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Dr Agnes Abuom in the chapel of the Ecumenical centre

Dr Agnes Abuom, moderator of the World Council of Churches central committee at the chapel of the Ecumenical centre in Geneva.

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Die Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen gab vor Kurzen, während einer dreitägigen Konferenz zur Feier des Beginns des ÖRK-Programms zur Bekämpfung des Rassismus (PCR) im Jahr 1971, ein Interview. Darin sagte sie, es sei jetzt an der Zeit, mit mehr Menschen zu sprechen und dazu gehörten auch die Verursacher dieser Sünden. Harte Arbeit sei nötig.

„Das Thema, das bereits vor 1948 diskutiert wurde, fand Ausdruck im PCR. Damit sollte die Befreiung dieser Länder unterstützt und Rassismus bekämpft werden. Doch schließlich konzentrierte sich das Programm darauf, die Unterdrückten zu befreien“, erklärte Aboum.

In diesem Sinne hätten die Kirchen zwar ihr Ziel erreicht, doch blieben Rassismus und Fremdenfeindlichkeit weiterhin globale Themen, auch nach der Unabhängigkeit Südafrikas.

„Und heute, mit all den wirtschaftlichen Problemen, dem Klimawandel und anderen Schwierigkeit, ist diese Bedrohung für das Leben auf der ganzen Welt wiederaufgetaucht.“ Das liege daran, dass monolithische und mono-religiöse Gemeinschaft „plötzlich“ mit der Migration von Flüchtlingen konfrontiert wurden und „Migrantinnen und Migranten sich nun in einem facettenreichen Kontext wiederfinden.“

Keine Bewertungen

Die Kirchen konzentrierten sich zwar auf die Bekämpfung des Rassismus, versuchten aber nicht bewusst, die Stimme, das Narrativ und die Erinnerung derjenigen einzubringen, „die wir als rassistisch betrachten“, sagte die Moderatorin und merkte an, dass sich das ändern müsse. „Und ich glaube, wir befinden uns jetzt in einer Situation, in der möglichst alle Narrative an einen Tisch gebracht werden müssen, ohne Bewertungen“, sprach sie.

Sie sagte, es sei an der Zeit, mit Gruppierungen wie dem „Ku-Klux-Klan“ in den USA und Verfechtern der weißen Vorherrschaft zu sprechen.

„Wenn wir uns nicht ändern, wird uns aber am Ende nicht der Rassismus umbringen, sondern unser Modell von unserem Verhältnis zur Schöpfung, und die Erde wird mit uns allen verschwinden“, warnte Aboum. „Deshalb müssen wir unser Denken ändern, eine Erneuerung unseres Denkens“, wie Paulus sagt.

„Bei den indigenen Völker mit ihrer Geschichte und der aktuellen Situation des Klimawandels geht es um gleiche Gerechtigkeit; in der Pazifikregion geht es darum, dass alle untergehen, die in diesem Teil der Welt leben; in Afrika geht es um die Wüstenbildung, die alle Weißen, Schwarzen, Grünen und Roten betrifft“.

„Es sind globale Themen. Man kann nicht mehr einfach nur sagen, es ist eine Sünde, es ist Häresie. Nein, es ist eine Frage von Leben und Tod.“

Aboum räumte ein, dass sie vielleicht nicht alle Antworten habe, doch hoffe sie, dass das Ökumenische Zentrum in Genf eine Vermittlerrolle einnehmen, Hilfsmittel zur Verfügung stellen und „einige praktisch umsetzbare Methoden“ anbieten werde, damit sich alle ÖRK-Mitgliedskirchen mit diesem Thema befassen und geschützte Räume für Begegnungen schaffen können.

Geschützte Räume

„Es geht über Rassismus und Rassenbeziehungen hinaus. Es ist ethnisch, es ist Fremdenfeindlichkeit. Deshalb wäre es gut, wenn unsere Kirchen geschützte Räume schaffen könnten, geschützt in dem Sinne, dass ich als Täter die Möglichkeit und insbesondere die Sicherheit hätte, in einen Dialog über die Gründe für mein Handeln zu treten“.

„Es ist ein langwieriger, transformierender Prozess, für den sowohl persönliche Transformation, als auch Transformation in der Gemeinde, in den Ländern und auf der ganzen Welt nötig ist,“ sagte die ÖRK-Vorsitzende.

Doch Aboum wies darauf hin, dass sich die Kirchen, bevor sie die Täter einladen und mit ihnen sprechen können, darüber im Klaren sein müssten, wie sie mit solchen potenziell konfliktträchtigen Begegnungen umgehen werden. Denn diese Begegnungen werden unweigerlich konfliktbeladen sein, da sie Erinnerungen wiederaufleben lassen, in denen Menschen gewalttätig verletzt wurden.

„Ich spreche aus meiner eigenen Erfahrung von zu Hause,“ sagte Aboum, eine Anglikanerin aus Kenia, einem Land, das bereits verschiedene Konflikte durchgemacht hat.

Sie meinte, die Diskussion über das PCR zeige, dass „wir ein Problem haben“.

„Jetzt, nachdem wir das Problem analysiert haben, müssen wir sagen, wie wir dieses Problem lösen können. Und dafür sind mehrere Dimensionen nötig. Es gibt verschiedene Methoden, verschiedene Hilfsmittel, die unseren Mitgliedskirchen zur Verfügung stehen. Ich sprach von einem Mentalitätswandel, der stattfinden müsse; wir müssen inklusiv denken“, sagte Abuom.

Aboum führte weiter aus, dass der Anspruch an die Glaubensgemeinschaften bestehe, etwas anzubieten, was andere suchen und nicht geben können.

Die Kirchen seien heute in einer besseren Lage als 1971, sagte sie.

„Damals waren wir im zweiten Jahrzehnt der Entwicklung, in dem die UN-Entwicklungsorganisationen Religion als ein Hindernis sahen. Heute gibt es Dialog, es gibt Raum auf UN-Ebene, es gibt Raum in den Regierungen. Vielleicht haben wir uns noch nicht genug davon genommen,“ schloss die ÖRK-Vorsitzende.

Die Arbeit des ÖRK zur Überwindung von Rassismus

Webinar publicly launches WCC Programme to Overcome Racism, Racial Discrimination and Xenophobia (WCC press release 16 December 2021, English)