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Das Seminar am 19. November war das erste Treffen seit der Unterzeichnung der historischen Vereinbarung zwischen ÖRK und UNICEF © Peter Williams/ÖRK

Das Seminar am 19. November war das erste Treffen seit der Unterzeichnung der historischen Vereinbarung zwischen ÖRK und UNICEF © Peter Williams/ÖRK

„Kinder müssen wissen, welchen Platz sie in der Kirche haben. Und dieser Platz ist nicht hinten, sondern vorne“, erklärte Bischof Raphael Opoko von der Methodistischen Kirche in Nigeria am 19. November im Ökumenischen Zentrum in Genf anlässlich eines Rundtischgesprächs über die Förderung der Rechte des Kindes.

„Kinder sollten vorne in der Kirche singen, die Liturgie verlesen und sogar Predigten halten“, meinte Bischof Opoko, der sowohl im Exekutivausschuss als auch im Zentralausschuss des ÖRK Mitglied ist.

Das nigerianische Kirchenoberhaupt hielt seine Ansprache während eines Seminars über die praktischen Wege der Zusammenarbeit zwischen dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), die der Stimme für Kinderrechte mehr Gehör verschaffen soll.

Es handelte sich um das erste Treffen seit der Unterzeichnung im September einer historischen Partnerschaftsvereinbarung zwischen dem ÖRK und UNICEF.

Das Seminar am Vortag des 20. Novembers, dem Jahrestag des UN-Übereinkommens über die Rechte des Kindes, versammelte Partner und Akteure von ÖRK und UNICEF aus aller Welt.

Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus nah und fern lobten die Initiative und sprachen ihre Anerkennung für die Tagung und für die Partnerschaft mit UNICEF aus.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit bemerkte: „Vor ein paar Wochen haben Liza Barrie von UNICEF und ich eine Vereinbarung unterzeichnet…. Sie ist etwas Neues in unserem Einsatz für die Kinder und deren Leben heute. Kinder sind nicht die Anderen. Wir alle haben ein Kind in uns“. „Kinder sind unser Leben und viele von uns sind auch Eltern oder Grosseltern“.

Millionen Kinder werden ihrer Rechte beraubt, sie sind als Zuschauer oder sogar als Zielscheiben in Kriegen gefangen und das Klima auf unserem Planeten verändert sich in nie dagewesener Weise, beklagte Liza Barrie, Leiterin der Abteilung für Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft bei UNICEF.

Sie erläuterte, dass UNICEF die Zusammenarbeit mit glaubensgestützten Gruppen bereits seit geraumer Zeit zu schätzen weiß. Dabei sei die Beziehung zu den Kirchen besonders wichtig und der Zeitpunkt für diese „ambitiöse Vereinbarung“ von „stategischer“ Bedeutung.

„Glaubensgemeinschaften leisten vor Ort bemerkenswerte Arbeit. Mehr als praktisch jedes andere Netzwerk weiß eine Kirche, was in ihrer Gemeinschaft geschieht. Außerdem haben Kirchen Frauengruppen. Sie haben Kindergruppen. Sie sind immer Teil der Gemeinschaft“, erklärte Barrie.

„Wir sind natürliche Partner“, ergänzte Barrie und verwies auf die langjährigen Beziehungen zwischen UNICEF und Glaubensgemeinschaften, über die derzeit unter Mithilfe der Sachverständigen für Partnerschaften mit religiösen Gemeinschaften bei UNICEF Caterina Tino Bilanz gezogen wird.

Barrie freute sich zu erfahren, dass der ÖRK den Gipfel über nachhaltige Entwicklung unterstützt hat, im Laufe dessen am 25. September 2015 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung angenommen haben.

Ziele für eine nachhaltige Entwicklung

Die Agenda 2030 umfasst 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDG), mit denen bis 2030 die Armut beendet, Ungleichheit und Ungerechtigkeit bekämpft und Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen werden sollen. Zwei dieser Ziele enthalten die Grundsätze, auf die sich die ÖRK-UNICEF-Partnerschaftsvereinbarung beruft.

Schwerpunkte für die Zusammenarbeit zwischen ÖRK und UNICEF sind Gewalt gegen Kinder und Klimawandel. Für das Pilotprojekt wurde Nigeria ausgewählt.

Bischof Opoko erklärte: „Ich hätte mir sehr gewünscht, Kinder hier zu haben, dann hätten wir ihnen zuhören können. Nicht nur 18-Jährige. Für uns ist es sehr wichtig zu versuchen, den Kindern selbst Gehör zu verschaffen. Die Stimme der Kinder muss gehört werden und es muss bekannt sein, dass sie gehört wird“. Glaubensgestützte Organisationen müssen sich bewusst werden, dass Kinder als Geschenk Gottes an die Menschheit viel beisteuern können.

„Wir müssen uns mit lauterer Stimme für Kinderrechte einsetzen und den Kindern eine lautere Stimme für ihre Rechte geben“, schloss Bischof Opoko.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer widmeten sich der praktischen Umsetzung der am 18. September unterzeichneten Partnerschaftsvereinbarung, in der sich ÖRK und UNICEF verpflichtet haben, gemeinsam die Rechte des Kindes zu fördern. Ziel ist es, die Partnerschaft und ihren potenziellen Beitrag zur Gewaltprävention besser bekannt zu machen.

Zu den Teilnehmenden gehörten Mitglieder des ÖRK-Exekutivausschusses, der Kinderrechtsarbeitsgruppe der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, der Mitgliedskirchen, kirchlichen Dienste und Werke, der Gruppe leitender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Sachverständige von UNICEF.

Ebenfalls vertreten waren zwei Fachpersonen vom Lutherischen Weltbund (LWB), ACT Alliance, das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), UNESCO, ECPAT International, World Vision und das VICA-Netzwerk.

ÖRK-Präsident für Europa Erzbischof Emeritus Anders Wejryd von der Schwedischen Kirche amtierte als Vorsitzender der Tagung.

„Für allzu viele Menschen bedeuten Familienwerte, den Kindern ihre Rechte zu verweigern“, bemerkte Wejryd, „und wenn wir die Kinder nicht frühzeitig mit einbinden, werden sie nicht zu Akteuren, sondern zu Objekten.“

Wejryd nahm ebenfalls zur Kenntnis, dass um die Kinderrechte herum eine Theologie aufgebaut werden muss, die sich aus der Christenheit und der ökumenischen Bewegung heraus entwickelt und „uns der Welt zuliebe näher zusammenbringt“.

Im Zusammenhang mit den Grundsätzen und Hilfsmitteln für kinderfreundliche Kirchen erwähnte die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses und Mitglied des Exekutivausschusses Dr. Agnes Abuom von der Anglikanischen Kirche in Kenia, dass die Bedeutung der Kinder bereits bei der 10. Vollversammlung des ÖRK 2013 in Busan ein Schwerpunkt war.

Nach Abuom sei die Anwesenheit der ÖRK-Exekutivausschuss- und Vorstandsmitglieder ein Beweis für ihre Verpflichtung, mit UNICEF zusammenzuarbeiten. „Nach wie vor wird die Menschheit durch Gewalt zerrissen, insbesondere durch Gewalt gegen schutzlose Kinder“, meinte Abuom.

„Wir möchten uns diese Grundsätze zu eigen machen und als Teil unseres Pilgerwegs für Gerechtigkeit und Frieden verinnerlichen. Wir müssen ernsthaft mit unseren Mitgliedern zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass für Kinder mehr Kapazitäten aufgebaut werden“, erklärte Abuom.

Gewalt gegen Kinder

Wie Abuom erläuterte sei Gewalt gegen Kinder, einschließlich der an Kindern berufstätiger Eltern durch Betreuungspersonen verübten Gewalt sowie körperliche Züchtigung, in ihrer Region für Kirchen und Glaubensgemeinschaften eine Herausforderung.

Chris Dodd, Koordinator von Churches for Non-Violence in Großbritannien berichtete während des Rundtischgesprächs: „Unsere Organisation verfolgt einen breiten Ansatz, konzentriert sich aber vor allem auf die Beendigung der körperlichen Züchtigung von Kindern, weil wir dies für die wichtigste Strategie halten, um allen Formen der Gewalt gegen Kinder ein Ende zu bereiten“.

Frederique Seidel, ÖRK-Sonderberaterin für Kinderrechte erklärte: „Die Kirche ist für viele Kinder in der Welt eine Quelle der Hoffnung“.

„Nach dem fünftägigen ökumenischen Gespräch über Kinderrechte im November 2013 in Busan besteht das Ziel nun darin, Grundsätze für die Förderung der Kinderrechte vorzulegen und die ÖRK-Mitgliedskirchen zu ermutigen, diese auch tatsächlich anzuwenden. Die Grundsätze sollen durch Hilfsmittel und bewährte Praktiken ergänzt werden“, fügte Seidel hinzu.

Wie Professorin Dr. Isabel Phiri, beigeordnete Generalsekretärin des ÖRK, mitteilte, plant der ÖRK im April 2016 mit Mitgliedskirchen und Partnern eine internationale Konferenz über die SDG, welche den Kirchen eine weitere Gelegenheit bieten wird, die mit Kinderrechten zusammenhängenden SDG zu ihrer Priorität zu machen.

„Die Kirchen sind stark engagiert. Wir müssen herausfinden, welche Wege die Heilige Schrift uns für unsere Arbeit zugunsten der Kinder aufzeigt“, so Phiri.

ÖRK und UNICEF unterzeichnen globale Partnerschaft zur Förderung der Kinderrechte (ÖRK-Pressemeldung vom 18. September 2015)

Ökumenische und multireligiöse Bemühungen der nigerianischen Kirchen zur Bekämpfung der Gewalt gegen Kinder (ÖRK-Pressemeldung vom 12. Oktober 2015, in englischer Sprache)

Engagement des ÖRK für Kinderrechte

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