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Seine Allheiligkeit Bartholomäus I und Pastor Dr. Olav Fykse Tveit.  © Albin Hillert/ÖRK

Seine Allheiligkeit Bartholomäus I und Pastor Dr. Olav Fykse Tveit. © Albin Hillert/ÖRK

Der Ökumenische Patriarch, Seine Allheiligkeit Bartholomäus I, hielt am 24. April im Ökumenischen Zentrum im Rahmen seines offiziellen Besuchs in der Schweiz anlässlich des 25-jährigen Jubiläums seiner Inthronisierung als Ökumenischer Patriarch  und des 50. Jahrestages der Gründung des Orthodoxen Zentrums des Ökumenischen Patriarchats in Chambésy eine öffentliche Rede.

In seinen weitreichenden Ausführungen an die Zuhörerschaft ging der Patriarch auf die Gründe für das vor kurzen veranstaltete Heilige und Große Konzil ein, das im Juni 2016 auf Kreta einberufen worden war, und erläuterte die Rolle der Wissenschaft und der Technologie in der heutigen Gesellschaft, den theologischen Imperativ zur Bekämpfung des Klimawandels, das Elend und die Perespektiven von Kindern in der heutigen Zeit, die Bedeutung des Kampfes gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei und die Notwendigkeit für alle christlichen Gläubigen, sich in der Praxis für diese  Fragen zu engagieren.

All diese Themen müssen wir als Gesamtheit sehen und „gemeinsam daran arbeiten, mit einer Kultur der Solidarität, des Respekts vor anderen Menschen und des Dialogs dagegen anzugehen. Diese Sensibilisierung unseres Gewissens muss Hand in Hand mit der Teilnahme an konkreten Initiativen und Aktionen gehen. Wir brauchen auf der Handlungsebene eine stärkere Mobilisierung", sagte er.

Bartholomäus erinnerte seine Zuhörerschaft daran, dass das Ökumenische Patriarchat vor fast einhundert Jahren eine wichtige Rolle bei der Entstehung der ökumenischen Bewegung und ihrer Suche nach Einheit gespielt habe, und zitierte Meilensteine in seinem eigenen und im Engagement der Kirche für den ÖRK. Seit 1955 gibt es eine ständige Vertretung des Patriarchats beim ÖRK in Genf, zurzeit geleitet von Erzbischof Hiob von Telmessos.

Was Bartholomäus besonders am Herzen liegt, ist nach Aussage des Patriarchen die eindeutige und feste Verpflichtung der orthodoxen Kirche zur ökumenischen Bewegung.

„Wir Orthodoxen glauben fest daran, dass das Ziel und die 'raison d’être' der ökumenischen Bewegung und des Ökumenischen Rates der Kirchen darin besteht, das letzte Gebet Jesu am Kreuz zu erfüllen, dass sie alle eins seien” (Joh 17,21), so wie wir es hier im ÖRK auf dem großen Gobelin in der Halle sehen.

Aus diesem Grund hat das Heilige und Große Konzil darauf hingewiesen, dass die Mitwirkung der Orthodoxen in der Bewegung für die Wiederherstellung der Einheit mit anderen Christen in der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche in keiner Weise der Natur und Geschichte der Orthodoxen Kirche fremd ist; es ist dies der Ausdruck des apostolischen Glaubens und der Überlieferung in neuen historischen Umständen.”

Bartholomäus, der inzwischen sein 25-jähriges Jubiläum als Ökumenischer Patriarch und Erzbischof von Konstantinopel feiert, wurde im Zentrum von Pastor Dr. Olav Fykse Tveit begrüßt, dem Generalsekretär des ÖRK.

Tveit bezeichnete Bartholomäus als „einen der am meisten respektierten Kirchenleitenden der heutigen Zeit“ und bezog sich dabei auf dessen Fähigkeiten als Führer der orthodoxen Ostkirchen weltweit. Dabei wies Tveit besonders auf die große moralische Autorität des Patriarchen und sein prophetisches Zeugnis in der internationalen Arena hin, das aber auch für christliche Gläubige überall auf der Welt und auch ihn selbst Bedeutung habe.

„Ich war inspiriert durch die Klarheit, mit der er uns und jeder Zuhörerschaft die grundlegenden und prophetischen Dimensionen unseres Glaubens und die moralische Autorität vermitteln kann, uns für Menschlichkeit, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden, aber auch - und besonders - für die gesamte Schöpfung Gottes auf diesem Planeten Erde einzusetzen, auf dem wie leben.

Antworten auf die Ansprache des Patriarchen gab es von Tveit, Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri, beigeordnete Generalsekretärin, und Erzbischof Hiob.

Für Tveit hat die Rede des Patriarchen zu einer erneuerten Betrachtung der anhaltenden Suche nach christlicher Einheit und ihres wechselnden Charakters besonders in ihrem Wirken in der Welt geführt.  „Warum hat das, was wir - inspiriert durch den Aufruf, als Kirche eins zu sein -  in diesem Haus und in diesen Organisationen tun, einen besonderen Wert für die menschliche Familie?", fragte er.

Tveit schloss sich umfassend dem Aufruf des Patriarchen nach ökumenischer Solidarität an.

„Diese Art der gegenseitigen Rechenschaftspflicht in unserer Verpflichtung zum Dialog kann uns zur Befreiung führen und uns helfen, nachhaltige Wege in die Zukunft zu finden. Der ökumenische Dialog kann der Welt dienen als Weg sowohl des Kreuzes als auch der Auferstehung. Unser gemeinsamer Glaube an Jesus Christus ist in seinem eigentlichen Wesen: Hoffnung."

Mit Bezug auf die Anmerkungen des Patriarchen über das „unverletzliche und nicht verhandelbare Recht" auf Wasser und seine außerordentlichen Führungskompetenzen im Bereich des Klimaschutzes wies Prof. Phiri besonders auf die entsprechende Arbeit des ÖRK, die Ernennung des ÖRK 2016 zu einer Blue Community und die Initiativen hin, sauberes Wasser und sanitäre Grundversorgung zu einem Menschenrecht zu machen. Sie erinnerte daran, dass der ÖRK 2015 Personen und Gemeinschaften nachdrücklich aufgefordert hatte, auf Flaschenwasser zu verzichten und damit einen wichtigen Beitrag zur Wassergerechtigkeit zu leisten. Die Kirchen müssen hier vorangehen.

Bartholomäus begrüßte den ÖRK-Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens und wiederholte seine Aufforderung an alle Mitgliedskirchen, „sich  zusammen auf eine gemeinsame Suche zu begeben, um die wahre Berufung der Kirche durch ein gemeinschaftliches Engagement für die äußerst wichtigen Anliegen der Gerechtigkeit und des Friedens zu erneuern und eine Welt voller Konflikte, Ungerechtigkeit und Schmerz zu heilen."

Rede Seiner Allheiligkeit, des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus

Antwort von ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit auf die Rede Seiner Allheiligkeit,  des Ökumenischen Patriarchs Bartholomäus

Einführung des Ökumenischen Patriarchen, Seiner Allheiligkeit Bartholomäus I, am 24,. April 2017 durch ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit.

Arbeit des ÖRK zum Thema Klimagerechtigkeit und Blue Community, Antwort von Frau Professor Dr. Isabel Apawo Phiri

Download von kostenlosen hochauflösenden Fotos vom Besuch des Patriarchen