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Br Guido Dotti

Bruder Guido Dotti von der monastischen Gemeinschaft von Bose (Italien) ist Mitglied der für die Materialsammlung zuständigen Redaktionsgruppe der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2025.

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Können Sie beschreiben, wie sich die Ausarbeitung der Gebete gestaltet hat und wie Sie diese Arbeit empfunden haben?

Bruder Guido: Als der ÖRK und das Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen unsere monastische Gemeinschaft, die ja aus Brüdern und Schwestern unterschiedlicher christlicher Konfessionen wie der römisch-katholischen, reformierten und orthodoxen Glaubensgemeinschaft besteht, darum gebeten hat, das Material für die Gebetswoche für die Einheit der Christen auszuarbeiten, die im Zeichen des 1.700-jährigen Jubiläums des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahre 325 n. Chr. steht, haben wir uns entschlossen, eine Stelle des Johannesevangeliums als Leitgedanken zu wählen:  „Glaubst du das?“ (Joh 11,26), und wir wollten die Momente des Gebets auf das Glaubensbekenntnis richten, das aus dem Ersten Ökumenischen Konzil entstanden ist. In der Folge dachten mehrere Brüder und Schwestern an patristische Texte aus den ersten Jahrhunderten, die den unterschiedlichen Traditionen des Ostens und Westens zugeordnet werden und zeigen sollen, wie die in Nizäa verhandelten Themen auf der einen Seite die Frucht der Generation der Christen und Christinnen nach der Verfolgung waren und auf der anderen Seite danach theologisches und spirituelles Gedankengut beeinflusst haben. Die Diskussionen und tiefgehenden Studien und auch die Erstellung der endgültigen Fassung der Texte gemeinsam mit der internationalen Kommission über mehrere Arbeitstage im Kloster Bose haben es ermöglicht, auch bei der Ausarbeitung der Gebete den alten Sinnspruch zu befolgen, dass „das, was alle betrifft, auch von allen besprochen werden muss.“

Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der weltweiten Verwendung der Gebete?

Bruder Guido: Wenn wir einen Text ausarbeiten, der Menschen christlichen Glaubens aller Sprachen, Völker und kulturellen Traditionen beim Beten helfen soll, besteht die Hoffnung, dass er eine treue Wiedergabe dessen sein kann, wie die Kirche den Ruf des Evangeliums in sich ändernden Zeiten und Umständen hört und in die Praxis umsetzt. Die Hoffnung besteht darin, dass die Worte und Gedanken, die in einer bestimmten örtlichen Wirklichkeit entstanden sind, in der Lage sein werden, den gemeinsamen Glauben zum Ausdruck zu bringen und die Gebete so vieler Brüder und Schwestern auf fünf Kontinenten inspirieren werden.

Wie haben Sie die Vergangenheit und die Gegenwart in ihrer Arbeit wiederentdeckt?

Bruder Guido: Am stärksten hat mich bei der Zusammenarbeit zur Erstellung dieser Materialsammlung beeindruckt, wie unsere Väter und Mütter im Glauben nur wenige Jahre nach dem Ende der finsteren Zeit der Christenverfolgung beschlossen haben, zusammenzukommen und zu versuchen, dem Willen des Herrn in der neuen Wirklichkeit zu folgen, die sich ihnen eröffnete: die Freiheit zu haben, seinen Glauben zu bezeugen, aber auch in der Vielfalt der Sprachen und Kulturen, in denen das Evangelium verkündet und inkarniert werden musste.

In unseren Gesellschaften der heutigen Zeit, die nicht mehr christlich sind, stehen wir vor einer vergleichbaren Herausforderung – wir müssen die Sprachen finden, das heißt die Worte, Gesten und Handlungen, die am besten geeignet sind, unseren Schwestern und Brüdern in Menschlichkeit die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden. „Jesus Christus ist gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebr 13,8), aber die Verkündigung seines Sieges über den Tod muss „allen alles werden“ (1 Kor 9,22), um alle Menschen, wo auch immer sie sind, in ihrem täglichen Leben und in ihren Lebensbedingungen zu erreichen. 

„Glaubst du das?“. Heute so wie damals an die Auferstehung zu glauben bedeutet, dass Hass durch Liebe und der Tod durch das Leben besiegt wird und dass wir glaubwürdige Zeugen dieser Wahrheit sind.

Materialien zur Gebetswoche für die Einheit der Christen 2025

Weitere Informationen über die Gebetswoche für die Einheit der Christen