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© Stephen Brown/ÖRK

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Berlin. Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nahmen am 25. Mai an einer öffentlichen Debatte vor dem Brandenburger Tor teil, zu der Zehntausende Menschen an diesem ersten Tag des Kirchentages als der größten evangelischen Veranstaltung in Deutschland gekommen waren.

Während einer 90-minütigen Podiumsdiskussion über Demokratie und globale Verantwortung sprach Obama vor dem Hintergrund von Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und demokratiefeindlichen Trends von der Aufgabe, die internationale Ordnung neu auszurichten.

„Wir müssen uns gegen Tendenzen wehren, die Menschenrechte verletzen oder die Demokratie und die individuelle Gewissens- und Religionsfreiheit unterdrücken würden", sagte der frühere US-Präsident.

„Wir können uns nicht selbst isolieren und uns hinter einer Mauer verstecken", sagte Obama an dem Ort, an dem die Stadt früher durch die Berliner Mauer in einen Ost- und einen Westteil getrennt wurde.

Zum Evangelischen Kirchentag, der alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt veranstaltet wird, kamen dieses Jahr mehr als 100 000 Teilnehmende jeden Alters in Berlin zusammen.

„Wir hoffen, dass der Kirchentag eine ganzheitliche Vision von Gerechtigkeit und Frieden fördert, die die Dynamik von Konflikten in unterschiedlichen Regionen, die Einflussnahme durch fremde Mächte und sich ändernde globale Realitäten wie die Globalisierung der Wirtschaft, Migration und Klimawandel anspricht“, sagte Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

Abuom nimmt an einer Podiumsdiskussion des Kirchentages teil, bei der es um die Verantwortung für den Frieden geht und zu der der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel eingeladen wurde. Die Diskussion ist eine von 2 000 Veranstaltungen während des Kirchentages, viele davon mit Teilnahme von ÖRK-Mitgliedskirchen aus mehreren Kontinenten.

Der Kirchentag bringt führende Persönlichkeiten aus Kirche, Politik, Wirtschaft und verschiedenen Ländern zusammen und dient als wichtiges Forum für Debatten über aktuelle soziale und politische Herausforderungen, bietet aber auch Gelegenheit zu Gottesdiensten, Musik- und Kulturveranstaltungen.

Der Kirchentag findet vom 24. bis zum 28. Mai im Jahr des 500. Reformationsjubiläums statt und ist eine der größten Veranstaltungen in Deutschland, die dieses Ereignisses gedenkt. Der Kirchentag endet mit einem im Fernsehen übertragenen Gottesdienst in Wittenberg. Die Stadt liegt ca. 90 km von Berlin entfernt und wird weltweit als der Ort angesehen, an dem die Reformation Martin Luthers begann.

Die Organisation des Kirchentages hofft, dass uns der Geist der Reformation bei der Bewältigung von Herausforderungen wie der Integration vom Flüchtlingen, dem Klimawandel und der finanziellen und wirtschaftspolitischen Steuerung leitet.

„Die Ideen und grundlegenden Überzeugungen der Reformation haben die Welt verändert", sagte die Präsidentin des diesjährigen Kirchentages, die Schweizer Theologin und Philosophin Christina Aus der Au. „Das Reformationsjubiläum fällt in ein Jahr und eine Zeit, die von schnellen Veränderungen bestimmt werden. Die Welt wird von Krisen und Kriegen erschüttert."

Am 26. Mai findet auf dem Kirchentag eine Schweigeminute für die mehr als 10 000 Menschen statt, die ihr Leben auf dem Weg nach Europa und auf der Flucht vor Krieg, Not und Terror verloren haben.

Gegründet wurde der Kirchentag 1949 als evangelische  Laienbewegung, um die demokratische Kultur nach der Nazidiktatur und dem Zweiten Weltkrieg zu stärken. Seither hat der Kirchentag in den vergangenen Jahrzehnten seine  europäischen und globale Reichweite ständig erweitert. Dieses Jahr werden mehr als 6 000 ausländische Teilnehmende aus 105 Ländern erwartet - nach Aussage der Organisationsabteilung ein Rekord.

Auf seiner Rede anlässlich der Eröffnung des Kirchentages sprach der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, als spiritueller Führer der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft  über die Terroranschläge in Berlin kurz vor Weihnachten und das Selbstmordattentat in Manchester, VK, das nur zwei Tage vor dem Kirchentag stattgefunden hat.

„Wir beten, trauern und klagen, wir schreien und protestieren", sagte Welby in seiner Rede, die die erste Ansprache eines Erzbischofs von Canterbury vor dem Kirchentag war.

Neben Abuom zählen zu weiteren Mitgliedern des ÖRK-Führungszirkels, die sich auf dem Kirchentag zu Wort melden, der Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit; die ÖRK-Präsidentin für Afrika, Pastorin Mary-Anne Plaatjies van Huffel; und weitere Mitglieder des ÖRK-Zentralausschusses.

Anfragen für Interviews mit dem ÖRK-Generalsekretär und anderen ÖRK-Vertretenden sind an die ÖRK-Kommunikationsdirektorin Marianne Ejdersten zu richten: [email protected], +41 79 507 63 63.

Übersicht über Veranstaltungen im Programm des Kirchentags mit Bezug zum ÖRK (pdf)

Treffen mit speziellen Gästen am ÖRK-Stand auf dem Kirchentag/live übertragene Interviews (pdf)

Oikoumene Go! Flyer Fotowettbewerb (pdf)