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Trotz der verzweifelten Lage im Nahen Osten gelingt es Christen und Christinnen in der Region Gottesdienst, Glauben und lebendige Kirchen aufrecht zu erhalten.

„Ich glaube, es verstreicht kein Tag, ohne dass wir etwas über die Christen im Mittleren Osten erfahren“, erklärte Pater Michel Jalakh, Generalsekretär des Rats der Kirchen im Mittleren Osten (Middle East Council of Churches - MECC) Ende Mai.

Dies waren seine Worte anlässlich einer Sitzung des Ökumenischen Strategischen Forums zwischen dem MECC und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), das am 22. Mai in Bossey bei Genf (Schweiz) stattfand.

Die letzten Jahre waren angesichts der Flucht von Millionen Menschen, wirtschaftlichen Turbulenzen und offener Gewalt gegen manche christliche Gemeinschaften für die christliche Bevölkerung in der Region besonders schlimm.

Daher seien gerade jetzt ökumenische Gruppen wie der MECC umso wichtiger, erklärte Jalakh.

Die regionalen Konflikte haben die christlichen Gläubigen derart in Mitleidenschaft gezogen, dass manche gar um ihre Präsenz in einer Region bangen, welche die Wiege der Christenheit ist.

Durch den Krieg sind in der Region nicht nur die Menschen und Wohnorte, sondern auch die Umwelt bedroht.

Darüber hinaus verfügen die Länder in der Region über die weltweit schwächsten verfassungsrechtlichen Bestimmungen über die Trennung von Staat und Religion. Tatsächlich sind in keinem der 20 arabischen Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas Staat und Religion gesetzlich voneinander getrennt.

Der MECC stellt mit den meisten größten Kirchen als Mitglieder das ökumenische Bindeglied in der Region dar.

Über seine Mitgliedskirchen setzt sich der MECC zusammen mit dem ÖRK und dem ACT-Bündnis für Anliegen und Projekte in den Bereichen Entwicklungs- und Fürsprachearbeit ein.

Gleichzeitig kooperiert ACT mit dem Verbund orthodoxer Hilfswerke (International Orthodox Christian Charities - IOCC) und dessen Kirchenpartner in Syrien, dem Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien und dem gesamten Morgenland.

Dr. Audeh B. Quawas, Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses aus Jordanien erklärte: „Die ACT-Mitglieder, die den Millionen Flüchtlingen im Nahen Osten helfen möchten, sind sich darüber bewusst, dass wir alle im gleichen System leben“.

Quawas gehört dem Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Jerusalem an. Er erwähnte die negativen Auswirkungen der syrischen Flüchtlingslager in den Nachbarländern Syriens namentlich die Verunreinigung des Grundwassers.

„Doch als weltweite ökumenische Gemeinschaft bieten wir den schwer geprüften Menschen in Gaza, Syrien, Irak und neuerdings auch im Jemen unsere Hilfe an“.

„Dabei ist uns immer bewusst, dass Nothilfemaßnahmen und die Deckung der elementarsten Bedürfnisse der Bevölkerung auch Fragen über die zukünftige Nachhaltigkeit aufwerfen, in unserem Falle vor allem die Frage der gesellschaftlichen Struktur und, wie ich meine, der Staatenbildung“.

Die Kirchen im Nahen Osten haben davon abgesehen, in ihren jeweiligen Ländern nationale Kirchenräte zu bilden.

Sie ziehen es vor, den MECC als das Gremium zu betrachten, das ihre Einheit und ihr gemeinsames Zeugnis auf regionaler und lokaler Ebene zum Ausdruck bringt.

Im MECC sind 12 ÖRK-Mitgliedskirchen vertreten, die insgesamt 15 Millionen Christen und Christinnen repräsentieren.

Was benötigen die Kirchen im Nahen Osten von der ökumenischen Familie am Dringendsten?

„Ich fürchte, dass wir friedlich wie in stabilen Friedenszeiten denken, obwohl Krieg herrscht…. Meiner Ansicht nach sollten wir bescheidener sein“, erklärte der Priester der Maronitischen Kirche.

„Ich glaube nicht, dass die Begriffe Gerechtigkeit und Frieden im Moment für den Nahen Osten passend sind.… Möglicherweise sollten wir unsere Ansprüche reduzieren und folglich von Überleben und Sicherheit statt von Gerechtigkeit und Frieden sprechen“, ergänzte er.

„Ohne Sicherheit können wir keinen Frieden erreichen und ohne Überleben kann keine Gerechtigkeit entstehen“.

Ferner bemerkte er: „Der Konflikt in Syrien hat die weltweit schlimmste humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst“.

„Der Bedarf an humanitärer Hilfe nimmt weiter zu, immer mehr Menschen verlassen ihre Heimat und eine ganze Generation von Kindern ist Krieg und Gewalt ausgesetzt und wächst zunehmend ohne Grundversorgung, Ausbildung oder Schutz auf“.

Lesen Sie mehr über den MECC (in englischer Sprache)

Erklärung des ÖRK "Christliche Präsenz und Christliches Zeugnis im Nahen Osten"

Mehr über die Situation der Christen im Nahen Osten aus der Sicht des Ökumenischen Forums Palästina/Israel (PIEF) (in englischer Sprache)