Unsere Gespräche mit Botschafterinnen und Botschaftern der Donnerstags in Schwarz-Bewegung stellt Personen vor, die eine wichtige Rolle bei der wirkungsvolleren Durchsetzung unserer Forderung nach einer Welt ohne Vergewaltigung und Gewalt wahrnehmen.
Bischöfin Rosemarie Wenner ist Genfer Sekretärin des Weltrates Methodistischer Kirchen.
F: Wie kam es, dass Sie sich der Kampagne Donnerstags in Schwarz angeschlossen haben?
Bischöfin Wenner: Das habe ich dem Ökonomischen Rat der Kirchen zu verdanken. Ich bekam mit, dass Sie diese wichtige Initiative unterstützen und die Mitgliedskirchen dazu motivieren, sich dieser Bewegung anzuschließen. Ich habe dann nicht lange gezögert, mich zu engagieren, denn ich bin wirklich davon überzeugt, dass dies ein wichtiges Zeichen der Solidarität ist und uns auch innerhalb der Kirche daran erinnert, dass Geschlechtergerechtigkeit ein wichtiges Ziel ist. Wir müssen solidarisch mit denjenigen sein, die vergewaltigt werden und unter anderen Formen der Gewalt leiden.
F: Wie wird die Bewegung in Ihrer Kirche aufgenommen?
Bischöfin Wenner: Ich arbeite für den Weltrat Methodistischer Kirchen, dem zahlreiche Wesleyanische und Methodistische Kirchen sowie Vereinigte und sich vereinigende Kirchen angehören, insgesamt 80 Mitgliedskirchen auf der ganzen Welt. Auf unserer letzten Ratssitzung im Juli haben wir die Bewegung Donnerstags in Schwarz allen Ratsmitgliedern vorgestellt und sie ersucht, sie auch in ihren Heimatländern publik zu machen. Damals habe ich erkannt, dass sich viele der Kirchen schon intensiv damit auseinandersetzen, zum Beispiel Methodistische Kirchen in Westafrika mit Frauenreferaten, die sich darum kümmern. Wir haben eine Frauenorganisation innerhalb des Weltrates methodistischer Kirchen, das ist der Weltbund Methodistischer Frauen. Die engagieren sich bereits in dieser Initiative, das hat also nicht aufgrund meiner Anfrage angefangen. Wir achten inzwischen darauf, dass wir wirklich alle Gelegenheiten nutzen, Donnerstags in Schwarz auch in die örtlichen Gemeinschaften zu tragen.
F: Können Sie eine Veränderung darin feststellen, wie die Menschen heute mit Gender- oder Gewaltthemen umgehen?
Bischöfin Wenner: Zunächst einmal bin ich davon überzeugt, dass es hilfreich ist, sich einander im Gespräch zu begegnen. Mir wurden viele Fragen gestellt, denn die Menschen haben gesehen, dass ich an Donnerstagen ausschließlich schwarze Kleidung trage. Ich trage selten Schwarz, und deshalb fragten mich die Menschen: „Ist jemand in Ihrer Familie gestorben?“ Dann habe ich die Gelegenheit, über Leid, Schmerz und Ungerechtigkeit zu sprechen.
Ein zweiter Punkt ist, dass ich trotz der besseren Wahrnehmung der Kampagne Donnerstags in Schwarz bisher in der Kirche nur wenige konkrete Maßnahmen erkennen kann. Ich glaube aber, dass aufgrund der wöchentlichen Präsenz die Menschen im Laufe der Zeit ihr Verhalten überdenken werden. Alle von uns in der Kirche haben Probleme, uns intern wirklich kritisch mit unseren eigenen Strukturen auseinanderzusetzen, obwohl wir oft behaupten, dass wir an vorderster Front gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt kämpfen. Das System Kirche selbst leistet oft dem Missbrauch von Frauen und Mädchen und auch Jungen und Männern Vorschub; das ist einfach, da die Menschen einander vertrauen. Es gibt sehr persönliche Gespräche über Glaubensfragen und darüber, wer man ist, über das Leben. Wir müssen deshalb in der Kirche selbst damit beginnen, einen sicheren Raum für alle herzustellen und die Mechanismen zu beschreiben, die missbrauchten Menschen helfen, offene Türen zu finden und mit jemanden zu sprechen, der diese Fälle untersucht und sich für Gerechtigkeit einsetzt. Ich glaube, dass viele der Kirchen in der Methodistischen Gemeinschaft diesen Prozess jetzt bei sich selbst in die Wege leiten und sich natürlich innerhalb ihrer Gesellschaften engagieren. Ich weiß natürlich nicht, inwiefern dies konkret auf diese Initiative zurückzuführen ist, aber ich stelle fest, dass einige gute Entwicklungen stattfinden.
Darüber hinaus wünsche ich mir, dass wir uns intensiver mit unserer Theologie befassen. Natürlich wissen wir aus der Bibel, dass es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt, aber die Kirche ist insgesamt nach wie vor ein patriarchales System, und es gibt nicht so viele Frauen in Führungspositionen. Es existiert keine gleichberechtigte Vertretung, und es ist wichtig, dass wir auch an dieser Stelle ansetzen. Die Kirche setzt ein Zeichen für die Welt und für eine andere Art von Beziehungen, die auf Gerechtigkeit, Gleichheit und Respekt beruhen ungeachtet der Personen, um die es geht, und besonders gegenüber denjenigen, die oft an den Rand gedrängt werden.
F: Welche Botschaft haben Sie für diejenigen, die nicht wissen, womit sie beginnen sollen?
Bischöfin Wenner: Der erste Schritt besteht darin, die Augen offenzuhalten und die Menschen zu sehen. Schauen Sie genau hin, greifen Sie gegebenenfalls ein, stehen Sie auf für Gleichheit und Gerechtigkeit und verschließen Sie nicht die Augen vor all dem Schmerz, den es auf der Welt gibt. Der Schmerz wird nach einer Vergewaltigung oder einer Gewalttat oft verborgen. Deshalb ist es wichtig, die Augen offenzuhalten und sich für Gerechtigkeit zu engagieren.
Wer an zusätzlichen Informationen über die Donnerstags in Schwarz-Botschafter interessiert ist, wende sich an [email protected].
Botschafter für Donnerstags in Schwarz