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Group discussion with panelists

1. September 2022, Karlsruhe, Deutschland: Ein Workshop über den „christlich-jüdischen Dialog im israelisch-palästinensischen Kontext“ wurde während der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates in Karlsruhe, Deutschland veranstaltet. Die Vollversammlung findet vom 31. August bis zum 8. September mit dem Thema „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ statt.

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Diese eloquent formulierte Metapher hat viele Teilnehmende des Workshops in die Lage versetzt, die dramatischen Realitäten  im Heiligen Land nachzuvollziehen. Dort hindern physische und mentale Barrieren die Menschen in Israel und Palästina daran, friedlich miteinander zu leben.

Said erinnerte daran, dass im Laufe der Geschichte Mauern und Barrieren zu Verteidigungszwecken für ganze Bevölkerungen errichtet worden sind, aber auch für die familiäre und die individuelle private Abgrenzung. In anderen Kontexten sind diese Barrieren das Ergebnis von Hass und können uns in unserer eigenen Vorstellungswelt einmauern. Er fügte hinzu, dass wir Barrieren auch zwischen uns und Gott errichteten, dass Gott aber diese Barrieren einreisse und dass das Gespräch schließlich das Schweigen besiege.

Der Workshop, der sich an Menschen christlichen Glaubens aus Palästina, Menschen jüdischen Glaubens aus Israel und jüdische und christliche Teilnehmende aus europäischen Kontexten richtete, wollte  einen gemeinsamen Gedankenaustausch über die Frage anregen, wie Grenzen wahrgenommen und erlebt werden. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von der Evangelischen Kirche im Rheinland/Deutschland, dem Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ) und der ELKJHL.

Liliane Apotheker, Präsidentin des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ), sieht die Aufgabe des Rates darin, das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Menschen christlichen und jüdischen Glaubens auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts der Identität und Integrität des Gegenübers zu fördern und Themen wie Menschenrechte und Menschenwürde anzusprechen, die tief in den Traditionen des Judentums und des Christentums verwurzelt sind.

„Der Dialog ist ein spiritueller Imperativ, der eine gegenseitige Anerkennung möglich macht. Gemeinsam führen wir einen Dialog, der unsere Differenzen und unsere Integrität respektiert“, sagte sie.

Rabbi David Fox Sandmel, stellvertretender Vorsitzender des Internationalen jüdischen Komitees für interreligiöse Konsultationen, erklärte, dass er einige seiner bedeutendsten Gespräche geführt habe, als er sich mit Menschen christlichen Glaubens über empfundenen Schmerz habe austauschen können.

„Ich glaube an Versöhnung, denn ich habe das in jüdisch-christlichen Beziehungen erlebt, und ich erkläre mich selbst zu einem Gefangenen der Hoffnung“, sagte er.

Sani-Ibrahim Azar, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, bekräftigte, dass der jüdische Glaube ein überfließender und tiefer Glaube sei, der für die Menschen in Palästina so viel mehr bedeute als die politische Rolle, die er in ihrem Land spielt.

„Die Christinnen und Christen haben von Menschen jüdischen Glaubens gelernt, seit das Christentum gegründet wurde. Wir teilen mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern zahlreiche gemeinsame Werte und haben eine tiefe Wertschätzung für unsere Glaubensbeziehung zum jüdischen Glauben“, sagte er.

„Unsere Gespräche mit unseren jüdischen Nachbarn und Nachbarinnen bedeuten nicht, dass wir mit der israelischen Besetzung  einverstanden sind und auch nicht mit den zahlreichen Auswirkungen, die diese auf uns als palästinensisches Volk hat. Wenn wir aber darauf verzichten würden, unser Verständnis des christlichen Glaubens durch den interreligiösen Dialog zu vertiefen und zu erweitern, dann würde das bedeuten, dass die Besetzung die Art und Weise diktiert, wie wir unser Werk weiter fortsetzen“, sagte Bischof Azar.

Der Glaube ist der Grund, warum wir heute alle hier versammelt sind, und er wird in den nächsten Jahren dauerhafte Auswirkungen auf jede unserer Kirche haben“, sagte er abschließend.

Der Workshop endete mit der Lesung eines Bibeltextes und mit Gebeten auf Englisch, Hebräisch und Arabisch.

Livestream der11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe, Deutschland

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