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Bethlehem star

23. November 2022, Bethlehem, Palästina: Ein Stern leuchtet über den Kerzen in der Grotte unter der Geburtsbasilika in Bethlehem, wo Jesus zur Welt gekommen sein soll.


 

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In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat‘s nicht ergriffen. – Johannes 1,4-5

In vielerlei Hinsicht erleben wir – und die ganze Welt – derzeit eine sehr düstere Zeit; die zunehmenden Herausforderungen und Probleme in der Welt drohen unsere Hoffnung zu ersticken,

drohen unsere Bereitschaft zu erdrücken, die offensichtlichen Bedürfnisse der Schöpfung und das spürbare Leid unserer Zeit zu befriedigen bzw. zu lindern, und drohen sogar, unser Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit zu untergraben.

Und trotzdem sind wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu und als christliche Glaubensgemeinschaften, die vereint sind durch die Liebe Christi, aufgerufen, der Angst die Stirn zu bieten, Unwahrheiten entgegenzutreten, Egoismus und Habgier anzuprangern und der ganzen Welt Hoffnung zu machen.

Wir dürfen uns nicht der Enttäuschung hingeben und nicht der Hoffnungslosigkeit anheimfallen. Die Welt braucht mehr von uns – mehr Mut, mehr Kreativität, mehr Inspiration und mehr Engagement und Einsatzbereitschaft. Mehr hingebungsvolle Liebe.

Woher aber können wir eine solche Energie und ein solches Leben nehmen?

Bemerkenswerterweise ziehen wir Christinnen und Christen diese Kraft aus der Geburt eines schwachen und schutzbedürftigen Babys, das vor 2.000 Jahren am äußersten Rand des römischen Reichs in Bethlehem, Palästina, in Armut geboren wurde und schon bald von bösen Mächten bedroht ins Exil fliehen musste.

In diesem armen Kind erkennen wir den Erben der großen jüdischen prophetischen Tradition der Gerechtigkeit, denjenigen, der uns verkündigt hat, dass Gott uns nah ist und uns liebt, denjenigen, in dem seine Jüngerinnen und Jünger das Abbild Gottes und die Verheißung einer neuen Kreatur erkannten.

In seiner Geburt begrüßen wir Gottes eigenen Sohn, der nun immanent ist, die Offenbarung Gottes in Menschengestalt, die unser Wesen hat und uns erhebt, um teilzuhaben an seinem Wesen. Er ist Immanuel – Gott ist mit uns ewiglich.

Kein Wunder, dass die Engel frohlocken, die Hirten auf die Knie fallen und selbst die Sterne heller scheinen.

Die Tatsache, dass wir die Geburt Jesu feiern, ist somit unser trotziger Widerstand gegen die Hoffnungslosigkeit, unser Ja zum Leben und zur Hoffnung. Er ist unser Licht in düsterer Zeit, er lässt uns für die Wahrheit leben und nach der Erlösung der Welt streben.

Als Kinder des Lichts werden wir uns nicht mit einer Welt zufriedengeben, die tödlich verwundet ist durch Gewalt, verbrannt durch Hitze oder finster aufgrund von Angst, und werden auch nicht zulassen, dass andere sich damit zufriedengeben. Eine Zerschlagung von Demokratien und einen Missbrauch von Religion werden wir nicht hinnehmen und wir werden uns nicht mit Vorurteilen und Voreingenommenheit abfinden.

Deshalb teilen wir im Ökumenischen Rat der Kirchen, wenn wir, als christliche Gläubige überall auf der Welt jetzt die Geburt des Messias – Gottes Gegenreaktion auf eine Welt, die zuweilen entschlossen zu sein scheint, sich selbst zu zerstören – feiern, unsere aufrichtige Freude mit Ihnen. Fester als bisher sind wir entschlossen, uns zusammen mit Ihnen unermüdlich für die Gesundheit und Heilung der Kranken, eine gerechte Wirtschaft, das Wohlergehen von Migrantinnen und Migranten und vertriebenen Menschen, Frieden und Sicherheit für alle Menschen, die Förderung von Menschenrechten und Menschenwürde, ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl im Glauben und Gerechtigkeit für Frauen, Kinder und den Planeten Erde selbst einzusetzen.

Freuen wir uns also! Das Licht Christi verspricht, die Dunkelheit um uns herum zu vertreiben. Möge es unsere Stimmung heben und Herzen erwärmen. Möge es unseren Weg erhellen, unseren Weg hin zu Ganzheit, zu authentischer Nachfolge, zu Gerechtigkeit und Frieden in der Welt erleuchten. Möge die Liebe und das Licht Jesu am diesjährigen Weihnachtsfest und zu aller Zeit unsere Herzen und Leben erfüllen!

Gott segne euch und der Friede in Christus sei mit euch.

Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay 
Generalsekretär 
Ökumenischer Rat der Kirchen