Deutsche Übersetzung: Ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn.

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) verurteilt die willkürlichen Angriffe der israelischen Armee auf die Zivilbevölkerung in Gaza aufs Schärfste wie auch das absurde und unmoralische Abfeuern von Raketen auf bewohnte Gebiete Israels durch Militante in Gaza.

Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rats der Kirchen tagte vom 2.-9. Juli in Genf. Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich zutiefst betroffen und besorgt über die Zunahme der Spannungen und der Gewalt, die nach dem tragischen Tod von Jugendlichen in Israel und Palästina wieder ein beängstigendes Ausmass angenommen haben.

Seit Montag wurden in Gaza 86 Menschen durch israelische Luftangriffe getötet und über 550 verletzt. Bei den meisten Todesopfern handelt es sich um Angehörige der palästinensischen Zivilbevölkerung, darunter ältere Menschen, Frauen und Kinder. Viele haben dieser Tage Angehörige und Freunde verloren und trauern um geliebte Menschen. Wir sind mit ihnen im Gebet vereint und bitten Gott, ihnen seine Liebe und Barmherzigkeit zu erweisen und sie in dieser schweren Zeit des Schmerzes zu trösten.

Sowohl Israelis als auch Palästinenser wünschen sich Wohlergehen, Sicherheit und einen echten, gerechten Frieden. Die letzten Verhandlungen sind gescheitert, die Chancen für eine Zweistaatenlösung, das Ende der Besetzung und einen gerechten Frieden vertan, die Vision einer gemeinsamen Zukunft in weite Ferne gerückt. All dies hat zur unerträglichen und höllischen Spirale der Gewalt und des Hasses geführt, die wir heute mit ansehen müssen.

Was zurzeit in Gaza geschieht, ist leider keine einzelne Tragödie. Die aktuellen Ereignisse müssen im Zusammenhang der Besetzung der palästinensischen Gebiete gesehen werden, die 1967 ihren Anfang nahm. Der ÖRK hat stets die Beendigung dieser illegalen Besetzung und der ständigen Blockade des Gazastreifens durch Israel gefordert. Solange die Besetzung andauert, wird sich auch die Spirale der Gewalt weiterdrehen.

Der ÖRK bittet den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eindringlich, alle Konfliktparteien zur sofortigen Beendigung aller Arten von Gewalt aufzufordern. Der ÖRK ruft auch alle Kirchen und religiösen Führungspersonen zur Zusammenarbeit auf, um die Rhetorik des Hasses und der Rache, die sich immer mehr in vielen Kreisen der Gesellschaft ausbreitet, zu einem Diskurs umzugestalten, der die Anderen als Nachbarn und als gleichwertige Geschwister im einen Gott begreift. In dieser tragischen Situation gibt uns die Initiative der vielen Israelis Anlass zu Hoffnung, die Angehörige von palästinensischen Gewaltopfern anrufen und besuchen, um ihnen ihr Mitgefühl und Beileid zu bekunden.

Möge unser Herr allen Friedensstifterinnen und Friedensförderern beistehen und ihre Anstrengungen segnen, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.

Pastor Dr. Olav Fykse Tveit
Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen