Erhältlich in:

Zeit auf den Trommelschlag der Schöpfung zu hören

Zeit für Klimagerechtigkeit zu handeln

Zeit des Horchens, des Wartens und des Hoffens

Vom 1. September - an dem das orthodoxe Kirchenjahr beginnt - bis zum 4. Oktober - Gedenktag des Franz von Assisi, des Schutzheiligen von Tieren und Natur in der katholischen Tradition - sind die Kirchen weltweit aufgerufen, eine Zeit der Schöpfung abzuhalten. Für 2010 schlägt der ÖRK vor, diese Schöpfungszeit bis zum 10. Oktober auszudehnen, um mit Gebet und Tat am 10/10/10-Aktionstag teilzunehmen.

Der folgende Gottesdienstentwurf kann für den Gebrauch vor Ort angepasst werden; in der vorgeschlagenen Form dauert die Feier etwa 25 Minuten.

Nach der Lesung über je einen Tag der Schöpfungsgeschichte aus Genesis 1 folgen jeweils Klagen und Hoffnungen aus einer Weltregion sowie fünfzig Trommelschläge. Während des Gottesdienstes sind also ingesamt 350 Trommelschläge zu hören, in Anlehnung an die 350 ppm (Teilchen pro Million) Kohlendioxid in der Atmosphäre, die nach Meinung vieler Klima-Fachleute die Obergrenze dessen darstellen, was unser verletzlicher Planet auf Dauer aushält, ohne dass es zu einem unwiderruflichen Klimawandel kommt.

Für jeden Tag der Schöpfung ist eine andere Farbe aus dem Regenbogen vorgeschlagen. Während der Trommelschläge kann ein Tuch in dieser Farbe ausgelegt werden, um allmählich den Regenbogen abzubilden – das Zeichen von Gottes Bund mit den Menschen und der Schöpfung, Symbol für Hoffnung und Veränderung.

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Einführung

Lied: Gloria a Dios, Gloria a Dios!

Erster Tag der Schöpfung – Farbe rot

Genesis 1, 1-5

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Klagen und Hoffnungen aus dem Pazifischen Raum

Atua*! Dein Pazifisches Volk ruft zu Dir, wenngleich schon die Wasser weiter steigen...
höre unser Gebet, wir vertrauen auf Deine Liebe!

Atua! Dein Pazifisches Volk ruft zu Dir, wenngleich schon unser Land vor unseren Augen verschwindet...
höre unser Gebet, wir hoffen auf Deine Liebe!

Atua! Unsere Kraft! Unser Leben! Unsere Liebe!

*Atua heißt Gott in vielen polynesischen Sprachen

50 Trommelschläge 

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Zweiter Tag der Schöpfung – Farbe orange

Genesis 1, 6-8

Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere Tag.

Klagen und Hoffnungen aus Afrika

Namalenga! Gott der ganzen Schöpfung, wie die Elefanten ihre Verzweiflung hinaustrompeten, wenn sie in ausgedörrtem Land nach Wasser suchen, so höre auch unsere Klageschreie für unser schönes Land, das von den Habgierigen ausgeplündert wird, die mit den Schätzen der Natur leichtes Geld verdienen wollen.

Chiuta! Sieh wie die Wüsten wachsen, die Seen und Flüsse schrumpfen, Tiere sterben, Ernten ausbleiben.

Modimo, Du stehst weit über allen Dingen, und wir vertrauen darauf, dass Du unsere steinernen Herzen verwandeln und uns berufen wirst, Deine Schöpfung zu schützen, wie wir zugleich bei Dir Schutz suchen.

50 Trommelschläge 

 

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Dritter Tag der Schöpfung – Farbe gelb

Genesis 1, 9-13

Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter, dass man das Trockene sehe. Und es geschah also. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.

50 Trommelschläge 

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Klagen und Hoffnungen aus Asien

O Herr, schütze die Erde und all ihre Lebensfülle.
Hilf uns die Natur zu bewahren und der gesamten Schöpfung zu dienen;
Verwandele unsere Gier zu konsumieren in einen Durst zu teilen;
Wasche uns rein von Achtlosigkeit und Gleichgültigkeit.
Segne all unsere Bemühungen unsere Umwelt zu schützen. 

Mögen die Regenzeiten weiter das Land nähren.
Mögen die Gletscher weiter die Berge zieren,
Flüsse ungehindert fließen, voll wimmelndem Leben,
und Menschen im Einklang mit Mutter Erde leben.
O Herr, schütze die Erde und all ihre Lebensfülle.

50 Trommelschläge

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Vierter Tag der Schöpfung – Farbe grün

Genesis 1, 14-19

Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf Erden. Und es geschah also. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.

Klagen und Hoffnungen aus dem Nahen Osten

Großer Gott, höre uns, wie wir zu Dir schreien um Frieden und Gerechtigkeit für die Völker und für das Land selbst. Gewähre uns Heimatländern, in denen Wasser, Land und Naturschätze respektiert und von allen geteilt werden. Lehre uns Vertrauen in der Hoffnung, dass eines baldigen Tages jeder unter dem eigenen Weinstock und Feigenbaum wohnen möge in Frieden und Freude. Möge Deine Gerechtigkeit wahrhaftig wie ein unaufhaltsamer Strom durch unsere Lande fließen.

Höre unsere Schreie. Schenke uns Hoffnung.

50 Trommelschläge

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Fünfter Tag der Schöpfung – Farbe blau

Genesis 1, 20-23

Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag.

Klagen und Hoffnungen aus Nordamerika

Herr, erbarme dich unser, denn wir konsumieren mehr als unseren Anteil an den Schätzen der Erde, und indem wir dies tun, zermalmen wir das Gesicht der Armen.

Christus, erbarme dich unser, denn allzu oft reagieren wir auf Unterdrücker mit Unterdrückung, bekämpfen Terror mit Terror, beantworten Gewalt mit Gewalt.

Herr, erbarme dich über uns, damit wir lernen mögen, an unseren Zweifeln zu zweifeln, zu folgen wohin du uns führst, und die Hoffnung zu nähren, die wir in Dir haben.

Verleihe uns Deinen Frieden, O Herr, und gib uns einen neuen, gerechten Geist.

50 Trommelschläge

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Sechster Tag der Schöpfung – Farbe indigo

Genesis 1, 24-31

Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also. Und Gott machte die Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art, und allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise, und allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut essen. Und es geschah also. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

Klagen und Hoffnungen aus Europa

Schöpfer Gott, unsere Geschichte lehrt uns, dass wir oft keinen guten Gebrauch machen
von der Freiheit und Verantwortung, die Du uns gibst.
Wir beherrschen die Schöpfung, anstatt ihre Haushalter zu sein,
bauen Mauern, um Andere draußen zu halten, anstatt Herbergen, wo alle willkommen sind,
wir lassen uns von einer Froststarre aus Furcht und Stolz überwältigen, anstatt in Deine Zukunft aufzubrechen.
Hilf uns, darauf zu vertrauen, dass wir Deine Kinder sind,
nimm unseren Dank an für die Frauen, Männer und Kinder, Glaubensgemeinschaften und Parteien, die durch ihr Handeln zeigen, dass Du uns tatsächlich gut geschaffen hast.

50 Trommelschläge

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Siebter Tag der Schöpfung – Farbe violett

Genesis 2, 1-3
Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er machte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, darum dass er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte.

Klagen und Hoffnungen aus Lateinamerika

Gott in der Schöpfung, wir erkennen die Gegenwart Deines Geistes inmitten unserer Abya-Yala*, in den Bergen der Anden, den tropischen Regenwäldern Mittelamerikas, den Savannen und Pampas, den Flüssen und den Ozeanen.

Wir hören die Schreie der Armen, die immer noch unter Ungerechtigkeit leiden. Wir hören die Schreie der Erde, die sich nach Erlösung sehnt.

Hilf unseren Völkern, weiterhin zu bekräftigen, dass ein alternativer Weg möglich ist, und vertiefe unsere Spiritualität und unser Bekenntnis zum Leben.

*Abya-Yala ist der Name, den das Volk der Kuna dem Kontinent lange bevor der Ankunft der Europäer gab. Er bedeutet lebendiges, blühendes oder reifes Land.

50 Trommelschläge

Antwortgesang: Mayenziwe Ntando Yako

Während der Regenbogen zusammengefügt wird, stehen wir auf und bekennen gemeinsam:

Solange die Erde steht,
soll nicht aufhören
Saat und Ernte, Frost und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Genesis 8, 22

Stille

Wir halten Stille, hoffend und betend, dass die Trommelschläge aufhören werden, dass jeder und jede Einzelne von uns und die gesamte Menschheit handeln wird, damit wir nicht die 350 Teilchen Kohlendioxid überschreiten, welche die Grenze dessen sind, was Gottes schöne und verletzliche Schöpfung ohne unwiderruflichen Umsturz ertragen kann.

Vater Unser (alle sind eingeladen, in der eigenen Muttersprache zu beten)

Im Stehen hören wir die Hoffnung und das Versprechen des Evangeliums und bekennen uns zu ihm:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.
Johannes 1, 1-5

Segen

Lied: Ameni oder Halleluja

Diese Gottesdienstordnung wurde von Mitgliedern der Arbeitsgruppe Gottesdienst des Ökumenischen Zentrums in Genf zusammengestellt.