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Mitglieder der Gemeinsamen Arbeitsgruppe tagen vom 3. bis 7. September nahe Augsburg (Deutschland). Foto: ÖRK

Mitglieder der Gemeinsamen Arbeitsgruppe tagen vom 3. bis 7. September nahe Augsburg (Deutschland). Foto: ÖRK

Zehn Wochen nachdem Papst Franziskus den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf als „Pilger auf der Suche nach Einheit und Frieden“ besucht hat, sind führende Persönlichkeiten verschiedener Kirchen als Vertreterinnen und Vertreter des ÖRK und der Römisch-katholischen Kirche in dieser Woche zu einer Tagung in Deutschland zusammengekommen, um sich weiter mit der Aufgabe zu beschäftigen, die in dem Thema des Papstbesuchs zusammengefasst ist: „Gemeinsam unterwegs sein, beten und arbeiten“.

Die Mitglieder der Gemeinsamen Arbeitsgruppe der Römisch-katholischen Kirche und des ÖRK tagen vom 3. bis 7. September in der Nähe der historischen Stadt Augsburg in Bayern, dem Kernland der Reformation, und der Ort, an dem 1999 die versöhnende Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet wurde.

Die Tagung findet in einem ökumenischen Zentrum statt, das von der Fokolar-Bewegung und Mitgliedern einer evangelisch-lutherischen Bruderschaft betrieben wird, und wird sich mit den Herausforderungen und Chancen beschäftigen, die sich durch den Papstbesuch beim ÖRK am 21. Juni aufgetan haben.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit erinnerte an die durch den Besuch ausgelöste Freude, aber auch an die nun anstehenden Aufgaben.

„Der ganze Tag mit Papst Franziskus war wahrlich ein Zeichen der Hoffnung für all jene, die wünschen, dass Christinnen und Christen eins sind in Christus und auch so handeln“, sagte er. „Aber wir werden hier nicht aufhören. Die Gemeinsame Arbeitsgruppe steht jetzt vor einer wichtigen Aufgabe, denn gemeinsam können wir so viel mehr für all jene tun und erreichen, die uns brauchen, und gemeinsam können wir beweisen, wie dies zu größerer Einheit beiträgt.“

Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sprach über die Herausforderung, vor der die ökumenische Bewegung stehe. „Während seines Besuchs beim ÖRK rief Papst Franziskus die ganze ökumenische Bewegung auf, die nach innen gerichteten Diskussionen und das Zögern hinter uns zu lassen, und unsere Unterschiede nicht dazu benutzen, um zu rechtfertigen, dass wir weiterhin getrennt voneinander bleiben und es ablehnen, zusammenzuarbeiten, um die erlösende Kraft des Evangeliums in unsere zerbrochene Welt zu bringen“, erklärte er.

Bischof Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, sprach über die Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum: „Ist Christus etwa zerteilt?“ Diese Frage aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther hatte Bedford-Strohm 2010 dazu veranlasst, vorzuschlagen, das Reformationsjubiläum 2017 als ein „Christusfest“ zu feiern und sich dabei auf den zentralen Stellenwert des Evangeliums von Jesus Christus und nicht nur auf das lutherische Erbe zu konzentrieren.

„Es war großartig zu sehen, wie Türen und Herzen geöffnet wurden, wie Freundschaften geschlossen wurden und wie Christinnen und Christen aus ganz verschiedenen kirchlichen Traditionen gemeinsam feiern, Erinnerungen heilen und neue Beziehungen aufbauen konnten. Das muss weitergehen!“, sagte Bedford-Strohm.

Die anstehende Arbeit

Die Gemeinsame Arbeitsgruppe wird unter der Leitung des orthodoxen Metropoliten Nifon von Targoviste (Rumänien) und des katholischen Erzbischofs Diarmuid Martin von Dublin (Irland) auch ihre Arbeit an zwei Dokumenten fortsetzen, die die ökumenische Zusammenarbeit in den Friedensbemühungen und der seelsorgerischen Betreuung von Migrierenden und Flüchtlingen beleuchten und hervorheben.

In der Vorbereitung dieser Dokumente wurde auch mit Experten des vatikanischen Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen und des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog zusammengearbeitet. Diese Stellen des Heiligen Stuhls arbeiten auch in der Vorbereitung einer Konferenz zu den Themen Migration, Fremdenfeindlichkeit und politisch motivierter Populismus, die vom 18. bis 20. September in Rom stattfinden wird, eng mit dem ÖRK zusammen.

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung wird die Gemeinsame Arbeitsgruppe darüber hinaus die künftige Ausrichtung der Beziehungen zwischen der Römisch-katholischen Kirche und dem ÖRK erörtern und ein Digitalisierungsprojekt besprechen, das das umfangreiche historische Archiv der Arbeitsgruppe online verfügbar machen soll.

Der ÖRK ist eine weltweite Gemeinschaft von 350 protestantischen, orthodoxen, anglikanischen, unabhängigen und anderen Kirchen, die zusammen mehr als 550 Millionen Mitglieder in 120 Ländern vertreten. Die Römisch-katholische Kirche ist kein ordentliches Mitglied, arbeitet aber eng mit dem ÖRK zusammen.

Weitere Informationen über die Gemeinsame Arbeitsgruppe des ÖRK mit der Römisch-katholischen Kirche