Welche Rolle spielt der ÖRK in der heutigen polarisierten Welt?
Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm: Gerade in diesen polarisierten Zeiten kann der ÖRK eine sehr wichtige Rolle spielen. Als eine Gemeinschaft von 352 Kirchen in 120 Ländern mit 600 Millionen Mitgliedern bringen wir Menschen zusammen aus extrem unterschiedlichen Hintergründen. In einem Geist des gegenseitigen Zuhörens und der Wertschätzung finden wir aber dennoch einen Konsens in Fragen, in denen dies normalerweise kaum möglich ist. Für mich ist dies immer wieder ein Wunder! Wir können der Welt ein Beispiel dafür geben, dass ein Zusammenleben in Vielfalt möglich ist, wenn wir uns gegenseitig respektieren und wissen, dass jede und jeder von uns gleichermaßen nach dem Bilde Gottes geschaffen ist.
Was ist Ihre wichtigste Botschaft zum 76. Jubiläum des ÖRK?
Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm: Es ist eine Botschaft der Hoffnung. Sie wurde durch das Thema der 11. Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe im Jahr 2022 zum Ausdruck gebracht: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Mit diesem Motto im Herzen vertrauen wir darauf, dass die Gewalt und die Ungerechtigkeit, die wir sehen, nicht das letzte Wort haben werden. Es geht weiter. Die Zukunft ist kein dunkles Loch, sondern ein neuer Himmel und eine neue Erde, wo alle Tränen abgewischt werden.
Was wünschen Sie sich als Vorsitzender im Leben des ÖRK und der Gemeinschaft der Kirchen für das nächste Jahr?
Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm: Ich wünsche uns, dass wir uns von der Liebe Christi weiterhin inspirieren lassen und sie in unserem eigenen Leben und in unserer Gemeinschaft als Ökumenischer Rat der Kirchen ausstrahlen. Und ich wünsche mir, dass wir uns in der Welt engagieren, indem wir uns für diejenigen einsetzen, die leiden, und denen beistehen, die besonders verletzlich sind, im Wissen, dass das Glück und Wohlergehen einer Gemeinschaft immer am Schicksal ihrer schwächsten Mitglieder gemessen wird.
Gebet für den Frieden zum 76. Jahrestag des ÖRK am 23. August 2024