Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf hat erstmals zehn ständige Beobachter/innen nach Israel und Palästina entsandt. Sie sollen gemeinsam mit örtlichen Kirchen und Hilfsorganisationen Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und palästinensische und israelische Friedensgruppen bei gewaltfreien Aktionen zur Beendigung der Besetzung Palästinas unterstützen, teilte die zuständige ÖRK-Referentin Salpy Eskidjian am Freitag, 30. August, vor Medienvertreter/innen in Genf mit. Darüber hinaus sollen die Beobachter/innen durch “gewaltfreie Präsenz” Unschuldige vor Übergriffen schützen.

Dem zehnköpfigen Team, das zunächst vom Gelände des lutherischen Auguste Victoria-Hospitals in Jerusalem aus arbeitet, gehören Freiwillige aus Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland an. Die drei deutschen Teilnehmenden des sogenannten Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (englische Abkürzung: EAPPI für Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel) wurden vom Evangelischen Entwicklungsdienst in Bonn aus einer Reihe von Bewerber/innen ausgewählt. Erwartet wurde unter anderem psychische Belastbarkeit, kommunikative Kompetenz und Kenntnisse in Entwicklungs-, Menschenrechts- und Solidaritätsarbeit.

Brigitte Boeckmann aus Hardegen bei Göttingen kommt aus der katholischen Friedensbewegung Pax-Christi. Sie wird in einem Gesundheitszentrum in Gaza tätig sein. Nicolai Müller aus dem württembergischen Dettingen, ein angehender Vikar, wird in Beit Sahour unterwegs sein. Barbara Thiel, CVJM-Mitglied aus Radebeul, hat einen technischen Beruf erlernt und wird in Jerusalem aktiv sein.

Das ÖRK-Team im Alter zwischen 23 und 67 Jahren wurde auf seine Friedensmission intensiv vorbereitet und sei sich der Risiken bewusst, betonte der ÖRK.

Die Mitglieder tragen “Reporterwesten” mit deutlich sichtbarer Aufschrift und dem Symbol einer Friedenstaube und eines Kreuzes über Stacheldraht. Sie hätten notfalls auch Zugang zu kugelsicheren Westen, sagte Eskidjian. “Ihr grösster Schutz ist aber das Gebet."

Das Team soll in den nächsten Tagen um zwei Personen erweitert werden und zwischen drei und sechs Monaten im Einsatz bleiben. Die Botschaften der jeweiligen Heimatländer seien informiert. Offizielle Reaktionen der israelischen Regierung gebe es bislang nicht. Eskidjian wies darauf hin, dass Friedensbemühungen des ÖRK im Nahen Osten – auch im Rahmen des interreligiösen Dialogs – einerseits auch von Regierungen erwünscht seien, andererseits mit grossem Misstrauen verfolgt würden.

Der ÖRK hatte das ökumenische Begleitprogramm EAPPI im September 2001 ins Leben gerufen. Ziel ist, israelische und palästinensische gewaltfreie Aktionen zu begleiten und durch vereinte Bemühungen der Kirchen zu einem menschenwürdigen Leben ohne Besatzung in den palästinensischen Gebieten beizutragen. Vorausgegangen waren dringende Anfragen der Kirchen in Jerusalem und ökumenischer Partnerorganisationen.

Die ökumenischen Begleiter/innen können nicht die fehlenden UN-Schutztruppen ersetzen, betont der ÖRK. Ihre Aufgabe sei die Unterstützung und Begleitung der Mitarbeiter von Kirchen, humanitären Einrichtungen und Menschenrechtsorganisationen. Besonders an Kontrollpunkten, auf dem Weg zur Abeit, zur Schule oder in die Klinik sollen staatliches Handeln und Alltagssituationen beobachtet werden, die sonst keinen “Pressewert” haben, heisst es beim ÖRK. Ausserdem sollen sich die internationalen Begleiter an Friedensmärschen beteiligen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten notfalls vermittelnd eingreifen. Besondere Bedeutung wird der Öffentlichkeitsarbeit beigemessen.