In einem noch nie gesehenen Vorgehen gegen die Führung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und gegen die ökumenische Bewegung wurde gestern die beigeordnete ÖRK-Generalsekretärin Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri am internationalen Flughafen Ben Gurion festgenommen, verhört und abgeschoben. Isabel Phiri ist eine geachtete afrikanische Theologin aus Malawi und eine hohe Leitungsverantwortliche des Ökumenischen Rates der Kirchen, dessen 348 Mitgliedskirchen eine Mitgliederbasis von über 550 Millionen Christinnen und Christen in 110 Ländern auf der ganzen Welt umfassen. Sie war zu Gesprächen mit Kirchenverantwortlichen in Jerusalem über das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) angereist, das zu den zahlreichen Programmen und Aktivitäten gehört, die der ÖRK weltweit unterstützt.

Als Grund für ihre Abschiebung wurden „vorbeugende Maßnahmen im Hinblick auf Bedenken illegaler Einwanderung“ angeführt. Isabel Phiri wohnt in Genf, Schweiz, und ist dort seit August 2012 in den Büros des ÖRK als beigeordnete Generalsekretärin tätig, verantwortlich für Öffentliches Zeugnis und Diakonie. Sie war die einzige Afrikanerin einer Delegation von ÖRK-Mitarbeitenden, die derzeit Jerusalem besuchen. Die anderen vier Delegationsmitglieder wurden ins Land gelassen. Der ÖRK hat seine Rechtsvertreter angewiesen, unverzüglich gegen dieses offenkundig ungerechte und diskriminierende Vorgehen gegen Phiri Einspruch zu erheben.

„Die Anschuldigungen gegen den ÖRK und das EAPPI-Programm, die bei der Vernehmung von Dr. Phiri erhoben und heute in den Medien veröffentlicht wurden, sind schlichtweg falsch“, erklärte ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit. „Ich bin sehr überrascht und bestürzt darüber, dass das israelische Innenministerium sich bei seinen Entscheidungen anscheinend auf fehlerhafte und unzuverlässige Quellen abstützt.“

Der ÖRK bedauert die israelische Feindseligkeit gegenüber den ÖRK-Initiativen für Frieden mit Gerechtigkeit – sowohl für Palästinenser wie auch für Israeli – zutiefst.

Fakten:

Das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) ist die konkrete Antwort auf einen Appell von Kirchenleitenden in Jerusalem an den Ökumenischen Rat der Kirchen im Jahre 2002. Sie schrieben in einem Brief: „Wir bitten respektvoll um den Schutz aller Menschen, um einen Beitrag zur Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens und der Sicherheit für die Angehörigen des israelischen und palästinensischen Volkes zu leisten. Weiterhin möchten wir alle friedliebenden Menschen überall auf der Welt auffordern, zu uns zu kommen und sich unserer Manifestation für einen gerechten Frieden anzuschließen.“

Mehr als 70 Kirchen, ökumenische Gremien sowie kirchliche Dienste und Werke in 22 Ländern in Afrika, Asien, Europa, Nordamerika und Lateinamerika beteiligen sich aktiv an dem Programm. Fast 1 800 Begleitpersonen waren bereits im Einsatz.

Jerusalem, 6. Dezember 2016

Pastor Dr. Olav Fykse Tveit
Generalsekretär
Ökumenischer Rat der Kirchen