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Johann Hus auf dem Konstanzer Konzil, von Karl Friedrich Lessing

Johann Hus auf dem Konstanzer Konzil, von Karl Friedrich Lessing

Erzbischof Emeritus Anders Wejryd, Präsident für Europa des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), zollt einer der bemerkenswertesten Persönlichkeiten in der Geschichte Westeuropas, dem böhmischen Reformator, Pfarrer und Philosoph des 14. und 15. Jahrhunderts Jan Hus tiefen Tribut.

In seiner Botschaft anlässlich der Feierlichkeiten zum 600. Todestag von Jan Hus am 5. und 6. Juli in Prag erklärte Wejryd: „In einer Zeit tiefer Spaltungen in der Kirche, die zwischen Rom und Avignon besonders deutlich aber auch in zahlreichen politischen Intrigen innerhalb der Christenheit zutage traten, rief Hus seine Anhänger auf, die Eine Kirche als mystischen Leib Christi zu verkünden, der aus dem auserwählten Volk Gottes besteht“.

Hus galt als „Gründer seiner eigenen Nation“ und hatte starken Einfluss auf die Staaten Europas.

Wejryd sprach von seiner Bewunderung für Hus’ Fähigkeit, „zwischen der zeitlichen Treue zu seiner Heimat und seiner zeitlosen Ergebenheit zum Reich Gottes zu unterscheiden“. Kirche und Staat seien für Hus zwei getrennte Reiche und „eine Vermischung beider Reiche könnte zu Korruption unter geistlichen Oberhäuptern führen“.

„Er wusste, dass Staatsangehörigkeit und Patriotismus für ihn wichtige Werte waren, lehrte jedoch, dass die Bestimmung eines jeden Christen letztendlich der Kirche Jesu Christi gilt“, ergänzte Wejryd.

Wie Wejryd berichtete, hatte sich Jan Hus aufgrund seiner Hoffnung auf Einheit und Versöhnung zu Gesprächen mit seinen mächtigsten Gegnern bereit erklärt. Obwohl man ihm freies Geleit nach Konstanz zugesichert hatte, wurde er bei seiner Ankunft festgenommen und im Juli 1415 „zum Opfer eines Justizmordes“.

Wejryd erläuterte: „Durch seinen Tod hat Jan Hus ernorme institutionelle Ungerechtigkeiten ans Tageslicht gezerrt“ und bemerkte, dass sowohl Papst Johannes Paul II. als auch Papst Franziskus mit den Worten des Heiligen Johannes Paul II. „tiefes Bedauern für den grausamen Tod von Jan Hus“ aussprachen.

„Der Ökumenische Rat der Kirchen zollt dem Opfertod von Jan Hus Tribut und bekräftigt sein Engagement auf dem Weg zu Erneuerung, Wiedererweckung, Dialog, Gerechtigkeit und Frieden“, erklärte Wejryd.

Die Feierlichkeiten zum 600. Todestag von Jan Hus werden von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche ausgerichtet, die beide Mitgliedskirchen des ÖRK sind.

Am 2. Oktober 2015 eröffnet der ÖRK im Ökumenischen Zentrum in Genf eine Ausstellung über das Leben und Wirken von Jan Hus. Sie ist Teil weiterer Gedenkanlässe, die im Oktober in Genf an der Universität, der Kathedrale St. Pierre, im Auditoire de Calvin, der Madeleine-Kirche und im Internationalen Reformationsmuseum stattfinden.

Grußwort des ÖRK zum 600. Todestag von Jan Hus (in englischer Sprache)

ÖRK-Blog: Die jahrhundertealte Sehnsucht nach Frieden in Europa (in englischer Sprache)

Website der Jan Hus-Feierlichkeiten in Prag

ÖRK-Mitgliedskirchen in der Tschechischen Republik