Der Lutherische Weltbund

Der Lutherische Weltbund (LWB) wurde 1947 gegründet. Seit 1990 bezeichnet er sich selbst als eine Kirchengemeinschaft, die in Altar- und Kanzelgemeinschaft vereint ist. Der LWB bekennt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche und will der Einheit der Christen in der Welt dienen. Der LWB und seine Mitgliedskirchen waren und sind durch ihre Beteiligung an Dialogen aktive Partner in der ökumenischen Bewegung und bemühen sich um spezifische theologische Beiträge. Im Namen seiner Mitglieder unterzeichnete der LWB 1999 in Augsburg, einem der historisch wichtigsten Orte des Luthertums, die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre mit der römisch-katholischen Kirche.

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren lutherische Kirchen hauptsächlich in Deutschland, den nordischen Ländern, im Baltikum und in den USA zu finden. Seit der Gründung des LWB hat sich das Zentrum des weltweiten Luthertums aufgrund der großen Kirchen in Afrika, Lateinamerika und Asien in den globalen Süden verschoben. Die diakonische Arbeit des LWB konzentrierte sich immer mehr auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit Gerechtigkeit und Frieden, der HIV/AIDS-Pandemie und dem Dialog mit anderen Religionen, einschließlich der indigener Völker. Der LWB hat außerdem durch Dialog dazu beigetragen, das Verständnis der Beziehungen zwischen Christen und Juden zu verbessern.

Für den LWB sind die Beziehungen zwischen seinen Mitgliedskirchen in den verschiedenen Regionen sehr wichtig. In Afrika wurden 1955 eine Lutherische Konferenz gegründet und drei zusätzliche subregionale Gruppen eingerichtet - die Lutherische Gemeinschaft in Zentral- und Ostafrika (LUCCEA), die Lutherische Gemeinschaft im südlichen Afrika (LUCSA) und die Lutherische Gemeinschaft in Westafrika (LUCWA). 2005 folgte der Lutherische Rat in Afrika. Auch Asien ist in drei Subregionen unterteilt: die Lutherische Gemeinschaft Nordostasien (NEALUC), die Lutherische Gemeinschaft West- und Südasien (WeSALUC) und die Lutherische Gemeinschaft Südostasien (SEALUC). In Europa wurde zum Zeichen der Zusammengehörigkeit 2003 in Bratislava (Slowakei) das Büro für die Subregion Mittel- und Osteuropa eröffnet. Westeuropa und die nordischen Länder sind die zwei anderen Subregionen in Europa, in denen regelmäßig Treffen der lutherischen Kirchenfamilie stattfinden. Die Region Lateinamerika und die Karibik umfasst 13 Mitgliedskirchen in Lateinamerika und zwei in der Karibik. Auch für Nordamerika gibt es ein Regionalbüro.

Die Leitungsgremien des LWB und des Reformierten Weltbundes (RWB) diskutieren derzeit über eine neue Art von Vollversammlungen, in deren Rahmen der breit gefächerte und multilaterale Charakter der ökumenischen Bewegung deutlicher zum Ausdruck kommen würde. Es wurde vorgeschlagen, eine erste solche Versammlung für 2013 in Erwägung zu ziehen. Sollte der Prozess bis dahin zufriedenstellend verlaufen, werden der LWB und der RWB nach 2010 keine eigenen Vollversammlungen mehr veranstalten.

Der LWB hat 140 Mitgliedskirchen in 78 Ländern und repräsentiert somit rund 66,7 Millionen Christen in aller Welt. 73 LWB-Mitgliedskirchen gehören (direkt oder indirekt) auch dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) an. Das Sekretariat des LWB befindet sich im Ökumenischen Zentrum in Genf.

Zeitschrift: Lutherische Weltinformation