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5. März 2024, Genf, Schweiz: Menschen versammeln sich zur ersten gemeinsamen Sitzung der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, der Kommission für Gesundheit und Heilen und der Kommission für Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung.

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Gemeinsam wurde das Thema „Glaube, wirksames Zeugnis und Diakonie im 21. Jahrhundert“ erkundet. Alle drei Kommissionen zeichneten die Überschneidungen mit den anderen Kommissionen auf und unterbreiteten konkrete Vorschläge für die Zusammenarbeit. 

Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten

Die Kommission befasste sich mit den globalen Herausforderungen und äußerte dabei ihre große Besorgnis über die sich ausbreitenden Konflikte in der Welt, insbesondere im Gazastreifen, in der Ukraine und im Sudan. „In einem Kontext, in dem die internationale Zusammenarbeit dringend erforderlich ist, um diese Mehrfachkrisen zu bewältigen, in dem aber der Multilateralismus und das Vertrauen zwischen den Nationen auf dem Rückzug sind, sind die Botschaft und das Beispiel der ökumenischen Bewegung für Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit dringend nötig“, heißt es im Bericht der Kommission.

Die Welt stehe heute vor zahlreichen großen Herausforderungen, so die Kommission. „Wir sind mit einer multipolaren Störung und mit Krisen konfrontiert. Diese Teufelskreise von Unsicherheit und Instabilität bedrohen auf verschiedene Weise den Frieden und die Sicherheit der Welt“, heißt es im Bericht.

Zu diesen Herausforderungen gehören „Kriege, ethnische Konflikte, politischer Rechtsextremismus, sich ausbreitende politische Gewalt und ein zunehmend ungedeckter Bedarf an humanitärer Hilfe.“

Darüber hinaus verweist der Bericht auf den „Zusammenbruch der auf den Grundsätzen des Multilateralismus und der Rechtsstaatlichkeit gestützten internationalen Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg“ und stellt fest, dass „die anhaltenden Konflikte im Gazastreifen und in der Ukraine von diesem Zusammenbruch zeugen“, es aber noch viele andere Krisensituationen gebe, die weit weniger internationale Aufmerksamkeit erhielten.

Die Kommissionsmitglieder tauschten sich über viele Probleme und Situationen aus, die sie in ihrem eigenen Umfeld und aus regionaler Sicht beschäftigen. Mit großer Besorgnis nahm die Kommission auch von den stark reduzierten personellen und finanziellen Ressourcen Kenntnis, die ihr derzeit zur Verfügung stehen.

Außerdem erörterte die Kommission Themen wie Menschenrechte und Grundfreiheiten, Religionsfreiheit, Förderung von Frieden mit Gerechtigkeit und Freiheit, Abrüstung, gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit sowie das Selbstbestimmungsrecht von Völkern unter fremder und kolonialer Herrschaft.

Fünf Arbeitsgruppen werden sich mit folgenden Themen befassen: Frieden und Sicherheit, Globale Steuerung, Naher Osten, Menschenrechte, Flüchtlinge, Migration und Staatenlosigkeit. Die Einbindung in die Beziehungen und Prozesse der Vereinten Nationen – einschließlich der UN-Reform – wurde ebenfalls als Priorität genannt. 

Kommission für Gesundheit und Heilen

Die vier Arbeitsgruppen dieser Kommission befassten sich mit den Hindernissen und den Aussichten bei der Bereitstellung von ganzheitlicher Gesundheit und Heilung für jeden Menschen in der heutigen Welt, die vor so vielen Herausforderungen steht. Die behandelten Themen waren Gesundheitssysteme und Zugang zu ihnen, Psychische Gesundheit, HIV und reproduktive Gesundheit sowie Glaube und Wissenschaft. Jede Gruppe entwickelte einen Aktionsplan.

Zum Thema Gesundheitssysteme und Zugang zu ihnen kommentierte der Bericht der Kommission: „In den letzten 20 Jahren haben sich die Gesundheitssysteme weltweit entwickelt. Die Regierungen haben die Verantwortung für die Gesundheitssysteme übernommen und viele kirchliche Gesundheitseinrichtungen wurden ins Abseits gedrängt und scheinen nicht mehr dieselbe Rolle zu spielen, die sie vor Jahren innehatten.“

Mit Blick auf dieses Problem stellte die Kommission einen Bedarf an ganzheitlicher Betreuung fest und bemerkte, dass die Kirchen diese anbieten können. 

Die Arbeitsgruppe Psychische Gesundheit setzte vier Schwerpunkte: die vielfältigen Aspekte des Traumas der Person als Ganze und in allen Gesellschaften, Entwicklung eines interdisziplinären Dialogs, junge Menschen und psychisches Wohlbefinden sowie Überwindung von Einsamkeit und sozialer Isolation. „In vielen Ländern hat die Mehrheit der Bevölkerung keinen Zugang zu psychischen Gesundheitsdiensten“, heißt es im Bericht der Kommission. „Diese Realität weist darauf hin, was in dieser Hinsicht noch geleistet werden muss.“

Die Arbeitsgruppe für HIV und reproduktive Gesundheit nannte vier Schwerpunktbereiche: Gefährdung von jungen Menschen, Auswirkungen von geschlechtsspezifischer Gewalt, einschließlich sexuellem Missbrauch, Stigmatisierung sowie Nachhaltigkeit der Maßnahmen im Bereich HIV und reproduktive Gesundheit. „Zu den Tätigkeiten für das kommende Jahr gehört die Ausarbeitung von Ratgebern zu Fragen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Dabei sollen auch die Zusammenhänge mit HIV und geschlechtsspezifischer Gewalt aufgezeichnet und Handlungsempfehlungen an Kirchenleitende abgegeben werden“, heißt es im Bericht. „Darüber hinaus soll in diesem Jahr ein theologischer Rahmen für den Umgang mit der Menschenwürde und der reproduktiven Gesundheit im Allgemeinen veröffentlicht werden. Die Arbeitsgruppe wird mit ÖRK-Personal zusammenarbeiten, um diesen Rahmen in unseren Netzwerken zu fördern.“

Die Arbeitsgruppe Glaube und Wissenschaft wird sich auf die theologische Anthropologie im Zeitalter der künstlichen Intelligenz konzentrieren. „Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, im Oktober 2024 gemeinsam mit der Referenzgruppe Glauben und Life Science des Kanadischen Kirchenrates eine Online-Veranstaltung zu organisieren“, heißt es im Bericht der Kommission. „Vorgesehen ist eine Podiumsdiskussion mit mindestens vier konfessionellen Standpunkten, darunter idealerweise zwei nicht-nordamerikanische Sichtweisen.“

Kommission für Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung

Die neue Kommission für Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung betonte die Dringlichkeit und die Notwendigkeit konkreter Maßnahmen.

Sie richtete folgende fünf thematische Arbeitsgruppen ein:

Klimagerechtigkeit: In den Jahren 2024 bis 2025 wird diese Arbeitsgruppe Berichte über Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen sowie anderen Klimainitiativen durch die Kirchen sammeln. Sie wird die Rolle des ÖRK bei den UN-Klimagesprächen stärken und sich außerdem dafür einsetzen, eine Brücke des Dialogs mit Regierungen, Unternehmen und Gemeinden zu schlagen, damit alle Beteiligten Zugang zu Klimagerechtigkeit haben.

Ökonomie des Lebens: Diese Arbeitsgruppe wird sich „an der Entwicklung einer Kampagne beteiligen, die auf der Klimakonferenz COP 29 Klimagerechtigkeit mit globaler Steuergerechtigkeit verbindet. Sie wird theologische Überlegungen zu Reichtum und wirtschaftlicher Gerechtigkeit anstellen und am Degrowth-Konzept als alternativem Wirtschaftsmodell oder als Weg zu einem gerechteren und nachhaltigeren Planeten arbeiten“, heißt es im Bericht der Kommission.

Land, Wasser und Nahrung für das Leben: Diese Gruppe wird in einer „theologischen Reflexion regionale Perspektiven und indigene Stimmen hervorheben“, heißt es im Bericht. Sie wird auch Materialien für die Kirchen entwickeln, damit sie die Ernährungssouveränität fördern und von den Auffassungen und Beziehungen indigener Völker in Bezug auf Land lernen können. Weiter wird sie zugängliche Übersichten für die Kirchen entwerfen als Hilfestellung für angemessene Reaktionen auf Probleme.

Biodiversität und Schöpfungsgerechtigkeit: Im Bericht der Kommission steht, diese Gruppe werde „theologische Ressourcen über Biodiversität (lernen von indigenem Wissen, Kosmologien, Spiritualitäten) entwickeln sowie Informationen für Kirchen verfassen, die sie beraten, wie sie mit der Nutzung ihres Landes und ihrer Ressourcen die Biodiversität schützen können.“ Die Gruppe wird einen Plan für die Fürsprachearbeit zum Thema Biodiversität entwickeln (beispielsweise im Rahmen der bevorstehenden UN-Biodiversitätskonferenz).

Ökumenische Diakonie und Ziele für nachhaltige Entwicklung: Diese Arbeitsgruppe wird Studien und Forschungsarbeiten über Öko-Diakonie, die Ziele für nachhaltige Entwicklung und klimabedingte Migration anstoßen. Weiter wird sie mit der Referenzgruppe zu den erwähnten Themen zusammenarbeiten.

Die Kommission forderte den ÖRK auf, dem Aufruf der Erklärung der 11. ÖRK-Vollversammlung, „Der lebendige Planet – Streben nach einer gerechten und zukunftsfähigen weltweiten Gemeinschaft“, entsprechend zu handeln und eine ökumenische Dekade für Klimagerechtigkeit zu lancieren, um Kirchen, Partner und gleichgesinnte Menschen für eine dringende, koordinierte und wirksame Antwort auf den Klimanotstand zu mobilisieren.

Drei ÖRK-Kommissionen wählen stellvertretende Vorsitzende (ÖRK-Pressemitteilung, 8. März 2024)

Internationales Podium beleuchtet Herausforderungen für die Kirchen im Bereich Gesundheit und Heilen (ÖRK-Pressemitteilung, 6. März 2024)

Klimanotstandspodium befasst sich damit, wie Kirchen mit Glauben und Hoffnung reagieren können (ÖRK-Pressemitteilung, 6. März 2024)

ÖRK-Kommissionsmitglieder besprechen die Auswirkungen aktueller politischer Trends (ÖRK-Pressemitteilung, 6. März 2024)

Drei ÖRK-Kommissionen treffen sich, um Strategien gegen neue globale Herausforderungen zu erörtern (ÖRK-Pressemitteilung, 6. März 2024)

Bildergalerie: Gemeinsame Tagung dreier ÖRK-Kommissionen – März 2024

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8 March 2024, Geneva, Switzerland: Participants gather for a photo at an inaugural Joint Meeting of the Commission of the Churches on International Affairs (CCIA), the Commission on Health and Healing (CHH), and the Commission on Climate Justice and Sustainable Development (CCJSD) of the World Council of Churches.

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