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Besuch in einer kirchlichen Flüchtlingshilfeeinrichtung im Lager Azmi el-Mufti.

Besuch in einer kirchlichen Flüchtlingshilfeeinrichtung im Lager Azmi el-Mufti.

Der Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hat bei seiner Tagung in Amman (Jordanien) vom 17. bis 23. November Programmpläne und Haushalt für 2018 genehmigt und die Erneuerung des ÖRK-Strategieplans vorbereitet. Weiterhin hat der Exekutivausschuss sich über die besondere Situation in Jordanien und dem Nahen Osten informiert und auf dieser Grundlage Perspektiven für das weitere Engagement des ÖRK in Palästina und Israel entwickelt. Diskutiert wurden in diesem Zusammenhang insbesondere die Herausforderungen, vor denen die Kirchen stehen, sowie mögliche Maßnahmen des ÖRK. Willkommen geheißen wurde das Leitungsgremium durch den Patriarchen der Heiligen Stadt Jerusalem und ganz Palästinas und der Gebiete jenseits des Jordans, Theophilus III.

Seine Majestät König Abdullah II. empfing eine Delegation des ÖRK zu Gesprächen über die aktuelle Situation im Nahen Osten. Im Rahmen dieses Treffens versicherte der König der Delegation, Jordanien werde, im Rahmen der haschemitischen Aufsicht über die islamischen und christlichen heiligen Stätten Jerusalems, auch weiterhin um den Erhalt der Pilgerorte der Stadt bemüht sein und in sämtlichen internationalen Foren für den Schutz der Liegenschaften ihrer Kirchen eintreten.

König Abdullah bekräftigte, dass die arabische christliche Bevölkerung integraler Bestandteil der Region und Schlüsselelement ihrer Identität sei. Die Allgemeinheit sei zum Schutz ihrer Rechte verpflichtet.

Weiterhin verwies der König auf die fortgesetzten Anstrengungen Jordaniens, die Werte der Toleranz und Mäßigung zu vermitteln und Brücken des Dialogs und Verständnisses unter Angehörigen unterschiedlicher Religionen zu bauen.

Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, erklärte in diesem Zusammenhang, „Jordanien ist ein einzigartiges Vorbild des Zusammenlebens“, und würdigte die Anstrengungen des Landes zur Förderung des Dialogs zwischen den Religionen sowie die zur Stärkung von Geschwisterlichkeit, Toleranz und Mäßigung ergriffenen Initiativen.

Zentrale Themen: Frieden, Gerechtigkeit und Einheit

Die Tagung des Exekutivausschusses fiel in eine Phase der Neuausrichtung der Arbeit des ÖRK in verschiedenen Bereichen. Eine neue ökumenische globale Gesundheitsstrategie wurde bereits auf den Weg gebracht. Durch die Ökumenischen HIV- und AIDS-Initiativen und Advocacy des ÖRK (EHAIA) sowie die jüngst durchgeführte sorgfältige Lagebewertung soll geklärt werden, wie die nächsten Schritte der Organisation im Kampf gegen die Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch HIV und AIDS aussehen müssen. Schließlich genehmigte der ÖRK-Exekutivausschuss den strategischen Plan für das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) in den Jahren 2018-21.

Der Exekutivausschuss nahm den Bericht des Teams für die Halbzeitbewertung entgegennehmen, traf erste Vorbereitungen für die Tagung des Zentralausschusses 2018 und definierte die nächsten Schritte des Bauprojekts.

Theophilus III. erklärte: „Wir begrüßen Sie in Amman im Haschemitischen Königreich Jordanien unter der Führung seiner Majestät König Abdullah II., und wir bringen Ihnen die Segnungen der heiligen Stadt Jerusalem.“

Der Patriarch führte aus: „Wir sind erfreut, dass wir als Gastgeber die Tagung Ihres Exekutivausschusses ausrichten dürfen, und nehmen diese Gelegenheit wahr, unser anhaltendes Engagement für die Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen zu bekräftigen.“

In seiner Eröffnungsansprache betonte Theophilus: „Sie kommen zu einer für unsere Region schwierigen Zeit in den Nahen Osten. Die Weltgemeinschaft ist sich darin einig, dass eine vitale und lebendige christliche Gemeinschaft ein wichtiger Teil der multiethnischen, multikulturellen und multireligiösen Landschaft des Nahen Ostens ist. Wir sind ein untrennbarer Bestandteil dieser Region.“

Der Patriarch schloss:  „Wir hoffen inständig, dass unser Ökumenischer Rat der Kirchen seine Mission im Nahen Osten weiterverfolgt und die Position der christlichen Gemeinschaft angesichts der neuen Bedrohungen unserer Existenz und unserer Freiheit verteidigt.“

„Wir wissen, dass wir zu einer Zeit hierhergekommen sind, da sich unsere Brüder und Schwestern in dieser Region mit großen Herausforderungen konfrontiert sehen“, erklärte ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit in seinen Dankesworten an Patriarch Theophilus und die gastgebende Ortskirche.

„Wir sind zutiefst dankbar dafür, hierher eingeladen worden zu sein, um uns zu beraten, miteinander zu arbeiten und zu beten, und wir freuen uns darauf, einander auch weiterhin zu unterstützen auf unserem Weg als weltweite Gemeinschaft von Kirchen“, ergänzte Tveit.

Pilgerweg im Glauben

Die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Dr. Agnes Abuom, stellte fest, dass die meisten ÖRK-Programme und -Besuche sich den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens zu eigen gemacht hätten, der seit der Zehnten Vollversammlung in Busan (Republik Korea) 2013 eine Grundlage der Arbeit des ÖRK bilde.

„Unser Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens zeichnet sich durch den Glauben der Pilgernden aus“, sagte sie. „Wir haben die Reise begonnen, ohne einander zu kennen. Aber es war ein mutiger Schritt, uns gemeinsam auf den Weg zu machen. Jetzt kennen wir uns.“

Aufgrund der gemeinsam unternommenen vorsichtigen Schritte sei die ÖRK-Gemeinschaft jetzt in der Lage, sich gegenseitig Fragen zu stellen und diese gemeinsam zu diskutieren, manchmal seien das unbequeme Fragen, so Abuom. „Aber zumindest haben wir das Gefühl auf diesem Weg, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir diese Fragen stellen können“, fuhr die ÖRK-Vorsitzende fort. „Unser gemeinsamer Weg hat sich mit Themen wie Liebe, Sorge, Menschheit und Gottes Schöpfung befasst.“

Der Exekutivausschuss müsse auch seine eigene Leistung einer kritischen Überprüfung unterziehen, mahnte Abuom abschließend. „Was hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen?“

Sie führte aus: „Da wir seine Jünger sind, wird uns unser Herr Jesus Christus bei unseren Reflexionen und Entscheidungen leiten. Wir können Gott bitten, uns Weisheit und Mut für unsere Reise in die Zukunft zu geben, so dass wir morgen Rechenschaft vor unserem Herrn und Erlöser und vor all denen geben können, die uns seinen Auftrag anvertraut haben.“

Streben nach Einheit

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit betonte in seinem Bericht das Streben nach der Einheit innerhalb der Arbeit des ÖRK und richtete dabei ein besonderes Augenmerk auf den Zusammenhang mit dem Engagement für Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt.

„Wir haben uns hier in einer friedlichen und gastfreundlichen Umgebung versammelt – in einer Region, geprägt von Konflikten und Herausforderungen“, stellte Tveit fest. „Wir sind hier, um mehr über die Realitäten dieser Herausforderungen zu lernen, aber auch, um mehr über die reichen Traditionen, die christliche Präsenz und das christliche Zeugnis und die Initiativen hier in Erfahrung zu bringen, damit alle in Gerechtigkeit und Frieden zusammenleben können.“

Der ÖRK befinde sich auf halbem Weg zwischen seiner Zehnten und Elften Vollversammlung und lebe in einer Welt, in der die trennenden und spaltenden Kräfte stark seien, so Tveit.

„Die Strategie, die wir als ÖRK haben und die uns gemeinsam den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens gehen lässt, hat ihre Bedeutung bewiesen“, sagte er. „Bei den Vorbereitungen für das 70-jährige Jubiläum des ÖRK lassen wir uns von einer Stimmung der Dankbarkeit leiten und spüren, wie dieser Leib voller Leben ist und neue Initiativen für die Einheit der Menschen christlichen Glaubens und der Kirchen in der Welt ergreift.“

Tveit betonte diese neue Suche nach Einheit. Zu seinen persönlichen Erfahrungen in diesem Zusammenhang habe ein zweiwöchiger Besuch bei Kirchen und Partnern des ÖRK in der Region Pazifik gehört. „Bei den verschiedenen Begegnungen mit diesen Menschen wurde ich daran erinnert, wie sehr der ÖRK die christliche Familie in der Welt repräsentiert, und wie unsere Mitgliedskirchen wichtige Beiträge zu diesem Selbstverständnis geleistet haben, um als Menschheit und Schöpfung, als Schwestern und Brüder in Christus eins zu sein“, betonte er. „Die Wirbelstürme und die extremen Wettergeschehnissen wie Dürrekatastrophen, Starkregen und Stürme in zahlreichen Teilen der Welt haben dafür gesorgt, dass viel mehr Menschen auf der Welt jetzt nachvollziehen können, worüber die Menschen aus dem pazifischen Raum seit Jahren sprechen.“

Besuche der Region Pazifik sowie verschiedener mit dem 500. Reformationsjubiläum verbundener Stätten hätten, so Tveit, kurz- und langfristige Auswirkungen auf die wechselseitigen Beziehungen innerhalb des ÖRK: „Wir haben ein neues Gefühl der Zuwendung und Achtsamkeit wiederhergestellt und gemeinsame Gedanken für ein zukünftiges gemeinsames Engagement ausgetauscht.“

Die Einheit sei ein Schlüsselthema für den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens in Afrika sowie für die Vorbereitung der Konferenz für Weltmission und Evangelisation, die im kommenden Jahr in Tansania stattfinde, fuhr Tveit fort. „Der Ruf nach der Einheit der Völker ist viel überzeugender, wenn die Kirchen selbst einen eigenen glaubhaften Ausdruck ihrer Einheit finden“, betonte er.

Der ÖRK beobachtet mit besonderer Aufmerksamkeit die Situation in Palästina und Israel sowie das Unrecht, die Konflikte und die Besetzung, die nach wie vor Hindernisse für einen gerechten Frieden für die Menschen sowohl in Palästina als auch in Israel darstellen. „Der Ruf nach einem gerechten Frieden ist laut und deutlich zu hören und wenn nicht sogar noch dringender zu vernehmen als jemals zuvor“, schloss Tveit.

In Amman tauschte sich der Exekutivausschuss über Erfahrungen und Entwicklungen in den Kirchen der unterschiedlichen Regionen aus und befasste sich mit den Auswirkungen des aktuellen politischen Klimas auf die ökumenische Bewegung. Der Ausschuss wurde zudem über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für das 70. Jubiläum des ÖRK und die Vorbereitungen auf die 11. ÖRK-Vollversammlung informiert.

Die prophetische Stimme des Rates – sieben Positionierungen

ÖRK-Exekutivausschuss kommentiert Situation in Simbabwe

Der Exekutivausschuss hat anlässlich der jüngsten Entwicklungen, die zum Rücktritt des simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe nach 37 Jahren im Amt führten, einen „Protokollpunkt zur Situation in Simbabwe“ verabschiedet.

Erklärung über Jerusalem und den Status quo

Der Exekutivausschuss hat in einer Erklärung seine Sorgen darüber zum Ausdruck gebracht, wie kirchliche Einrichtungen und Besitztümer in Jerusalem durch rechtlich umstrittene Verträge, Aktionen radikaler Siedlergruppen und die Politik der israelischen Regierung bedrängt werden.

Religiöse Vielfalt im Irak in Gefahr

Der Exekutivausschuss hat eine Erklärung abgegeben zu den jüngsten Entwicklungen im Irak und den schwierigen Aussichten für die Aufrechterhaltung der religiösen und gesellschaftlichen Vielfalt und die Zukunft der Nation und ihrer Völker.

ÖRK ruft alle Beteiligten im Koreakonflikt auf, Werkzeuge des Friedens zu werden

Obwohl er begrüßenswerte neue Schritte zur weltweiten Ächtung von Atomwaffen sieht, fürchtet der Exekutivausschuss zugleich die Eskalation des Konflikts auf der koreanischen Halbinsel zu einem Atomkrieg.

ÖRK-Führung begrüßt Schritte in Richtung atomwaffenfreie Welt

Der Exekutivausschuss gab weiterhin eine „Erklärung zum Atomwaffenverbotsvertrag und zur Verleihung des Friedensnobelpreises 2017 an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen“ ab.

ÖRK ruft zum Schutz des Amazonas auf

„Der Amazonas, die grüne Lunge der Erde, ist in Trauer, und das von ihm erhaltene Leben verdorrt“ – so beginnt eine vom Exekutivausschuss abgegebene Erklärung.

Erklärung zur Festnahme von Bischof Morales (Philippinen)

Der Exekutivausschuss hat eine Erklärung zur Inhaftierung von Bischof Carlos Morales und zur Situation auf Mindanao (Philippinen) abgegeben.

Besuch in Flüchtlingslager und in Petra

Die Mitglieder des Exekutivausschusses besuchten die historische Stadt Petra sowie weitere biblische Stätten in der Region. Weiterhin besuchten sie auch eine vom Nahöstlichen Kirchenrat (Near East Council of Churches) unterstützte Flüchtlingshilfeeinrichtung im Lager Azmi el-Mufti in der Nähe von Irbid. Dort wurden sie über die mehr als 5 000 palästinensischen Flüchtlingen zugutekommende Hilfe informiert. Die verschiedenen Exkursionen und Begegnungen erlauben den Teilnehmenden eine direktere Auseinandersetzung mit den konkreten Folgen der gegenwärtigen Situation sowie dem Engagement des ÖRK in Palästina und Israel.

Der Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) tagte vom 17. bis 23. November in Amman (Jordanien). Der Exekutivausschuss ist als Leitungsgremium zuständig für die wichtigsten Angelegenheiten des ÖRK. Dieses Gremium liefert dem Generalsekretär die Vorgaben für die weitere Arbeit und Entwicklung des ÖRK und vertieft gleichzeitig das gemeinsame Verständnis für spezielle Themen. Die 20 Mitglieder des Exekutivausschusses wählt der Zentralausschuss aus seiner Mitte, dazu den/die Vorsitzende/n, zwei stellvertretende Vorsitzende und den/die ÖRK-Generalsekretär/in sowie die Vorsitzenden des Programm- und Finanzausschusses.