Von Fredrick Nzwili*
„Sie töten meine Leute. Sie brennen meine Kirchen nieder“, sagt Hayab, der ebenfalls Vorsitzender des in Kaduna ansässigen Kapitels der Christlichen Vereinigung von Nigeria ist.
„Ich kann es nicht hinnehmen, dass es im Bundesstaat Kaduna in erster Linie Seelsorgende sind, die entführt werden. Ich kann es nicht hinnehmen, dass ich diese Menschen verloren habe, und ich musste es erleben, dass Studierende, Pastorinnen und Pastoren oder deren Ehepartnerinnen und Ehepartner gekidnappt und vergewaltigt wurden und dass Lösegelder in Millionenhöhe gezahlt wurden“, fügt er hinzu.
Der Kirchenmann erklärt, dass diese kriminellen Banden Lösegelder für Kirchenleitende fordern und hierzu die allgemeinen Mobilfunknetze nutzen. Die Kirchenleitenden haben sich an die Gemeinden gewandt, um mit deren Hilfe die geforderten Lösegelder aufzubringen. Es gebe aber keine Garantie dafür, dass das Opfer nach Übergabe der erpressten Summe lebend wieder auftaucht, so Hayab.
„Manchmal haben die Banditen das Lösegeld kassiert und den Familien gesagt, wo sie den Leichnam des Opfers finden können“, fügt er hinzu.
Das Christentum ist eine der beiden Hauptreligionen im Bundesstaat Kaduna. In der Hauptstadt Kaduna City gibt es jedoch eine demographische Demarkationslinie, wobei christliche Gläubige im Süden und muslimische Gläubige im Norden wohnen.
In den ländlichen südlichen Regionen des Staats leben die Menschen in erster Linie von der Landwirtschaft. Es sind die christlichen Gebiete, in denen die Zahl der Angriffe krimineller Banden am höchsten ist.
„Die prekäre Sicherheitslage hat dazu geführt, dass die Menschen aus Angst ihre Farmen im Stich lassen zu einer Zeit, da es in Nigeria eine Menge ökonomischer Probleme gibt“, sagt Hayab.
Nach Aussage des Klerikers hat sich die Sicherheitslage in Kaduna schrittweise verschlechtert. Ab 1987 bis 2015 waren christliche Schulen, Kirchen und Gemeinschaften immer wieder Ziel religiöser Unruhen.
Diese Entwicklung nahm 2015 eine neue Wende, als kriminelle Übergriffe wie Überfälle, Viehdiebstähle, Angriffe und Entführungen in den christlichen Gemeinschaften überhand nahmen.
Mehr als 300 Menschen, in erster Linie Christinnen und Christen, wurden zwischen Januar und Juli 2020 in dem Bundesstaat getötet, im Juli allein waren es 80. Mehr als 620 Menschen wurden innerhalb der 18 Monate zwischen 2020 und Mitte 2021 von Banditen umgebracht.
2019 wurden 500 Menschen christlichen Glaubens gekidnappt, darunter 18 Pastorinnen und Pastoren. Vier der Entführten wurden getötet, und insgesamt wurden nach den Ergebnissen eines Berichts der Christlichen Vereinigung von Nigeria mehr als 300 Millionen Naira (US-Dollar 730.000) gezahlt.
„Die Situation ist so dramatisch, dass sie die Existenz aller Menschen bedroht, denn sie verschärft Armut und Hunger, hat psychologische Auswirkungen und dürfte zu noch mehr Kriminalität führen, wenn wir nichts dagegen unternehmen“, sagt Hayab.
Er hat die Befürchtung, dass die Regierung das Problem in absehbarer Zeit nicht in den Griff bekommt, und fordert internationale Kirchenorganisationen auf, Erkundungsmissionen oder Untersuchungen im Staat Kaduna durchzuführen, damit sich die Situation ändert und den Menschen dort Gerechtigkeit widerfährt.
„Die christliche Welt hat die Pflicht, sich mit dem Problem in Kaduna zu befassen und uns zu helfen, denn was hier geschieht, ist ein Genozid und die Verfolgung von Menschen wegen ihres Glaubens“, sagt Hayab.
Der Kirchenmann fordert ernsthafte Maßnahmen der Regierung und anderer Sicherheitskräfte, um etwas gegen die unsicheren Zustände zu unternehmen. Er schlägt vor, dass die Kirche Sicherheitsstrategien, Unterstützungssysteme und Sicherheitsnetzwerke auf lokaler, regionaler und staatlicher Ebene aufbauen solle, um bei der Feststellung von Fakten zusammenzuarbeiten und die Behörden mit einzubinden.
*Fredrick Nzwili ist ein freiberuflich arbeitender Journalist in Nairobi, Kenia. Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie über Nigeria.