Gebet und Lobpreis in vielen Sprachen prägten die Feier zum 60-jährigen Bestehen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) am 17. Februar in Genf - wie man das bei einer Gemeinschaft von 349 Kirchen in über hundert Ländern erwarten darf.

Über tausend Christinnen und Christen aus allen Teilen der Erde und praktisch allen christlichen Traditionen dankten in der Saint-Pierre-Kathedrale ihrem gemeinsamen Gott für die Gründung des Rates 1948 in Amsterdam. Sie gelobten, weiterhin "gute Haushalter und Haushalterinnen" der gottgegebenen Zeit und Talente zu sein, um ihn "innerhalb und jenseits unserer Konfessionen und Kulturen zu suchen".

Väterlichen Stolz brachte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in seiner Festpredigt zum Ausdruck - Stolz auf den Beitrag seiner Kirche zum ÖRK, der eine Brücke über die "skandalösen" Spaltungen der Christenheit sei.

Als Oberhaupt des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel wird Bartholomaios vielfach eine Vorrangstellung unter den Kirchenführern der 300 Millionen Orthodoxen weltweit zugesprochen. 1920, zur gleichen Zeit als auch in anderen Konfessionen erste Stimmen nach christlicher Einheit verlangten, hatte eine Enzyklika der Kirche von Konstantinopel "die Kirchen allenthalben" aufgerufen, eine Gemeinschaft zu gründen, "so dass einer den anderen nicht mehr als Feind und Fremdling, sondern als Miterben und Hausgenossen in Christus ansieht".

Bartolomaios bekräftigte die Vision der Kirchen, "die im Rat mitwirken, um in der Gnade Gottes zur Einheit im Glauben und zur gemeinsamen Teilhabe an der Eucharistie zu gelangen." Zugleich betonte er die Aufgabe des ÖRK "als Katalysator bei den Bemühungen um den Weltfrieden, der Förderung des interreligiösen Dialogs. dem Schutz der Menschenwürde, dem Abbau von Gewalt, dem Umweltschutz und der Solidarität mit notleidenden Menschen".

Denn die Ökumene "steht im Dienst sowohl der Kirchen als auch der Welt, ohne Trennung zwischen Sakralem und Säkularem, zwischen Ewigem und Zeitlichen." Er zeigte sich hoffnungsvoll, "dass Meinungsunterschiede, die auf unterschiedlichen Antworten auf ethisch-moralische Fragen beruhen, nicht unüberwindbar sein müssen," und dass die Kirchen sich nicht mit einer "Einigkeit über ihre Uneinigkeit" zufrieden geben werden.

Neue Dynamik erwartet der Ökumenische Patriarch von der "neuen Generation von Arbeitern im ökumenischen Weinberg". Diese Generation, vertreten durch 24 junge Menschen aus 22 Ländern, die als Stewards die derzeitige Tagung des ÖRK-Zentralausschusses unterstützen, spielte auch im Jubiläumsgottesdienst eine tragende Rolle. Sie lasen die Bibeltexte, hielten die Fürbitte, sprachen den Segen und bereicherten die Liturgie durch die Bandbreite ihrer Muttersprachen von Suaheli bis Indonesisch.

Die Genfer Kathedrale St. Pierre, in der im 16. Jahrhundert Calvin seine reformatorischen Lehren predigte und die im Februar 1946 Schauplatz des ersten ökumenischen Gottesdienstes nach dem Zweiten Weltkrieg war, erlebte an diesem Sonntag vielleicht die vielfältigste Besucherschar aller christlichen Feiern in ihrer Geschichte.

Für eine ausgesprochen bunte Festgemeinde und ein vielsprachiges Vaterunser sorgten allein schon die Mitglieder des ÖRK-Zentralausschusses, der vom 13. bis 20. Februar in Genf tagt. Sie kommen aus 87 Ländern und nicht weniger als sechzehn Kirchenfamilien: von in Afrika entstandenen Kirchen zu Pfingstkirchen und Vereinigten Kirchen über orthodoxe, anglikanische und altkatholische sowie Kirchen aus der protestantischen Reformation. Zu ihnen gesellten sich Beobachter der Tagung, Christinnen und Christen aus den örtlichen Gemeinden und sowie Würdenträger aus nah und fern.

Einen besonderen Klang steuerte die Madagassische Ökumenische Gemeinde von Genf bei. Der Chor dieser Gemeinschaft, der die gemeinsame Migrationserfahrung über konfessionelle Schranken hinweggeholfen hat, vertonte die Frohe Botschaft mit stilistischer Vielfalt vom Gospel bis zur Tanzmelodie.

Die katholische Kirche, die nicht Mitglied im ÖRK ist, aber in vielen Bereichen eng mit dem Rat zusammenarbeitet, war vertreten durch Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Erzbischof Silvano Tomasi, den Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls am Sitz der Vereinten Nationen in Genf, und als Bischof Pierre Farine, Weihbischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg als Repräsentant der Schweizer Bischofskonferenz.

Die Delegation des Ökumenischen Patriarchats umfasste neben Bartolomaios I unter anderem Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Frankreich und Archimandrit Elpidophoros Lambriniadis, Sekretär der Heiligen Synode. Irène Reday, Vize-Präsidentin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, war ebenso anwesend wie die Generalsekretäre des Christlichen Weltstudentenbunds - Michael Wallace, des Reformierten Weltbundes - Dr. Setri Nyomi, des Lutherischen Weltbundes - Dr. Ishmael Noko, und der Konferenz Europäischer Kirchen - Archdiakonus Colin Williams sowie Hélène Mokry, Vorsitzende der Versammlung Genfer christlicher Gemeinschaften und Kirchen.

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Text der Predigt des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios anlässlich des 60. Jubiläums des Ökumenischen Rates der Kirchen