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März 2024, Genf, Schweiz: Kevin Maina von der Initiative „Young Theologians Initiative for Climate Action“ (Initiative junger Theologinnen und Theologen für den Klimaschutz) spricht auf der gemeinsamen Eröffnungssitzung der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (KKIA), der Kommission für Gesundheit und Heilen (KGH) und der Kommission für Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung (KKGNE).

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Die Diskussion beleuchtete die Grundursachen und weitreichenden Folgen des Klimanotstands und stellte den Zusammenhang zwischen Klima, Wasser, Nahrung und Gesundheit heraus.

Harjeet Singh, internationaler Experte für Klimafolgen sowie der Initiative zum Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe, unterstrich, dass der Klimawandel die größte globale Bedrohung für die Menschheit darstellt—dennoch haben wir von den Staatsoberhäuptern rund um die Welt noch keine ausreichenden Maßnahmen gesehen.

Singh bestätigte, dass es zwar eine massive Zunahme im Bereich erneuerbare Energien gegeben habe, wir aber im Auge behalten müssten, wie wichtig globale wirtschaftliche Gerechtigkeit für die Klimagerechtigkeit sei.

„Wir erleben Vertreibung und Migration in einem noch nie dagewesenen Ausmaß“, sagte Singh. „Wir müssen über wirtschaftliche Diversifizierung reden.“

Doch wir sehen auch Glaubensgemeinschaften, die sich vermehrt lautstark äußern und mehr Advocacy-Arbeit leisten, räumte er ein. „Wir müssen auch weiter über kommunale Unterstützung reden“, sagte er. „Wir müssen über Lösungen sprechen, die von der Basis kommen.“

Dr. Ingrid Jacobsen, politische Beraterin bei Brot für die Welt in Deutschland, gab Aufschluss über den Zusammenhang zwischen Klima, Wasser und Nahrung—und als weiteren Punkt fügte sie Boden hinzu. „Dann gibt es da den Rohstoffabbau, und diese Industrie belastet den Boden“, sagte sie. „Das führt zu Konflikten, denn, wenn man Nahrungsmittel erzeugen möchte, braucht man Zugang zum Boden.“

Sie sprach davon, wie Kirchen und glaubensbasierte Institutionen Klimagerechtigkeit durch eine spezielle Brille betrachten würden. „Um es auf den Punkt zu bringen: was ist bei der Klimagerechtigkeit wichtig?“, fragte sie. „Wer sind die Verursacher von Umweltschädenund wer sind dabei die Verlierer?“

Kirchen und glaubensbasierte Gruppen könnten einen Ansatz mit Blick auf die Menschenrechte verfolgen, sagte sie. „Das heißt, wenn es um Nahrungsmittelsicherheit geht, sollte man diese unbedingt unter dem Aspekt Recht auf Nahrung betrachten“, sagte sie. „Das ist nämlich ein Menschenrecht.“

Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission e. V., ging der Frage nach, was es bedeutet, wenn der ÖRK von Gesundheit und Heilen spricht.

Im heutigen Kontext, sagte sie, „haben wir wachsende Armut“ und außerdem „Ungerechtigkeit und Kriege.“

Zudem bemerkte sie, dass der Klimawandel über unzählige Menschen Katastrophen hereingebracht habe, die dadurch nicht nur körperlich verletzt wurden, sondern auch psychisch. „Die psychische Gesundheit verschlechtert sich, und es gibt mehr Konflikte als je zuvor“, sagte Schneider.

Pfarrer Glen Chebon Kernell, von der Evangelisch-Methodistischen Kirche in den USA und ordinierter Ältester in der Indianischen Missionskonferenz von Oklahoma, sagte, er begegne allen seinen im Raum befindlichen Angehörigen mit großem Respekt. „Was wir uns bewusst machen müssen, ist, dass die indigenen Kulturen überall auf der Welt Tausende von Jahren lang im Einklang mit der Erde gelebt haben“, sagte er. „Trotzdem befinden sich nur noch zwei Prozent dieser Erde in ihrem natürlichen Zustand.“

Ohne die indigenen Völker gäbe es wenig Hoffnung, fügte Kernell hinzu. „An diesem Punkt stehen wir heute“, sagte er. „Die menschliche Spezies war und ist ungehorsam und gewalttätig.“

Diskussionsleiter Erzbischof Thompson dankte Kernell für seine Überlegungen und ging kurz darauf ein: „Dürfte ich noch anmerken, dass wir uns auch stark für die Spiritualität interessieren müssen, die unsere indigenen Brüder und Schwestern als gute Hüter und Hüterinnen von Mutter Erde ausleben?“

Pfarrerin Dr. Hyunju Bae von der Presbyterianischen Kirche in Korea sprach über Machtmissbrauch als ausschlaggebenden Faktor für die Ungerechtigkeiten in der heutigen Welt. „Eine wichtige Rolle kommt den Kirchen zu, die den Strukturen der Habgier auf allen Ebenen etwas entgegensetzen müssen“, sagte sie. „Es macht Mut, wenn wir uns daran erinnern, dass sich der ÖRK in den Jahren des Apartheidssystems in Südafrika nicht scheute zu fordern, man solle Investitionen und Darlehen zurückziehen.“

Sie berichtete, dass die koreanischen Kirchen kürzlich einen „Fahrplan“ für den Weg zu einem gerechteren Vorgehen in Sachen Wirtschaft und Klima entworfen hätten. „Nun besteht die Herausforderung darin, diesen Fahrplan in der Realität umzusetzen“, sagte sie. „Ich hoffe, dass sich aus den dabei entstehenden Gesprächen der koreanischen Kirchen sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene eine Gruppe bildet, die sich gemeinsam auf den Weg macht.“

Zum Abschluss sprach Kevin Maina, Leiter der Initiative „Young Theologians Initiative for Climate Action“ (Initiative junger Theologinnen und Theologen für den Klimaschutz), vor dem Podium. Er meinte, dass es Mut brauche, um aufzustehen und sich für wirkliche Veränderungen einzusetzen. „Sowas spricht die Menschen, die Sie leiten, stark an“, sagte er. „Für die Kirchen ist das eine großartige Gelegenheit. Wir dürfen keine Angst davor haben, den Mund aufzumachen—denn nur so mobilisieren wir die Leute.“

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