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Foto: Ivars Kupcis/ÖRK

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Ökumenische Diakonie bedeute, sich gegenseitig in denjenigen Bereichen zu ergänzen, die uns am besten liegen, nämlich unseren Gemeinschaften zu dienen und so die Einheit der Kirche für die Welt sichtbar zu machen. Darauf einigten sich die Teilnehmenden an einem Ökumenischen Strategischen Forum über Diakonie und nachhaltige Entwicklung, zu dem letzte Woche der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) eingeladen hatte.

Über 100 Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, kirchennahen Organisationen und kirchlichen Diensten und Werken aus der ganzen Welt trafen sich vom 3. bis 6. Oktober im Ökumenischen Zentrum in Genf, um eine gemeinsame Vision für das Engagement der Kirche in der Diakonie und der nachhaltigen Entwicklung zu entwickeln und ihre Fähigkeit der Zusammenarbeit zu stärken.

In seiner Darstellung über bestehende Abläufe der ökumenischen Diakonie bemerkte Samer Laham, Mitglied des Rates der Kirchen im Mittleren Osten und regionaler Direktor des Ökumenischen Hilfsdienstes, dass das Band der Zusammenarbeit zwischen den Kirchen die Einheit der Kirche zum Ausdruck bringe. „Man kann dies heute in vielen diakonischen Aktivitäten vor Ort sehen, in Ländern, die von brisanten Konflikten geprägt sind, wie in Syrien oder im Irak“, sagte er.

Auch für die armenische Stiftung Armenia Inter-church Round Table Foundation sei die Sorge für Flüchtlinge aus Syrien eine Priorität, so Gründungsdirektor Dr. Karen Nazaryan. „Seit 2014 helfen wir Flüchtlingen aus Syrien ununterbrochen, in Armenien einen sicheren Ort zu finden und unterstützen ihre wirtschaftliche, soziale und spirituelle Integration in die armenische Gesellschaft.“ Mehr als 2000 syrische Flüchtlinge hätten bisher von diesem Programm profitiert. Die Unterstützung sei dank der Zusammenarbeit mit der Stiftung und ihrer angegliederten Dienste möglich, sagte Nazaryan.

Pastor Dr. Kjell Nordstokke, einer der Autoren des neu entwickelten und am Forum vorgestellten Dokuments „Ökumenische Diakonie“, sprach sich für ressourcengestützte ökumenische Arbeit aus – eine Haltung, die Fähigkeiten und Erfahrungen eines jeden Partners hervorheben würde, kombiniert mit einer mutigen Bewegung zu Offenheit für den Dienst am Nächsten.

Lyn van Rooyen, Geschäftsführerin der glaubensgestützten Nichtregierungsorganisation CABSA in Südafrika, sagte, ihre Organisation arbeite bei der Ausbildung und Ausrüstung von religiösen Führungspersonen in der Antwort auf die Herausforderungen von HIV absichtlich konfessionsübergreifend.

„Unsere Arbeit orientiert sich an vorhandenen Kompetenzen oder Ressourcen, und wir haben sehr schnell gemerkt, dass die Zusammenarbeit und Kooperation eine sehr wichtige Ressource ist, auch mit anderen Denominationen“, sagte van Rooyen. „Unsere Ausbildungen werden oft von Vertretenden von vielen verschiedenen Konfessionen und Glaubenstraditionen besucht; wenn die Trennungen durch Denominationen beseitigt werden können, entsteht daraus auf Ebene der Gemeinschaft oft eine bedeutende Antwort.“

In Südafrika würden Gemeinschaften oft erst zusammenarbeiten, wenn es einen zwingenden Bedarf und eingeschränkte Ressourcen gäbe, fügte Lyn van Rooyen hinzu. „Veranlasst durch die Liebe Christi finden Glaubensgemeinschaften in diesen Situationen neue und kreative Wege, um auf Krisen zu reagieren, die unüberwindbar scheinen.“

Die Ziele für Nachhaltige Entwicklung, die von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen und der globalen Zivilgesellschaft angenommen wurden, sorgten für einen neuen Elan für die Diakonie und die Fürsprachearbeit von Kirchen und ihren Diensten, fand Ingrid Næss-Holm, Klimaexpertin des norwegischen Hilfswerks Norwegian Church Aid.

„Wenn wir uns für Klimagerechtigkeit einsetzen, wenn wir mit Partnern arbeiten, um geschlechtsbezogene Gewalt zu beenden oder wenn wir in Krisenzeiten humanitäre Hilfe leisten, dann ist das alles praktische Diakonie“, sagte Næss-Holm. Norwegian Church Aid setze sich an vielen Orten weltweit schon lange ein für Anliegen im Zusammenhang mit Klimagerechtigkeit, wirtschaftlicher Gerechtigkeit, Zugang zu Wasser, Sanitätsversorgung und Hygiene sowie Friedensförderung. „Doch geben uns die Ziele für Nachhaltige Entwicklung eine neue Kraft und Legitimität, diese Arbeit weiterzuführen, gemeinsam mit bestehenden Partnern sowie auch mit neuen Verbündeten“, so Næss-Holm.

In Bezug auf die Ergebnisse des Forums ist es unmöglich, das vorgelegte Rahmenwerk für die weitere Zusammenarbeit, das Dokument „Ökumenische Diakonie“, zu übersehen. Es wurde als gemeinsame Grundlage und als solide Basis für Gespräche anerkannt, als Hilfe, die Kirchen und andere Akteure in der Diakonie und in der humanitären Arbeit an einen Tisch bringt.

Für Roel Aalbersberg, Mitglied der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten des ÖRK, ist das wichtigste Ergebnis des Forums die Einführung des Dokuments „Ökumenische Diakonie“ und die damit einhergehende Diskussion. „Auf der Konsultation von Malawi wurde 2014 aufgerufen, ein solches Grundsatzpapier auszuarbeiten, welches von Kirchen und kirchlichen Diensten und Werken gleichermaßen genutzt werden kann. Von nun an werden wir uns für unsere Arbeit in Diakonie und Entwicklung auf ein gemeinsames Rahmenwerk berufen können“, sagte Roel Aalbersberg. „Für unsere Beziehungen untereinander ist dies ein wichtiger Schritt vorwärts!“

„Es war sehr inspirierend, die Einheit von ÖRK, ACT-Bündnis und LWB (Lutherischer Weltbund) zu beobachten, die von den drei Generalsekretären an den Tag gelegt wurde und sich auch in den Diskussionen widerspiegelte“, sagte Næss-Holm im Rückblick auf die Tage am Forum.

Eine starke und geeinte ökumenische Familie, die Diakonie praktisch umsetzt, kann in Bezug auf die Beschäftigung mit gegenwärtigen Ungerechtigkeiten und zum Erreichen der Ziele für Nachhaltige Entwicklung tatsächlich einen großen Unterschied machen. „Wenn wir nun noch die interreligiöse Dimension hinzufügen – dann werden wir noch stärker sein“, fügte Næss-Holm hinzu.

Am Ökumenischen Strategischen Forum fanden sich Teilnehmende von Kirchen, Kirchenräten, Gemeinden und kirchlichen Diensten und Werken zusammen, dabei sowohl nationale als auch regionale und globale ökumenische Akteure. Das Hauptanliegen des Forums war, die ökumenische Zusammenarbeit in Bezug auf Diakonie und Entwicklung zu stärken, Strategien zur Einflussnahme auf nationaler Ebene zu erarbeiten und Orientierung für die ökumenische Begleitung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu geben.

Ökumenische Diakonie: Gottes Gaben an jedem Tisch teilen (in englischer Sprache)

Auf weltweite Herausforderungen reagieren: Forum entwickelt Strategie für Diakonie

Fotos vom Ökumenischen Strategischen Forum