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© Syovata Kilonzo/ÖRK

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Mehr als 120 religiöse und geistliche Führungspersönlichkeiten, Fachpersonen aus dem Gesundheitsbereich und junge Menschen trafen sich am 7. und 8. Februar in Kenia mit dem Ziel, die Bekämpfung der Stigmatisierung von HIV zu intensivieren. Vertreterinnen und Vertreter der kenianischen Regierung, von zivilgesellschaftlichen Organisationen, Netzwerken von HIV-Betroffenen und Partnern aus der Entwicklungszusammenarbeit nahmen ebenfalls an dem Treffen in Nairobi teil. Das Thema der Tagung lautete „Faith on the Fast Track: Eliminating Stigma and Discrimination Through Love and Dialogue“ (Glaube auf der Überholspur: Stigma und Diskriminierung durch Liebe und Dialog überwinden), und sie beleuchtete die Auswirkungen des Dialograhmens, der seit 2013 in mehreren Ländern existiert. Die Veranstaltung wurde vom kenianischen Zweig des Internationalen Netzwerks religiöser Verantwortungsträger/innen, die HIV-positiv oder persönlich von HIV/AIDS betroffen sind (INERELA+ Kenia) und vom Globalen ökumenischen Aktionsbündnis des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK-EAA) organisiert und nebst anderen durch das Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) unterstützt.

„Der Dialograhmen als Werkzeug wurde auf dem hochrangigen Gipfeltreffen religiöser Leitungspersönlichkeiten über HIV und AIDS im Jahr 2010 in den Niederlanden ausgearbeitet, um einen systematischen, integrativen und nachhaltigen Dialog und eine entsprechende Zusammenarbeit zwischen religiösen Verantwortlichen und Menschen mit HIV auf allen nationalen Ebenen zu fördern“, erklärte Francesca Merico, die HIV-Kampagnenkoordinatorin von ÖRK-EEA. „Er bietet eine Plattform für gemeinsame Initiativen.“

Der Dialograhmen habe HIV-Betroffenen die Möglichkeit eröffnet, mit religiösen Führungspersönlichkeiten zusammenzuarbeiten, meinte Jackie Wambui, Mitglied des Nationalen Netzwerks zur Befähigung von Menschen mit HIV/Aids in Kenia. „Sie erhalten nun Anleitung dahingehend, wie sie mit HIV umgehen sollen. Ich glaube, es soll auch eine Plattform für Jugendliche und junge Menschen mit HIV ins Leben gerufen werden, um deren Anliegen eine Stimme zu verleihen.“

Der Dialograhmen wurde mit viel Begeisterung begrüßt, und viele religiöse Verantwortliche interessieren sich nun für die Initiativen rund um HIV, erklärte Abdalla Kamwana, Mitglied des Obersten Rates der Muslime in Kenia und Vorsitzender von INERELA+ Kenia. „Wenn wir im gleichen Rhythmus weitermachen, werden wir die Stigmatisierung und Diskriminierung ganz beseitigen können. Die Dialoge verbinden Menschen aus unterschiedlichen Kontexten, verschiedenen Religionen und Kulturen sowie Menschen verschiedener Leitungsebenen in Glaubensgemeinschaften. Schon allein diese Tatsache bereichert den Dialog.“

Die Teilnehmenden erhielten einen Einblick in die Arbeit, die in Kenia innerhalb dieses Dialograhmens durchgeführt wird. Im Anschluss an den ersten Dialog, der 2015 in Kenia stattfand, riefen religiöse Führungspersönlichkeiten und HIV-Betroffene gemeinsame Maßnahmen ins Leben. Dazu gehören das Brechen des Schweigens über die Stigmatisierung von HIV, die Förderung des Dialogs auf verschiedenen Ebenen innerhalb religiöser Institutionen, mit Partnern in der Entwicklungszusammenarbeit und staatlichen Institutionen sowie Advocacy für einen sichereren und gesünderen Lebensstil. Sie wurden von religiösen Verantwortlichen gemeinsam mit Netzwerken von HIV-Betroffenen, die eng mit INERELA+ Kenia zusammenarbeiten, umgesetzt, um die Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV zu verringern.

Nach der Präsentation dieser Initiativen stellte Jane Ng'ang'a, Programmreferentin von INERELA+ Kenia, einige der Erfolge seit der zweijährigen Umsetzung des Rahmens vor: Die Reaktion der Glaubensgemeinschaften auf HIV in Kenia hat sich zu einer nationalen Reaktion ausgeweitet, in fünf Ländern wurden Dialoge ins Leben gerufen, religiöse Verantwortliche haben bei der Bekämpfung von Stigmatisierung und Diskriminierung eine Führungsrolle übernommen und die Gemeindemitglieder haben begonnen, die eingeleiteten Initiativen zu unterstützen. Ein wesentlicher Höhepunkt dieser Arbeit ist zudem die Beteiligung von Männern in den Glaubensgemeinschaften an den Initiativen rund um HIV.

Aus der Praxis berichteten junge Menschen mit HIV, die durch INERELA+ Kenia von den Maßnahmen des Rahmens profitiert haben, den Teilnehmenden über ihre Erfahrungen. „Mein Leben ist wunderbar, seit ich zu INERELA+ Kenia gestoßen bin. Ich habe das Gefühl, dass die Kirche mich so angenommen hat, wie ich bin. Ich habe mich auf meinem geistlichen Weg weiterentwickelt und bin stolz auf mich selbst, so wie ich bin“, erzählte Brian.

Eine mobile Ausstellung, bei der acht Initiativen des Rahmens vorgestellt wurden, zeigte die Wende auf, die der Rahmen beim Umgang der Glaubensgemeinschaften in Kenia mit HIV herbeigeführt hat. Ein HIV-Betroffener bestätigte dies während der Tagung und meinte, diese Veränderung zeige sich auch dadurch, dass alle Teilnehmenden und Rednerinnen und Redner die HIV-Betroffenen während der Tagung mit angemessenen Worten angesprochen hätten.

Die religiösen Verantwortlichen erfuhren während einer Sitzung außerdem mehr über HIV-Tests. Die Teilnehmenden wurden aufgefordert, sich an der ÖRK-Kampagne „Mit gutem Beispiel voran: HIV-Tests ohne Stigma!“ zu beteiligen, die Mitglieder von Glaubensgemeinschaften dazu ermutigt, sich selbst testen zu lassen und so eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Die Tagung bot den Teilnehmenden zudem Gelegenheit, mehr über die Arbeit des Nationalen Rates von Kenia zur Bekämpfung von AIDS zu erfahren und einen besseren Einblick in das politische Umfeld im Zusammenhang mit HIV im Land zu erhalten.

Schließlich nahmen die Teilnehmenden an der von ÖRK-EAA durchgeführten Folgenabschätzung des Dialograhmens teil. „Dies wird dazu beitragen, die Wirkung der Initiativen im Zusammenhang mit HIV im Land zu bewerten“, erklärte Dr. David Barstow, Präsident von EMPACT Afrika und Berater für ÖRK-EAA.

Weitere Zitate von Tagungsteilnehmenden:

„Religiöse Führungspersönlichkeiten sind die erste Anlaufstelle für Menschen, die mit HIV infiziert oder davon betroffen sind. Ihre Stimme im Umgang mit HIV muss gehört werden.“ Jantine Jacobi, Direktorin von UNAIDS in Kenia.

„Die Geschichte des Umgangs mit HIV ist erst dann vollständig, wenn auch die Glaubensverantwortlichen ihre Rolle übernehmen.“ Rosemary Mburu, Exekutivdirektorin von WACI Health.

„Solange nicht jeder Mensch ein Leben in Würde führen kann, ist die Arbeit der religiösen Führungspersönlichkeiten nicht beendet.“ Dr. John Kitui, Direktor von Christian Aid Kenia.

Mehr als nur ein Lied singen: Aufbau von Verständnis und gemeinsamem Handeln von HIV-Betroffenen und religiösen Führungspersönlichkeiten (auf Englisch)

Religiöse Führungspersonen und HIV-Tests

Live the Promise – ÖRK-EAA-Kampagne gegen HIV