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Gottesdienst im Ökumenischen Zentrum in Genf zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Pastor Emmanuel Fuchs, Präsident der Reformierten Kirche von Genf, hielt die Predigt.

Gottesdienst im Ökumenischen Zentrum in Genf zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Pastor Emmanuel Fuchs, Präsident der Reformierten Kirche von Genf, hielt die Predigt.

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Aufgefordert von Christen aus Brasilien, für mehr Respekt für religiöse und kulturelle Vielfalt einzutreten, führen die Kirchen in zahlreichen Ländern eine gemeinsame Reflexion über einen Vers des Johannesevangeliums (4,7), „Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!“, und feiern die Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Der Themenvorschlag stammt von einer ökumenischen Gruppe aus Brasilien, die der Nationale Rat der christlichen Kirchen in Brasilien (CONIC) zusammengerufen hatte. Die biblische Geste, jedem, der kommt, Wasser zu geben, ist ein Zeichen des Willkommens, das in allen Regionen Brasiliens üblich ist.

Traditionell findet die Gebetswoche vom 18. bis 25. Januar (auf der Nordhalbkugel) oder an Pfingsten (auf der Südhalbkugel) statt.

Seit 1968 wird die Erarbeitung der liturgischen und biblischen Materialien für die Gebetswoche gemeinsam von der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der römisch-katholischen Kirche durch ihren Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen koordiniert.

Mit dem diesjährigen Thema der Gebetswoche lenken die brasilianischen Christen die Aufmerksamkeit auf einen bedeutenden Aspekt der kirchlichen und religiösen Situation in ihrem Land, der gleichzeitig aber über den brasilianischen Kontext hinausweist. In der Einleitung zu den Gebetsmaterialien ist zu lesen: „Gegenwärtig durchlebt Brasilien [...] eine Zeit der wachsenden Intoleranz, die sich in einem hohen Maß an Gewalt äußert. Diese richtet sich besonders gegen Minderheiten und Schwache: dunkelhäutige Menschen, Jugendliche, Homosexuelle, Anhänger afro-brasilianischer Religionen, Frauen und Angehörige indigener Völker.“

Weiter erklären sie: „An der Überwindung der verschiedenen Formen der Intoleranz sollte auf positive Weise gearbeitet werden: durch Respekt vor legitimer Verschiedenheit und die Förderung des Dialogs als dauerhaften Weg zu Versöhnung und Frieden in Treue zum Evangelium.“

Gebete, Feiern und ökumenische Gottesdienste

An der Gebetswoche beteiligen sich Christen auf der ganzen Welt, zum Beispiel vom Nationalen Kirchenrat in Indien, der zum Gespräch über das Thema Wasser eingeladen hat. „Wasser ist Recht – Wasser ist Leben“ wurde als unvermeidliches Anliegen für die Glaubensgemeinschaften bestimmt, um einen Dialog anzustoßen und sich im Gebet zu verpflichten, Wasser zu sparen und zur Erde Sorge zu tragen.

Die Notwendigkeit, Spaltungen durch Einheit zu überwinden, erkannte auch der Kirchenrat Churches Together in Britain and Ireland. Er stellte Gebetsmaterial online zur Verfügung und betonte dabei: „Unter der Oberfläche unserer Leben verbergen sich Wettbewerb und brutale Diskriminierung“. Jesus fordert uns heraus, „anzunehmen, dass die Vielfalt Teil von Gottes Plan ist, in Vertrauen aufeinander zuzugehen und das Angesicht Gottes im Angesicht aller Männer und Frauen zu erkennen“.

Auf Einladung des anglikanischen Erzbischofs Justin Welby, Primas der Kirche von England, begaben sich Mitglieder von Chemin Neuf, einer römisch-katholischen Bewegung, für die geistliche Erneuerung und die Einheit der Christen wesentlich sind, in den Lambeth Palace, um dort am täglichen Gebetsleben teilzunehmen. Die Gemeinschaft Chemin Neuf lancierte zur Gebetswoche für die Einheit der Christen ein Videogebetsprojekt, bestehend aus Videos junger Christen, die für unterschiedliche Kirchen beten.

Die diesjährigen Gebetsmaterialien wurden auch vom Kanadischen Rat der Kirchen weiterverbreitet. Maria Simakova, Co-Koordinatorin der Kommission für Glauben und Zeugnis des Kanadischen Rates der Kirchen, erklärte gegenüber dem Anglican Journal: „Das Bild, das die brasilianischen Christen den Christen auf der ganzen Welt und in Kanada vorstellen, ist ein Sinnbild für Komplementarität. Wasser vom Brunnen eines anderen Menschen zu trinken ist demnach ein erster Schritt, um seine Existenz zu erleben und mit ihm in Gemeinschaft zu treten.“ Der Kanadische Rat der Kirchen erachtet das Thema als wesentlich für seinen Auftrag der Förderung von Einheit und Vielfalt.

Im Rahmen der Gebetswoche wurde außerdem ein ökumenischer Gottesdienst in der syrisch-orthodoxen Kirche in Beirut, Libanon, abgehalten, an dem unter anderem Katholikos Aram I., Oberhaupt des Heiligen Stuhls von Kilikien der Armenischen Apostolischen Kirche, und Erzbischof Shahe Panossian, Prälat von Libanon, teilnahmen.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit erklärte in seinen Gedanken zur Gebetswoche in den sozialen Medien: „Die Einheit der Kirche, nach der wir auf unserem Weg streben, ist Einheit im Taufwasser, die an jedem Brunnen erneuert wird, an dem wir Leben und die Gnade Gottes miteinander teilen.“

„Einheit im Leben bedeutet, dass wir unsere Bedürfnisse und die uns von Gott gegebenen Ressourcen miteinander teilen“, fügte er hinzu.

Die Materialien für die Gebetswoche sind auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch verfügbar und umfassen jeweils auch eine thematische Einführung. Die Ortsgemeinden werden ermutigt, das Thema an ihren eigenen liturgischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext anzupassen.

Von den brasilianischen Kirchen vorbereitete Materialien betonen Einheit mit Vielfalt für die Gebetswoche (ÖRK-Nachricht vom 21. Januar 2015 in englischer Sprache)

Gebetswoche für die Einheit der Christen 2015

ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung

Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen

ÖRK-Mitgliedskirchen in Brasilien