2004 jährt sich zum zehnten Mal der Massenmord in Ruanda. Binnen hundert Tagen starben fast eine Million Menschen in einer Orgie aus Hass, Mordlust und Gewalt. Dem schrecklichsten Völkermord in der jüngeren Geschichte Afrikas ist die Skulpturen-Installation "Die Wunden der Erinnerung" des Malers und Bildhauers Kofi Setordji aus Ghana gewidmet, die bis zum 26. September im Foyer des Ökumenischen Zentrums in Genf zu sehen ist. Der deutsche Evangelische Entwicklungsdienst (eed) hat das Werk zuvor auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin gezeigt. Im April 2004 wird es zum Jahrestag des Genozids in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, präsentiert.

Nach Darstellung des eed war das Morden in dem kleinen zentralafrikanischen Land von einer Machtelite mit Hetzkampagnen lange vorbereitet worden, um die Bevölkerung gegen die Tutsi-Minderheit und jene Hutus aufzustacheln, die für ein friedliches Zusammenleben eintraten. Gezielt seien Armee, Polizei, Milizen, Todesschwadrone, Verwaltung und Medienpropaganda eingesetzt worden. Mit Macheten, Messern und Äxten seien die Mörder auf die Opfer in ihrer Nachbarschaft losgegangen.

Die Weltgemeinschaft habe dem Morden zugeschaut und die Täter gewähren lassen, so der eed-Begleittext zur Ausstellung. Die Vereinten Nationen hätten sogar einen Teil ihrer Blauhelmtruppen abgezogen. Die Opfer seien der Verfolgung durch ihre Mörder schutzlos ausgeliefert gewesen.

Fernsehbilder dieses Genozids liessen den Maler und Bildhauer Kofi Setordji aus Ghana nicht mehr los. Mehr als zwei Jahre lang arbeitete er an der multidimensionalen Installaltion "Genocide" aus Terrakotta, Stahl, Bildern und Holz, die das Unfassliche im wahrsten Sinne „zugänglich" machen soll. Etwa ein Drittel der Arbeiten ist im Ökumenischen Zentrum zu sehen.

Mit unterschiedlichen Materialien werden alle gezeigt, die zur Geschichte dieses Völkermordes gehören: Täter und Mitläufer, politische und militärische Führer hinter hohlen Fassaden, Angeklagte und Richter, die Flüchtlinge und Niedergemetzelten, die Weltgemeinschaft, die tatenlos zusah, und im Mittelpunkt die Toten: Ein Massengrab mit halb verscharrten Totenmasken, über dem der Geier kreist.

Bei der Ausstellungs-Eröffnung im Rahmen der ÖRK-Zentralausschussitzung sagte Setordji, er sei traumatisiert gewesen von den schrecklichen Bildern und widme sein Werk den Opfern dieses Verbrechens. Die unfassbaren Aktionen der Hutu-Mörder seien möglich gewesen, weil sie in ihrem gemeinsamen Vorgehen als Gruppe jeden Sinn für persönliche Verantwortung verloren hätten. Mit seinen Arbeiten wolle er ein "Stop-Zeichen" setzen und hoffe, die Besucher erkennen, dass es hier nicht um zwei ethnische Gruppen oder um Afrika gehe, sondern um das Verhalten von Menschen.

Wilfried Steen vom Evangelischen Entwicklungsdienst zog Parallellen zum Massenmord an Juden während der NS-Diktatur in Deutschland. Er glaube, dass die Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen dieser Zeit nicht ohne die vielfachen künstlerischen Auseinandersetzungen mit diesem Thema möglich seien. In der Ausstellung zum Völkermord in Ruanda starren einen Masken des Horrors an, sie führe aber auch hinter diese Masken.