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V. li. n. re.: Dr. Ali Gomaa, Bischof Johannes und Bischof Moussa von dem Koptischen Orthodoxen Bischofsamt für Jugendangelegenheiten, in Kairo 2014. © BLESS

V. li. n. re.: Dr. Ali Gomaa, Bischof Johannes und Bischof Moussa von dem Koptischen Orthodoxen Bischofsamt für Jugendangelegenheiten, in Kairo 2014. © BLESS

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Um das bedrückende Thema der Jugendarbeitslosigkeit in Ägypten anzugehen, hat der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Zusammenarbeit mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Kairo einen Dialog zum Thema „Die ägyptische Jugend und ihr Recht auf menschenwürdige Arbeit“ veranstaltet. An der Veranstaltung am 15. Mai nahmen Menschen christlichen wie muslimischen Glaubens teil.

Der Dialog beschäftigt sich in erster Linie mit den Auswirkungen der Jugendarbeitslosigkeit in Ägypten und damit, wie der ÖRK und die ILO ihre Partner in Ägypten unterstützen können, sich für menschenwürdige Arbeit für junge Menschen einzusetzen, zum Beispiel durch Initiativen zur Schaffung von neuen Jobs, durch die Gewährleistung von Rechten am Arbeitsplatz und durch die Förderung von sozialem Schutz und sozialem Dialog.

Laut dem jüngsten Bericht der ägyptischen Zentralagentur für Mobilisation und Statistik (CAPMAS) sind mehr als 70 % der Arbeitslosen Ägyptens junge Menschen. Die Arbeitslosenquote insgesamt lag Ende 2013 bei mehr als 13 %. In dem Bericht heißt es außerdem, dass 84 % aller Arbeitslosen, einschließlich der Jugend, einen Schul- oder Hochschulabschluss besitzen.

Während des Dialogs in Kairo, bei dem Bischof Johannes von der Koptischen Orthodoxen Kirche in Ägypten und Dr. Ali Gooma, ehemaliger Großmufti Ägyptens, den Vorsitz hatten, trugen verschiedene Vertreter von muslimischen wie christlichen Entwicklungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen sowie Journalisten und Wissenschaftler verschiedene Perspektiven zu diesem Thema vor.

Pierre Martinot-Lagarde, der Beirat der ILO für sozio-religiöse Angelegenheiten, sprach über die Rolle von Glaubensgemeinschaften in der Förderung von menschenwürdiger Arbeit und sagte: „Die ILO und Glaubensgemeinschaften teilen die gleichen Werte und das gleiche ethische Verständnis der Menschenwürde.“

„Wenn wir gemeinsam an der Umsetzung der Agenda für menschenwürdige Arbeit arbeiten, fördern wir auch den Frieden, denn wir sind überzeugt, dass es ohne soziale Gerechtigkeit keinen Frieden geben wird“, erklärte Martino-Lagarde.

Dr. Nigussu Legesse, Leiter des ÖRK-Advocacyprogramms in Afrika, bekräftigte diese Perspektive. Er betonte, dass die Förderung des sozialen Dialogs eine wichtige Rolle für die Steigerung der Produktivität, für die Entwicklung und für den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes spielen kann.

Legesse betonte auch die Bedeutung der Tagung in Kairo, insbesondere im Hinblick auf die Fortsetzung des Engagements des ÖRK für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und für soziale Gerechtigkeit, die integraler Bestandteil der „Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens“ sind, zu der die 10. ÖRK-Vollversammlung Ende 2013 aufgerufen hatte.

Bischof Johannes brachte in seiner Ansprache auf der Veranstaltung seine Dankbarkeit für die interreligiöse Zusammenarbeit bei der Reaktion auf die Themen zum Ausdruck, die für die ägyptische Jugend und menschenwürdige Arbeitsbedingungen von Bedeutung sind. Bischof Johannes nahm Bezug auf Psalm 133 – „Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ – als er sagte, es sei „in der Tat ein positiver Schritt, wenn muslimische und christliche Gläubige in Liebe und aufrichtiger Partnerschaft beieinander wohnen, um sich für die ägyptische Jugend einzusetzen“.

Dr. Gomaa wiederholte diesen Standpunkt und erklärte, dass „unser gemeinsames Ziel [...] die menschliche Entwicklung [ist]“. Er verwies auf Verse der Sure 5: al-Maida im Koran, die uns, wie er sagte, „anweist, ‚einander zur Güte und Gottesfurcht [zu helfen]‘“. „Dieses Treffen spiegelt Gottes Willen wider“, so Johannes.

BLESS, das Bischofsamt für öffentliche, ökumenische und soziale Dienste und die Entwicklungshilfeabteilung der Koptischen Orthodoxen Kirche in Ägypten, sowie Misr El Kheir, eine ägyptische Organisation für menschliche Entwicklung, die beide Partnerorganisationen des ÖRK und der ILO sind, vereinbarten, weitere Tagungen zu veranstalten, auf denen sie sich mit den Themen der ägyptischen Jugend und menschenwürdiger Arbeit befassen wollen. Im Anschluss an diese Tagungen werden Projekte entwickelt werden, durch die Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen in Ägypten geschaffen werden sollen.

Grussworte von Papst Tawadros, dem Patriarchen der Koptischen Orthodoxen Kirche, und von Dr. Scheich Ahmad Mohammad Al-Tayyeb, Großscheich von al-Azhar, wurden während der Veranstaltung verlesen.

Agenda für menschenwürdige Arbeit (Decent Work Agenda) der ILO (in englischer Sprache)

Jugend in der ökumenischen Bewegung

ÖRK-Programm für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit

ÖRK-Mitgliedskirchen in Ägypten