Weltmission und Evangelisation

Mission ist ein persönlicher Aufruf, Jesus Christus zu folgen und zu seiner Gefolgschaft zu gehören. Authentische Gefolgschaft drängt zur Wiederentdeckung von Gottes Mission für die Fülle des Lebens.

Die Kommission für Weltmission und Evangelisation des Ökumenischen Rats der Kirchen spiegelt in ihrer Struktur den Reichtum des christlichen Glaubens auf der ganzen Welt wider und erinnert die ökumenische Bewegung an die Worte Jesu: „auf daß sie alle eins seien, ... auf daß die Welt glaube“ (Joh. 17:21).

Mission gehört sowohl zum Wesen als auch zur grundlegenden Aufgabe der Kirche. Egal, welche Form sie auch annehmen mag, ihre beiden Grundelemente bleiben: Verkündigung und Diakonie, das heißt, soziale Verantwortung. Die Kirche ist auf der Welt, um jedem das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden und allen zu dienen.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Form der Mission gewandelt und ist in den letzten beiden Jahrhunderten immer vielgestaltiger geworden. Mission, die zum großen Teil durch Missionsbeauftragte betrieben wurde, hatte zur Folge, dass es nun überall auf der Welt Kirchen gibt. Das aufstrebende weltweite Christentum wurde polizentrisch, es gibt nicht nur ein Zentrum, sondern viele. Weltmission ist keine Einbahnstraße von den Zentren zu den Rändern, sondern auch eine Mission von den Rändern zu den Zentren. Nach einigen Schätzungen werden bis zum Jahr 2050 vier von fünf Christinnen und Christen auf der Südhalbkugel leben, vor allem in Afrika. Dieser Wandel bedeutet eine Vielfalt an Ausprägungen dogmatischer, liturgischer, ethisch-moralischer, diakonischer und organisatorischer Traditionen in den Kirchen. Häufig sind Kirchen, die aus der Mission heraus entstanden sind, missionsorientierte Kirchen, und durch ihre Verschiedenartigkeit stellen sie die ökumenische Bewegung auf die Probe.

Die multireligiöse, multikulturelle globale Landschaft in der heutigen Zeit bietet einen einzigartig bereichernden und auch anspruchsvollen Raum für Begegnungen, gemeinsames Teilen und Lernen und die Schaffung alternativer Weisen, Glauben und Einigkeit auszudrücken, da die Menschen nach Wegen suchen, ihre jeweiligen Identitäten innerhalb dieser sich rapide ändernden sozialen, politischen und religiösen Bereiche zu bekräftigen.

In diesem Zusammenhang ist die Wiederentdeckung der Evangelisation unerlässlich. Da die Evangelisation im Zentrum des christlichen Sendungsauftrags einer jeden örtlichen Kirche steht, wird sie gleichzeitig mit einer der Hauptherausforderungen der heutigen Zeit konfrontiert, nämlich die Aussage der Frohen Botschaft für alle Menschen an allen Orten relevant zu machen.

Da der christliche Glaube nicht länger „automatisch“ von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, ist es zeitgemäß, Evangelisation als Gefolgschaft zu behandeln. Die Gefolgschaft in Christus verwandelt die Gefolgschaft; sie umfängt alle Aspekte der menschlichen Existenz und der gesamten Schöpfung und bleibt dabei stets für die wesentlichen, grundlegenden Bedürfnisse der Menschen relevant, die sie in jedem Zusammenhang anspricht. Authentische Gefolgschaft drängt zur Wiederentdeckung von Gottes Mission für die Fülle des Lebens. Durch die Einführung einer Erneuerung in die missiologische Bildung und das missiologische Denken weist sie auch auf neue Paradigmen hin, wie eine verwandelnde Gefolgschaft die Zerbrochenheit und Ungerechtigkeit heilen kann, indem sie die Ausgegrenzten, die Schwachen, die Unterdrücken und alle jene umfängt, denen Leid und Schmerz zugefügt wurden.

   

  • Erforschung der Evangelisation

Das neue Bekenntnis zu Weltmission und Evangelisation des ÖRK „Gemeinsam zum Leben: Mission und Evangelisation in wechselnden Landschaften“ (2012) hebt hervor, wie dringlich es für die Kirche ist, „ihre Methoden der Evangelisation zur Verbreitung der Frohen Botschaft durch Überzeugungsarbeit, Inspiration und unerschütterlichen Glauben zu erneuern“. In Erwiderung auf diesen Ruf wurde 2014 das bis heute aktive Projekt „Erforschung der Evangelisation“ vom ÖRK ins Leben gerufen. Dieser Prozess regionaler Tagungen/Seminare greift direkt bei den örtlichen Kirchen sowie den an der Basis tätigen Missionszentren/-beauftragen an und erforscht dabei jedes Mal die Ausdrucksformen und Herausforderungen ihres evangelistischen Auftrags bei der Verbreitung der Frohen Botschaft.

In Kenntnis der dringlichen Aufgabe, den Geist der Gefolgschaft und des gemeinsamen Lernens vor allem innerhalb verschiedener kultureller bzw. religiöser Umfelder zu kultivieren, schafft die Erforschung durch persönliche Beteiligung und Begegnungen, Kontaktbesuche, Fallstudien und Diskussionen einen Raum für das konstruktive Nachdenken über eine Erneuerung des Verständnisses von Evangelisation und deren Gebräuche.

Der Rat für Weltmission (CWM) ist seit Beginn des Projekts ein wertvoller Partner bei der Mitorganisation der Erforschung.

 

  • Evangelisation in der Theologie-Ausbildung und Missiologischen Bildung

Bei der Erneuerung von Mission und Evangelisation überschneiden sich Evangelisation und christliche Ausbildung in Vision und Berufung. Theologie-Ausbildung und theologische Schulung zu Mission und Evangelisation bilden die Grundlage für ein solides ganzheitliches Herangehen an die Evangelisation; hier sollten Theorie im Sinne von theologischem Wissen und Praxis im Sinne von praktischer Fortführung der evangelistischen Arbeit zusammenkommen. Im inklusiven Verständnis bringt authentische Evangelisation begeisterte Gelehrte mit soliden theologischen Wurzeln und gut gerüstete praktizierende Gläubige mit sich, die die Arbeit der Evangelisation an der Basis fördern und weiterentwickeln können.

Da dem ÖRK wohl bekannt ist, welche Bedeutung die Art und Weise hat, auf die das Evangelium Menschen in verschiedenen Umfeldern erreicht, und ihm auch die innewohnende Verbindung zur Theologie-Ausbildung und missiologischen Bildung bewusst ist, hat er seit 2012 eine Reihe von fünf regionalen Konsultationen über den Platz der Evangelisation in der Theologie-Ausbildung und missiologischen Bildung ins Leben gerufen. Das primäre Ziel dieses Prozesses ist es, das Vorhandensein und den Inhalt der Evangelisation in verschiedenen wissenschaftlichen Zusammenhängen zu bewerten und gleichzeitig die Evangelisations-Ausbildungsprogramme und -projekte vor Ort zu verstärken, indem eine Zusammenarbeit von akademisch Gebildeten und praktizierenden Gläubigen, von theologischen Fakultäten und lokalen Kirchen an der Basis gefördert wird.

 

 

Risto Jukko

Leiter, ÖRK Kommission für Weltmission und Evangelisation

E-Mail: [email protected]

Tel.: +41 22 791 6400

 

Woo Kyeong Ah

Konferenzverantwortlicher

E-Mail: [email protected]

Tel.: +41 22 791 6123

 

Kyriaki Avtzi

Programmleiterin Evangelisation

E-Mail: [email protected]

Tel.: +41 22 791 6045

 

Seforosa Carroll

Programmleiterin Mission von den Rändern

E-Mail: [email protected]

Tel.: +41 22 791 6214

 

Anjeline Okola Charles

Programmleiterin EDAN

[email protected]