung stellen.“

Ein Bericht von Gil Won-Ok, einer Überlebenden der sexuellen Sklaverei durch die japanische Armee während des Zweiten Weltkriegs, lieferte wichtige Zusammenhänge für das Streben der Gruppe nach Gerechtigkeit und Frieden, nicht nur auf der koreanischen Halbinsel, sondern in der ganzen Region, und für die Rolle der Frauen bei der Friedensbildung in Korea und der Region.

Gils Ausführungen erinnerten die Gruppe daran, wie wichtig es ist, „die Rolle der Frauen als aktive Teilnehmerinnen im Friedensbildungsprozess anzuerkennen und zu bekräftigen, da sie nur allzu oft diejenigen sind, die in Kriegszeiten am meisten leiden“, so die Erklärung.

Die Gruppe betonte weiter, dass Ressourcen entwickelt werden müssten, um dem gegenwärtigen Diskurs des Hasses entgegenzutreten, welcher in den Medien verbreitet wird und zur Aufrechterhaltung von Feindbildern und der Teilung beiträgt.

Erklärung der Konsultation in Bossey (in englischer Sprache)

Erklärung der ÖRK-Vollversammlung über Frieden und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel

ÖRK-Mitgliedskirchen in der Republik Korea

 

Lesen Sie auch: ÖRK kündigt internationale Konsultation zu koreanischer Wiedervereinigung an (ÖRK-Nachrichten vom April 2014)