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© Oleg Varov/Russische Orthodoxe Kirche

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Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), traf sich am 22. April mit Patriarch Kyrill, dem Primas der Russischen Orthodoxen Kirche, und mit Metropolit Hilarion, dem Vorsitzenden der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen der Russischen Orthodoxen Kirche, in Moskau zu Gesprächen über die Kirchen und die Herausforderungen der Friedensstiftung. Es handelte sich um den zweiten Besuch innerhalb eines Jahres. Auf der Tagesordnung standen zwei Themen: die Gewalt gegenüber christlichen Minderheiten und die Ukraine.

Tveit brachte angesichts des Umgangs mit dem schmerzvollen Konflikt in der Ukraine seine Solidarität mit der Russischen Orthodoxen Kirche, einer ÖRK-Mitgliedskirche, zum Ausdruck. Der Patriarch vermittelte seine Einschätzung der Situation und sprach über das Leiden der Menschen vor Ort.

Nach seinem Treffen mit dem Patriarchen erklärte Tveit: „Die Russische Orthodoxe Kirche ist ein wichtiger Partner und Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen. Deshalb hatte ich um eine Unterredung mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill gebeten, um zu besprechen, wie wir zum Frieden in Europa beitragen können und auch als Anschluss an den jüngsten Besuch ökumenischer Führungspersönlichkeiten in der Ukraine. Wir Christen müssen alles in unserer Macht stehende tun, damit in der Ukraine wieder gerechter Frieden herrschen kann.“

Metropolit Gennadios, stellvertretender Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, betonte, wie wichtig der Besuch der ÖRK-Delegation im März in der Ukraine gewesen sei und dankte den russisch-orthodoxen Führern für ihre organisatorische Unterstützung rund um den Besuch des Vertreters des Moskauer Patriarchats beim Ökumenischen Rat der Kirchen und den internationalen Organisationen in Genf.

Der ÖRK-Generalsekretär legte dar, welche Schritte der Ökumenische Rat der Kirchen unternommen hat, um die Lage der Christen weltweit zu verbessern. „Die Staaten können ihre Bevölkerung nicht schützen. Die Nichtbeachtung der Rechtsstaatlichkeit kann verheerende Kausalzusammenhänge nach sich ziehen, wie wir in Syrien, im Irak und in Libyen gesehen haben“, sagte Olav Fykse Tveit. „Deshalb“, fuhr er fort, „müssen wir als Christen an unsere Brüder und Schwestern denken, wir müssen uns überlegen, wie wir an die Staatsoberhäupter und Regierungen appellieren können, damit sie für den Frieden eintreten“.

Seine Heiligkeit Patriarch Kyrill zeigte sich zufrieden darüber, dass der UN-Menschenrechtsrat am 13. März 2015 auf seiner 28. Tagung auf Initiative von Russland, dem Vatikan und Libanon eine Erklärung „zur Unterstützung der Menschenrechte von Christen und anderen Gemeinschaften, insbesondere im Nahen Osten“ verabschiedete. Das Dokument wurde von 65 Ländern unterzeichnet.

„Dieser Schritt geht in die richtige Richtung, doch die Tragödie ist so unermesslich und schmerzhaft, dass immer intensivere Anstrengungen erforderlich sind“, erklärte Patriarch Kyrill von Moskau und der gesamten Rus. Er lenkte die Aufmerksamkeit seiner Gesprächspartner auf die Diskriminierung und die Verfolgung von Christen in anderen Ländern und darauf, dass es nicht gelungen war, den so genannten arabischen Frühling wirklich zu übernehmen. „All dies zeichnet ein düsteres Bild: Im 21. Jahrhundert leiden Christen genauso, wie sie in der Zeit des Römischen Reiches gelitten haben.“ Der Primas der Russischen Orthodoxen Kirche zeigte sich erstaunt darüber, dass dieses Thema auf internationaler Ebene nicht zu stärkeren Reaktionen führt.

Tveit fügte hinzu: „Wir können alle Menschen guten Willens aufrufen, einander und die christliche Minderheit zu schützen.“ Dann fuhr er fort: „Wir erinnern uns daran, dass wir als Christen dazu aufgerufen sind, Friedensstifterinnen und -stifter in der Welt zu sein – darin besteht unsere Kernidentität als Christen. Heute steht viel auf dem Spiel; daher ist es nötig, unsere gemeinsamen Bemühungen in vielen Bereichen zu intensivieren.“

Zum Schluss erklärte Tveit: „Ich glaube, es ist äußerst wichtig, dass wir uns überlegen, wie der Ökumenische Rat der Kirchen und die Russische Orthodoxe Kirche einen Weg finden können, um diesen Menschen zumindest auf irgendeine Weise Hilfe und Unterstützung zu vermitteln und den Dialog als Weg zur Lösung von Konflikten zu fördern.“

Die Unterredung fand im Amtssitz des Moskauer Patriarchen im Kloster Danilow statt. Anwesend waren auch Metropolit Hilarion von Volokolamsk, Vorsitzender der Abteilung für kirchliche Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats, Metropolit Gennadios von Sassima (Patriarchat von Konstantinopel), stellvertretender Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, Erzpriester Mikhail Gundyaev, Vertreter des Moskauer Patriarchats beim Ökumenischen Rat der Kirchen und den internationalen Organisationen in Genf, und Marianne Ejdersten, Direktorin für Kommunikation des ÖRK

Website der Russischen Orthodoxen Kirche (in englischer Sprache)

ÖRK-Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens

ÖRK-Generalsekretär trifft sich mit Patriarch Kyrill in Moskau (in englischer Sprache)