Das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Yong-nam erklärte kürzlich bei einem Zusammentreffen mit einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Pjöngjang, ein wichtiger Impuls für eine Lösung der Pattsituation in der Atomwaffenfrage in der Region wäre es, wenn Nordkorea und die USA „direkte Gespräche miteinander“ führen würden.

Kim, Vorsitzender der Obersten Volksversammlung der Demokratischen Volksrepublik Koreas (DVRK), sagte, die Region müsse entnuklearisiert werden. In Anspielung auf eine gewisse Unfairness in den Sechs-Parteien-Gesprächen wies er darauf hin, dass es sich bei den Gesprächspartnern mit Ausnahme Nordkoreas um Staaten handle, die „Nuklearstaaten seien oder den nuklearen Schutz der Vereinigten Staaten genießen“.

Er erklärte außerdem, dass das Waffenstillstandsabkommen den Koreakrieg zwar effektiv beendet, der Region aber keinen Frieden gebracht hätte, und dass es deshalb „durch ein Friedensabkommen zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten ersetzt werden sollte“.

Präsident Kim machte diese Aussagen während einer 70-minütigen Begegnung mit dem ÖRK-Generalsekretär, Pfarrer Dr. Samuel Kobia, am Montagnachmittag, dem 19. Oktober, in Pjöngjang.

Kim ist einer der drei führenden Politiker Nordkoreas zusammen mit Kim Jong-il, dem Obersten Führer, und Kim Yong-il, dem Regierungschef. Kim Yong-nam wird oft als faktisches Staatsoberhaupt bezeichnet, da er das Land häufig bei Staatsbesuchen in aller Welt und bei der Unterzeichnung von Verträgen im Namen der DVRK vertritt.

Kobia und die ÖRK-Delegation hielten sich auf Einladung des Koreanischen Christenbundes (KCF) in Nordkorea auf, um Kirchen zu besuchen und Gespräche mit nordkoreanischen kirchlichen Verantwortlichen zu führen. Diesem Besuch wird sich vom 21.-23. Oktober eine dreitägige Konsultation über „Die Kirche und die Wiedervereinigung Koreas“ anschließen.

Vier nordkoreanische Kirchenleiter wollten an der Konsultation teilnehmen. Ferner werden fast 50 südkoreanische kirchenleitende Verantwortliche sowie 80 Kirchenverantwortliche aus einem Dutzend anderer Länder in aller Welt teilnehmen, darunter Delegationen aus den USA, Kanada, China, Australien, Kambodscha, Indonesien, Indien, Thailand, Großbritannien, Deutschland, Japan und Russland.

Der ÖRK hat wesentlich dazu beigetragen, dass die beiden koreanischen Kirchenfamilien seit über 25 Jahren im Rahmen des sogenannten Tozanso-Prozesses zusammentreffen. In diesem Prozess untersuchen Vertreter von ÖRK-Mitgliedskirchen gemeinsam mit koreanischen Christen die Möglichkeiten einer Wiedervereinigung der Halbinsel.

Bei dem Gespräch mit Kobia erwähnte Kim auch, dass die nordkoreanische Regierung in all den Jahren geholfen habe, die Kirchen wiederaufzubauen, die im Koreakrieg und bei der Bombardierung Pjöngjangs durch die US-amerikanischen Streitkräfte zerstört worden waren.

Er ermutigte den ÖRK, seine Beziehungen zum Koreanischen Christenbund durch fortgesetzte Besuche im Land aufrechtzuerhalten.

Im Blick auf das Atomwaffenprogramm Nordkoreas erklärte Kim weiter, die Lösung sei, die ganze Region zu entnuklearisieren. Die Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel sei „eine der letzten Anweisungen des Großen Führers“ gewesen, des ehemaligen nordkoreanischen Staats- und Parteichefs Kim Il-sung, der „ewiger Führer“ Nordkoreas genannt wird und 1994 starb.

Kobia erwiderte, der ÖRK vertrete den Standpunkt, dass „diejenigen, die Atomwaffen besitzen, sie abschaffen sollten, und dass die, die sie anstreben, ihre Bestrebungen aufgeben sollten“.

Kim verwies darauf, dass es sich bei den anderen Partnern der Sechs-Parteien-Gespräche ausnahmslos um Staaten handle, die entweder selbst Nuklearstaaten seien (China, Russland und die USA) oder die „den nuklearen Schutz der Vereinigten Staaten genießen“ (Japan und Südkorea).

Kobia erläuterte, dass es die Haltung des ÖRK und seiner Mitgliedskirchen sei, dass „wir uns als Christen unermüdlich für den Frieden einsetzen, da Jesus Christus der Friedefürst und Friedensstifter in der Welt ist“, und dass der ÖRK „auf den Tag hofft, wo die beiden Koreas wiedervereint und die Familien zusammengeführt werden“.

An dem Treffen nahmen außer Kim und Kobia auch Pfarrer Kang Yong Sop, Vorsitzender des KCF, und Pfarrer Ri Rong Ji, Direktor des KCF, teil wie auch die Mitglieder der ÖRK-Delegation Mathews George Chunakara, Christina Papazoglou, Mark Beach und Peter Williams.

  

"Nurture our unity in Christ, Kobia tells North Korean congregation"

"ÖRK-Delegation besucht Nordkorea"

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