Image
People gathered in a stained glass chapel room, most of them seated, one young woman reading from a paper.

Zur Andacht versammelt in der Kapelle des Ökumenischen Instituts am 27. Januar.

Foto:

Trotz der anhaltenden Pandemie hatte das Ökumenische Institut durchgehalten und im September 2021 33 neue Studierende am Institut begrüßen können.

Neben den regulären Bestandteilen des Studienprogramms in Bossey wie das Engagement in den lokalen Kirchengemeinden, Besuchen bei ökumenischen Partnern und im Vatikan und nicht zuletzt die Erfahrung, ein halbes Jahr lang mit anderen Studierenden aus aller Welt in Gemeinschaft zu leben, konnte im akademischen Jahr 2021/2022 das 75-jährige Bestehen des Ökumenischen Instituts und damit 75 Jahre ökumenische Ausbildung gefeiert werden.

Pastorin Dr. Simone Sinn, die seit August 2021 die Funktion der Studiendekanin in Bossey innehat, bekräftigte, dass der Lernprozess im vergangenen Semester intensiv gewesen sei, und ermutigte die Studierenden, ihre erlangte ökumenische Expertise auf mindestens drei unterschiedliche Arten in ihren Heimatgemeinden einzusetzen.

„Seien Sie Inspirationsquelle für Ihre Kirche: Formulieren Sie Ihre Hoffnung und die theologische Vision, die im Laufe Ihrer ökumenischen Studien hier in Ihnen gewachsen ist. Geben Sie außerdem Informationen und Wissen weiter: Seien Sie Botschafterinnen und Botschafter, die zum ökumenischen Kompetenzaufbau in den Kirchen beitragen. Und leisten Sie drittens Unterstützung: Organisieren Sie in Ihrem lokalen Kontext ökumenische Aktivitäten, damit sich auch andere Menschen gemeinsam auf eine ökumenische Reise begeben können“, sagte Sinn.

„Nicht nur ein Studium, sondern eine Schule des Lebens“

Für die Studierenden ist die Zeit des Studiums am Ökumenischen Institut in Bossey wahrlich eine herausfordernde, aber auch bereichernde Erfahrung gewesen, wie viele von ihnen am Tag der Zeugnisübergabe unterstreichen.

Für Yevhenii Kravchenko, einen Studenten vom Ökumenischen Patriarchat, war die Zeit in Bossey eine Erfahrung, die ihm Möglichkeiten eröffnet hat, andere Glaubenstraditionen und Kirchen besser kennenzulernen; er selbst kommt aus einem mehrheitlich orthodoxen Umfeld.

„In der Ukraine, wo die meisten Christinnen und Christen der orthodoxen Glaubenstradition angehören, gibt es offizielle Dialoge mit der katholischen, den lutherischen und der anglikanischen Kirche. Aber bisher hatte ich noch nie in meinem Leben die Chance, so eng mit ihnen zusammenzuleben. Wenn man unter einem Dach lebt und sich den gemeinsamen Raum teilt und gemeinsam isst, ist das etwas ganz anderes als so ein offizieller Dialog“, fasst Kravchenko zusammen.

„Als ich nach Bossey gekommen bin, bin ich davon ausgegangen, dass es ein ganz normales Hochschulstudium sein würde, aber es ist viel mehr. Es ist eine Art Schule des Lebens, in der wir lernen und erfahren, wie wir als Christinnen und Christen zusammenleben können“, sagt er.

Katharina Reis von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland erzählt weiter: „Ich würde sagen, ich habe mich durch mein Studium hier in Bossey sehr verändert, ich bin Menschen und anderen Kulturen und Konfessionen gegenüber offener, neugieriger darauf, was in der Welt so los ist.“

„Wenn ich die Erfahrungen hier mit meinem eigenen Kontext vergleiche, hatte ich bisher auf jeden Fall nicht so viel Kontakt zu anderen christlichen Konfessionen, und das ist etwas, wonach ich mich in meiner Heimat auf die Suche begeben möchte, ich möchte die Vielfalt erkunden, die es ja auch in Deutschland gibt“, sagt sie.

Monique Jack von der Methodistischen Kirche in der Karibik und Lateinamerika berichtet, dass die Zeit in Bossey für sie eine intensive Reise oftmals mit ununterbrochenen Aktivitäten gewesen, was einen zeitweise etwas übermannen könne, die einem am Ende aber viele neue Gaben für das Leben vermittelt habe.

„Heute kann ich sagen, dass ich auf allen Kontinenten der Welt Freunde habe“, sagt sie. Wer in Bossey studieren will, sollte „mit einem offenen Geist und einem offenen Herzen kommen, bereit sein, zu lernen und nicht immer die eigenen Vorstellungen in der Vordergrund stellen zu wollen, sollte bereit sein auch für Herausforderungen. Man sollte bereit sein, ein Leben in Gemeinschaft zu leben und etwas über ganz unterschiedliche Traditionen zu lernen – nicht nur kirchliche, sondern kulturelle Traditionen“, fasst sie zusammen. 

Unterm Strich jedoch habe sie am meisten überrascht, weil sie es absolut nicht erwartet hatte, „wie schnell ich mich habe einfügen können, dass alle Studierenden und Lehrenden bereit waren, mich herumzuführen und mir alles zu zeigen, und wie offen alle waren. Ich glaube, ich habe hier viel gelernt, was mir mit der ökumenischen Ausbildung, die ich in meiner Heimat bereits erhalten haben, helfen kann, und mir vielleicht sogar noch neue Felder eröffnet“, sagt sie abschließend.

Ökumenisches Institut in Bossey ruft wieder zu Bewerbungen für Online-Kurs in Ökumene auf (Frist 15. Februar)

Fotos von der Abschlusszeremonie– Januar 2022

Studieren am Ökumenischen Institut in Bossey (in englischer Sprache)